Landkreis Oberallgäu feiert die Einbürgerung von 239 Menschen
Im vergangenen Jahr wurden 239 Menschen im Landkreis Oberallgäu eingebürgert. Rund 30 von ihnen überreichte der stellvertretende Oberallgäuer Landrat Roman Haug kürzlich die Einbürgerungsurkunde. Ihre Herkunft und ihre Gründe Deutsche zu werden sind vielfältig.
Oberallgäu – Etwa eine Handvoll mehr neue Mitbürger als angemeldet kamen zur Einbürgerungsfeier, um sich ihre Urkunde abzuholen. Im Foyer des Landratsamt Oberallgäu bat die Integrationsbeauftragte Miriam Duran die neuen Staatsbürger, auf roten Stühlen sitzend und neugierig nach vorne guckend, um etwas Geduld. Unter Hochdruck würden die Sachverständigen gerade zusätzliche Blumensträuße und Gratulationsgeschenke besorgen. Wenig später lief es wieder dem deutschen Klischee entsprechend in geregelten Bahnen.
239 neue Staatsbürger im Landkreis Oberallgäu
Duran betonte, dass die neuen Mitbürger nun auch mehr Verantwortung in der Gesellschaft tragen, aber auch die deutsche Gesellschaft mit ihren Perspektiven und Erfahrungen bereichern würden. Der stellvertretende Oberallgäuer Landrat Roman Haug freute sich über die neuen Staatsbürger und stellte fest: „In Zeiten des demografischen Wandels brauchen wir eine geordnete Zuwanderung.“
Die 239 neuen Mitbürger kommen aus über 44 Ländern. Spitzenreiter ist Syrien mit 57 Menschen, gefolgt von Rumänien mit 28, Ukraine mit 21, sowie Afghanistan und Türkei mit je 19 Menschen. Insgesamt 81 Menschen kommen aus Ländern der EU. Insgesamt haben etwa 80 Menschen eine Flucht hinter sich, teilte eine Sprecherin des Landratsamts auf Anfrage mit.
Menschen hinter den Zahlen
Allon von Vugt ist in Amsterdam geboren und im Alter von drei Jahren mit seiner Familie nach Deutschland gezogen. Er ist hier zur Schule gegangen und aufgewachsen. Jetzt studiert der junge Mann auch in Deutschland an einer Fern-Uni.

„Ich fühle ich mich einfach am meisten deutsch“, berichtet von Vugt, „jetzt bin ich Deutscher geworden, habe die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten, und möchte mich auch mehr politisch einbringen“. Von Vugt hat in Zukunft vor bei den Landtags- und Bundestagswahlen zu kandidieren. Im Gespräch mit unserer Zeitung wollte er sich selbst aber nicht im politischen Spektrum einordnen.
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Von Flucht und Neuanfang
Eine gänzlich andere Biografie hat Hasti Fayazi. 2014 ist die damals Elfjährige mit ihrer Familie aus Afghanistan vor den Taliban geflohen. Ein Jahr lang hat es gedauert, bis die Familie nach Deutschland kam. „Es war furchtbar“, sagt Fayazi. Es war eine Zeit voller Entbehrungen: „Teilweise hatten wir eine 50:50-Chance, um zu überleben.“ Auf die Frage, warum sie nach Deutschland wollten, antwortete Fayazi: „Weil uns immer gesagt wurde, dass es ein sicheres Land und gut für die Bildung ist, man braucht sich nicht mehr um Geld Sorgen zu machen. In Deutschland kann man sich sein Leben ganz gut aufbauen.“

Die Familie kam schließlich nach Deutschland „und wir wussten gar nichts“. Fayazi war zuvor noch nie auf einer Schule. Sie kam in eine DaZ–Klasse (Deutsch als Zweitsprache). Dort lernte sie mit „zwei oder drei“ Mitschülern aus Afghanistan und Syrien deutsche Vokabeln.
Die ersten sechs Monate sei sie gern dort hingegangen, dann habe sie der Umstand aufgeregt. „Ich wollte mich immer als ein Teil von meinen gleichaltrigen Mitschülern fühlen. Ich wollte zu den Deutschen“. Fayazi beschwerte sich – mit Erfolg. Nun musste sie zwei Sprachen gleichzeitig lernen, Englisch und Deutsch. „Das war schon hart am Anfang“. Sie schloss die Schule mit der mittleren Reife ab. Nun ist Fayazi Privatkundenberaterin in einer Bank im Oberallgäu und macht nebenbei noch die Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin. „Noch habe ich Potenzial“, fügt Fayazi mit einem Lächeln hinzu.
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