Das Hütterl steht unscheinbar am Ortsrand von Kleinhartpenning, und doch birgt es eine technische Revolution: Das Pumpenhäuschen nutzt Solarstrom, um das Abwasser umliegender Ortsteile „über den Berg“ nach Großhartpenning zu drücken. PV-Module auf dem Dach fangen die Energie ein, eine Batterie dient als Notstrom-Puffer. Ein Pilotprojekt – nicht nur für Holzkirchen.
Hartpenning – Seit 26 Jahren bewacht das Pumpen-Hütterl den nordöstlichen Ortseingang von Kleinhartpenning; das Kommunalunternehmen GEA (Gemeindliche Einrichtungen und Abwasser) baute es, als das Dorf mit den Weilern Buch und Asberg ans Holzkirchner Kanalnetz angeschlossen wurde. Hier arbeiten leistungsstarke Pumpen (22 kW), die täglich 80 Kubik Abwasser zum Hauptsammler nach Großhartpenning schicken.
Den Strom dafür liefert seit einem Jahr die Sonne, wie Markus Spallek, Leiter der GEA-Kläranlage in Fellach, und Bürgermeister Christoph Schmid als GEA-Verwaltungsrats-Vorsitzender jetzt bei einem Pressetermin vor Ort erklärten. Die PV-Anlage auf dem Dach in Verbindung mit dem Batteriespeicher schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. „Wir leisten nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern erhöhen gleichzeitig die Versorgungssicherheit bei kritischer Infrastruktur“, betonte Spallek.
Die „Versorgungssicherheit“ besteht konkret darin, rund 400 Bewohnern zu ersparen, dass sich ihr Abwasser staut und schlimmstenfalls in die Häuser zurückdrückt. Das würde passieren, wenn die Pumpen länger nicht laufen. „Wir verfügen zwar über ein mobiles Notstrom-Aggregat“, erklärte Spallek, „das reicht aber nicht, wenn mehrere unserer 16 Pumpwerke gleichzeitig ausfallen sollten.“
Anstatt ein weiteres Diesel-Aggregat anzuschaffen entschied sich die GEA für eine stationäre Lösung. Üblich wäre gewesen, ein Diesel-Aggregat als Notfall-Anker fest zu installieren. „So ein Aggregat hätte aber nicht mehr ins Häusl gepasst“, sagte Spallek; man hätte stets Diesel vorhalten, Abgase ausleiten, eine Sicherungswanne untersetzen und den Sprit regelmäßig austauschen müssen.
Spallek, der auch bei der Ertüchtigung des Klärwerks in Fellach stets neue Wege sucht und technisch dabei mit der Bundeswehr-Universität München zusammenarbeitet, setzte lieber auf eine PV-Lösung. Die 7,2 kWp-Anlage auf dem Dach deckt den täglichen Strombedarf der großen Pumpen (etwa 15 kW/h) und beschickt eine Batterie, die bis zu 80 kW/h in Reserve hält. Theoretisch kann das Pumpwerk damit 72 Stunden autark arbeiten, selbst wenn die Sonne nicht scheint. „Die 72 Stunden sind bei den aktuellen Katastrophenschutz-Richtlinien zur maßgeblichen Zahl geworden“, ergänzte Schmid.
Das Pumpwerk arbeitet nicht dauernd, sondern sammelt das Abwasser, um es in „Pumpstößen“ auf die zwei Kilometer lange Reise nach Großhartpenning zu schicken. 28 Höhenmeter sind zu überwinden, laut Spallek werden je Stoß etwa drei Kubik transportiert: „Pro Tag sind es etwa 25 Schübe.“ Nur zwei bis drei Minuten dauert ein Stoß. Ab Großhartpenning gibt es keine Pumpen mehr, die mit Sonnenkraft anschieben. In freiem Gefälle fließt das Abwasser dann zur Kläranlage Fellach. Reisezeit: etwa sechs Stunden.
Etwa 90 000 Euro investierte die GEA in PV und Batterien. Über 60 Prozent des Bedarfs deckt der Solarstrom, was eine jährliche Ersparnis von rund 1300 Euro bedeutet. „Für uns zählt vor allem der Notstrom-Effekt durch die Batterie“, sagt Spallek. Zwei weitere Pumpwerke sollen ebenso nachgerüstet werden. „Das ist in der Branche neu“, verrät Spallek. Und weckt Neugierde: Zuletzt schickte das Klärwerk Augsburg eine Delegation vorbei.
Um die Bürger über den technischen Clou in Kleinhartpenning zu informieren, gestaltete Melanie Buchner von der Standortförderung im Rathaus eine Infotafel vor dem Pumpenhäuschen. „Die Umrüstung zeigt, wie moderne Technik und nachhaltiges Denken Hand in Hand gehen können“, findet Buchner. Spallek kündigte an, dass am Häuschen zudem ein Bankerl aufgestellt wird. Und speziell E-Biker sollten sich den Platz vormerken: Die GEA spendiert Solarstrom, um Akkus nachzuladen – und die körpereigene Pumpe zu schonen.
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