Weil Zamperoni unterwürfig bleibt, verfällt Merkel bei Asyl-Interview in alte Muster

Deutschland, 20.15 Uhr. Es ist die Zeit der Schönfärberei. Zwar ist Angela Merkel eine durchaus zurückhaltende Bundeskanzlerin a.D. Sie meldet sich bevorzugt dann zu Wort, wenn sie eine Gelegenheit sieht, Kritik an ihrem Nachfolger aus der eigenen Partei zu üben. 

Das macht es umso bemerkenswerter, dass die ARD-Reportage "Merkels Erbe – Zehn Jahre 'Wir schaffen das!'" von Aussagen der sonst so schweigsamen 71-Jährigen eingerahmt ist – die Dreiviertelstunde beginnt mit Merkel und sie endet mit Merkel. Damit auch keinem ihre Sicht auf die Welt entgeht.

Zamperoni lobt Merkel: „Frau Bundeskanzlerin, ich freue mich sehr…“

Das Erste hat seinen Nachrichtenmann Ingo Zamperoni auf Reisen geschickt. Doch zuvor darf er zu Angela Merkel. Er drückt den Liftknopf zu ihrem Büro – und dem Zuschauer gleich noch einmal komprimiertes Lob ins Wohnzimmer: "16 Jahre lang war Angela Merkel Bundeskanzlerin. Sie hat das Land durch Finanz- und Eurokrisen geführt, den Atomausstieg besiegelt und die Wehrpflicht ausgesetzt." 

TV-Kolumne Merkel
"Vielen Dank, dass wir zum ersten Mal ein Interview in Ihrem Büro machen dürfen.": Ist Ingo Zamperoni zu freundlich? ARD

Dann durchschreitet er den gelben Türrahmen, läuft durchs Vorzimmer und schüttelt Angela Merkel artig die Hand: "Frau Bundeskanzlerin, ich freue mich sehr. Vielen Dank, dass wir zum allerersten Mal ein Interview in Ihrem Büro machen dürfen." Das klingt fast schon unterwürfig. Kritisch schaut da nur Konrad Adenauer aus seinem großformatigen Bilderrahmen im Hintergrund.

Merkel driftet schnell in Richtung Alternativlosigkeit ab

"Ich war immer wieder verwundert, wie sehr mir diese drei Worte – Wir schaffen das! – um die Ohren gehauen wurden", lächelt Angela Merkel, "ich habe nicht gesagt: Ich schaffe das. Sondern: Wir schaffen das, weil ich auch auf die Menschen im Lande gehofft habe." 

Ob sie Deutschland überfordert habe, fragt Zamperoni freundlich. Und die Altbundeskanzlerin sagt: "Das glaube ich nicht. Deutschland ist ein starkes Land." Und dann geht es ganz, ganz schnell in Richtung Alternativlosigkeit: "Flüchtlinge mit Wasserwerfern oder gewaltmäßig wegzudrängen, dazu hätte ich mich nie bereiterklärt."

"Bedrückend, wenn man es nicht schafft, die Grenze zu sichern"

Tatsächlich werden zehn Jahre später Asylsuchende an den Grenzen zurückgewiesen. Was also sagen die Menschen draußen in unserem starken Land? Die Grenzpolizei in Passau kennt sich aus mit illegaler Migration. "Von Mai 2015 bis Ende August 2015 war die Hölle los", erinnert sich Martin Hillebrand von der Grenzpolizei. Die Schleuser hätten die Geflüchteten oft direkt an der Autobahn aussteigen lassen. 

"Man hat sich machtlos gefühlt", ergänzt sein Kollege Jürgen Zöls, "es war bedrückend, wenn man als eingefleischter Grenzpolizist es nicht schafft, dass man Deutschlands Grenze sichert. Das hat mich belastet." Ob die beiden an ihrem Job gezweifelt haben, will Zamperoni wissen. Die Antwort lautet: "Gewaltig."

"Brauchen wir nicht ausländische Arbeitskräfte?"

1,2 Millionen Menschen flüchten in den Jahren 2015 und 2016 nach Deutschland. Ergänzen wir an dieser Stelle zusätzlich zu der Zahl, die das Erste nennt: Der weitaus größte Anteil waren mit 256.000 Menschen junge Männer im Alter von 20 bis 30 Jahren. Unter den volljährigen Geflüchteten brachten 69 Prozent keine Ausbildung mit – oder zumindest keine Ausbildung, die in Deutschland anerkannt wurde. 

"Brauchen wir nicht ausländische Arbeitskräfte?", stellt Zamperoni die rhetorische Frage. Er findet ein Paradebeispiel. In Cottbus trifft er einen der vor zehn Jahren Geflüchteten. Er hat eine Ausbildung zum Pfleger gemacht – und unterrichtet inzwischen andere Pflegekräfte. Mit 17 Jahren war Mohammed Alasaad aus Syrien geflüchtet. "Man hatte gehört, Deutschland ist flüchtlingsfreundlich", sagt er, "die Gespräche von Angela Merkel hatten alle verfolgt." 

40 Prozent der Pflegekräfte am Uniklinikum Lausitz haben einen Migrationshintergrund. Eine zweite Zahl folgt. 64 Prozent der 2015 Geflüchteten sind heute in Arbeit – damit liegt der Anteil nur knapp unter dem bundesdeutschen Durchschnitt von 70 Prozent. "Man muss sich anders beweisen", hat Mohammed Alasaad gelernt, "erstklassiger."

„Es wandert nicht der Querschnitt der Bevölkerung zu“

Die Kölner Silvesternacht gilt manchem als Ende der Willkommenskultur. Ein weiterer Tiefpunkt war der Messerstecher von Solingen, der drei Menschen tötete und acht schwer verletzte. Wie sich das ausgewirkt hat, fragt Zamperoni eine Solingerin. "Das wirkt sich bis heute so aus", antwortet sie, "dass ich auf kein Stadtfest mehr gehe." 

Die Statistik weist tatsächlich eine Auffälligkeit auf. Im Jahr 2024 wurden unter dem Begriff "Gewaltkriminalität" 217.277 Taten registriert. 27.095 wurden von sogenannten "Zugewanderten" begangen. Anteil: 12,5 Prozent. Ihr Anteil an der Bevölkerung liegt bei nur 4 Prozent. 

"Geflüchtete begehen mehr Straftaten als Deutsche", bestätigt Gina Wollinger von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in Nordrhein-Westfalen. Die Professorin hat auch eine Erklärung dafür. "Es wandert nicht der Querschnitt der Bevölkerung zu. Jung und männlich hat etwas mit Kriminalität zu tun – ob deutsch oder nichtdeutsch."

„Merkel ist die Geburtshelferin der AfD“

Die Bundeskanzlerin a.D. bekommt das Schlusswort. Sie steht zu ihrer Entscheidung von vor zehn Jahren. "Ich habe keine Zweifel", bekräftigt sie. Das ist klar. 

Ebenso klar ist das Urteil des Hauptstadtjournalisten Robin Alexander: "Merkel ist die Geburtshelferin der AfD."