Mit 80 in den Freiwilligendienst

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Mit Zuversicht und Lebenserfahrung tritt Louis-Ferdinand Warlimont den Auslandsdienst an. © THOMAS PLETTENBERG

Der Gesellschaft dienen und den eigenen Horizont erweitern: Meist sind es junge Erwachsene, die Freiwilligendienst leisten. Der Kolping-Bezirksverband sendet nun einen Holzkirchner nach Argentinien – im Alter von 80 Jahren.

Am Strand im Liegestuhl das süße Nichtstun genießen? „Um Gottes Willen, das wäre für mich eine Bestrafung!“, sagt Louis-Ferdinand Warlimont. Zwei Stunden Zeitungslektüre am Strand gehen in Ordnung, aber dann braucht der Holzkirchner etwas zu tun.

Seit der Volkswirt aus dem Berufsleben ausgeschieden ist, befindet er sich im Unruhestand. Vergangenes Jahr zum Beispiel reiste er mit einer Delegation der Pfarrer-Walter-Waldschütz-Stiftung (PWWS) nach Argentinien. Die Verbindung zur PWWS kam über Warlimonts verstorbene Frau zustande, die eine Förderin der Stiftung war und befreundet mit Anneliese Pechtl vom Förderkreis der PWWS. Die Gruppe besuchte unter anderem das Kinderdorf Hogar Jesús Niño in der Stadt Puerto Rico im Nordosten des Landes. Die Einrichtung, die 35 Kindern und Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen ein familienähnliches Zuhause gibt, zählt zu den Projekten, die der Kolping-Bezirksverband Bad Tölz-Wolfratshausen-Miesbach über die PWWS unterstützt. Finanziell, aber auch personell, indem er Freiwillige entsendet.

Die Reise in die Provinz Misiones, in der Armut herrscht, hinterließ Eindruck bei Warlimont: „Ich habe eine Jugend erlebt, die in ganz anderen Verhältnissen aufwächst als wir“, sagt der dreifache Großvater. „Im Vergleich dazu ist auch meine Generation in relativem Wohlstand groß geworden.“ Zugleich habe ihn das Engagement der Mitarbeiter des Kinderdorfes beeindruckt: „Es ist unglaublich, wie sie mit dem wenigen, das sie haben, anderen etwas beibringen.“ Die Kinder und Jugendlichen der Einrichtung besuchen öffentliche Schulen, erhalten im Kinderdorf aber Nachhilfeunterricht. Junge Erwachsene erhalten eine Ausbildung nach dem Vorbild des dualen Systems in Deutschland.

Für Warlimont waren die Eindrücke der Anstoß, sich zu engagieren. „Ich möchte mich einbringen und denen helfen, die Hilfe dringend brauchen.“ Er hoffe, damit andere zu animieren, ähnlich aktiv zu werden. „Ich meine, das ist auch im Sinne meiner Frau.“

Im Oktober tritt er seinen sechswöchigen Freiwilligendienst im Kinderdorf an. „Ich werde mich dem Innendienst verpflichten“, erzählt Warlimont. „Küchendienst, Bürodienst, die Kinder zur Schule und zum Kindergarten begleiten und sie von dort wieder abholen.“ Spanisch spricht er nicht. Das macht nichts, denn ein Freund aus Dietramszell kommt mit. „Er spricht perfekt spanisch und ist jünger als ich.“ Dem Freund obliege daher auch, mit den Kindern und Jugendlichen zu sporteln und bei den Schulaufgaben zu helfen. Beide sind jeweils in einem eigenen Zimmer in einem der Häuser des Kinderdorfes untergebracht.

Warlimont, der als junger Mann per Anhalter durch Europa gereist war, blickt dem Abenteuer Argentinien gelassen entgegen: „Wir lassen alles auf uns zukommen.“ Wichtig seien Offenheit und Spontanität. „Man darf sich nicht dauernd fragen: Was ist, wenn...?“ Außerdem hat er mit einer Auslandskrankenversicherung und einer ADAC-Mitgliedschaft vorgesorgt. Letztere gewährleistet auch einen Krankenrücktransport. Ohnehin hat sich Warlimont das Unterfangen sorgfältig überlegt, bevor er zu Monsignore Waldschütz sagte: „Walter, ich pack das!“ Natürlich sei es eine Herausforderung, und er sei dankbar, so fit zu sein, dass er diese annehmen könne. Hilfreich sei für ihn auch, dass ihm Monsignore Waldschütz bei einer Messe des Kolping-Bezirksverbands auf dem Wallberg den Segen für den Auslandseinsatz erteilt habe. „Das gibt mir Zuversicht.“

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