Altenerdinger Bauernhochzeit: Jawort bei Kaiserwetter
Viele hundert Zuschauer feiern am Sonntag bei der historisch inszenierten Altenerdinger Bauernhochzeit mit großem Festzug mit. Die Jungbauernschaft glänzt als Veranstalter.
Altenerding – Nach ein paar Schnaps ging das irgendwie leichter – da waren sich die Hochzeitslader Josef und Franz Fehlberger auf der Bühne einig und lachten. Die beiden mussten ihre vor der Bauernhochzeit der Jungbauernschaft Altenerding vorgetragene Ladung nach wenigen Zeilen unterbrechen, weil ihnen der Text entfallen war – dabei hatten sie ihn in den vergangenen Wochen dutzende Male zusammen mit 14 Mitstreitern beim Laden der knapp 700 Mitglieder und Ehrengäste wiedergegeben. Doch nach einem Schluck des zur Feier des Tages gebrannten Schnapses ging ihnen der Text wieder sicher von der Hand.
Ein besseres Wetter hätte sich für den Festtag keiner wünschen können: Bei strahlendem Sonnenschein versammelten sich am Sonntagmittag hunderte Zuschauer rund um den Maibaum auf dem Hofmarkplatz bis hinauf zu den Friedhofsmauern. Die Grünfläche vor den Ständen
der Dirndlschaft und des Burschenvereins Langengeisling war zwar ein einziger Matschboden. Doch egal, ob ausgestattet mit Gummistiefeln oder nur in dünnen Turnschuhen, die Vorfreude der Besucher wurde davon nicht getrübt. Schließlich findet die Bauernhochzeit, inszeniert von der Jungbauernschaft Altenerding, nur alle zehn Jahre statt, die letzte war 2015. Da der Verein 2025 aber sein 75-jähriges Bestehen feiert, wurde die Bauernhochzeit ein Jahr vorgezogen.
Pünktlich um 12.30 Uhr machen die Zuschauer die Straße für den prächtigen Festzug frei. Die Mitglieder der Jungbauernschaft, in historischen Gewändern, Pferde- und Ochsenwagen, Fahnenschwenker und die Kutsche mit dem Brautpaar ziehen – angeführt von der Deininger Blaskapelle – winkend vorüber. Während die Wagen durch den Ort rollen, macht sich Johann Gruber, der den Standesbeamten mimt, für die Trauung bereit: „Ich bin ga ga ganz aufgeregt“, sagt er nervös schmunzelnd.
Von Aufregung ist gut eine halbe Stunde später keine Spur mehr, als er sich mit Gemeindediener Georg Bichlmaier sen. und Gemeindeschreiber Josef Rottmeier vor dem vergnügten Publikum einen Schnaps nach dem anderen einverleibt. „Schenkst uns ei“, habe er statt „Schenkst oan ei“ verstanden, entschuldigt er sich. „Selektives Gehör“ nenne sich das, wenn man nur das hört, was man hören will, erklärt Gruber den Kollegen.
Ordentlich teilen die Drei in die verschiedensten Richtungen aus: Von der Idee eines eigenen Tunnels in Altenerding, nach Erdinger Vorbild, bis zur mittlerweile geschlossenen Sparkassen-Filiale – viele bekommen humoristisch ihr Fett weg.

Dann betritt das Brautpaar – der „Egglmoar Done von Semptbruck“ und die „Humpl Trixi vo Niedermoos“, dargestellt von Georg Bichlmaier und Sophia Wurzer – die Bühne. Als sie sich vor versammelter Verwandtschaft das Jawort geben sollen, setzt kurz das Mikrofon des Bräutigams aus. Sein „Ja“ ist kaum hörbar. Damit will sich Standesbeamter Gruber nicht abfinden: „Wie war das? Nochmal!“ Der Egglmoar Done versucht es erneut – ohne Erfolg. Also nimmt kurzerhand die Braut das Mikro in die Hand, klopft zweimal drauf, dass es aus den Boxen schallt, und drückt es ihrem Zukünftigen wieder in die Hand. „Ja“, versucht er es zaghaft ein drittes Mal. Die Humpl Trixi besiegelt den Schwur, der bis zum Aschermittwoch hält, mit einem lauten, herzhaften „Ja!“, begleitet von viel Applaus.
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Daraufhin übernimmt –wie schon vor neun Jahren – der Progoder (Hochzeitslader) Erdäpfekraut die Bühne. Begleitet von der Blaskapelle singt er von der Hochzeitsgesellschaft über die Zuschauer bis hin zu Landrat Martin Bayerstorfer und Oberbürgermeister Max Gotz, die ebenfalls in einer Kutsche mitfahren, viele Gäste mit seinen Gstanzln aus.
Zum Schluss wird es noch einmal richtig voll auf der Bühne, als gut 15 Jungbauern ihre Dirndl zum historischen Tanz bitten. Während sich die Zuschauer dann allmählich nach Hause begeben, geht es für die Festgesellschaft weiter zum Hirschhof, wo die interne Hochzeitsfeier stattfindet.