Ukraine-Bastion vor Aufgabe: Putin-Truppen dringen in symbolträchtige Stadt ein
Die russische Armee erobert wohl Wuhledar, das seit Jahren für den ukrainischen Widerstand im Donbass steht. Der Erfolg ist für Wladimir Putin dennoch überschaubar.
Wuhledar – Es hatte sich im Ukraine-Krieg zuletzt angedeutet: Kiew verliert im Ringen mit dem Moskau-Regime gerade die Donbass-Bastion Wuhledar an die Invasionsarmee aus Russland.
Verluste im Ukraine-Krieg: Wuhledar fällt wohl an Wladimir Putins russische Armee
Die Kleinstadt mit vormals 15.000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt in der Oblast Donezk an der ukrainischen Hauptverteidigungslinie, seit prorussische Separatisten unter Mithilfe der russischen Armee im Sommer 2014 den Aufstand im Donbass probten. Und nachdem zuerst der schwer umkämpfte Flughafen Donezk im Sommer 2014 und anschließend die angrenzende Großstadt Anfang 2015 als international nicht anerkannte Volksrepublik Donezk in russische Hände fielen.
Nach dem völkerrechtswidrigen russischen Überfall auf die Ukraine hielten die Verteidiger in Wuhledar bis zuletzt stand. Doch jetzt deutet vieles darauf hin, dass eine Aufgabe der völlig zerbombten Straßenzüge nur noch eine Frage von Tagen sein dürfte. So schreiben etwa die viel zitierten Militärblogger von Deep State (mehr als 49.400 Follower) bei X, dass die Russen Teile von Wuhledar eingenommen und besetzt haben, während die Verluste unter ukrainischen Rekruten gerade im Donbass steigen.
Wuhledar im Donbass: Hohe Verluste für Russland für Einnahme von Ruine
Demnach war zu Beginn der Woche nur noch die Stadtmitte ukrainisch kontrolliert, die Außenbezirke nicht mehr. Den veröffentlichten Kartenangaben zufolge sind die verbliebenen Verteidiger aus drei Richtungen eingekesselt und halten nur noch eine Landstraße raus aus Wuhledar. Das dürfte darauf hindeuten, dass die restlichen Einheiten bald evakuiert werden, um nicht in die gefürchtete russische Kriegsgefangenschaft zu geraten. Der Verlust von Wuhledar ist für die Ukrainer empfindlich. Laut ukrainischer Militärblogger sind die russischen Einheiten aus südlicher und westlicher Richtung in das Stadtgebiet vorgerückt.
Aber: Russlands Armee muss unter seinen Soldaten dafür erneut hohe Verluste verkraften, während nicht mal mehr der „Wurfspeer“ der ukrainischen Soldaten Putins Panzer-Truppen entscheidend in Schach halten kann. Der Gouverneur des Gebiets rund um die ehemalige Bergarbeiterstadt, Wadym Filaschki, schrieb im Onlinedienst Telegram: „Die Kämpfe finden im Stadtgebiet statt. Daher ist es fast nicht mehr möglich, humanitäre Hilfe hinzubringen.“ Von den vor dem Ukraine-Krieg knapp 15.000 Einwohnern seien noch 107 im Stadtgebiet geblieben, teilte er mit. Alle Kinder und Jugendlichen seien rechtzeitig evakuiert worden.
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Ukraine-Bastion Wuhledar: Russische Soldaten rücken in Stadtzentrum vor
In den vergangenen Monaten hatten die russischen Streitkräfte Wuhledar mit ihren mächtigen FAB-Gleitbomben förmlich dem Erdboden gleich gemacht. Fotos von Deep State zufolge weht im Westen der Stadt mindestens eine russische Fahne. Laut Spiegel ist die Eroberung des gesamten Donbass das Minimalziel des Kreml. Wuhledar wäre dafür militärisch ein wichtiges Puzzleteil.
Was die Zug- und Straßen-Infrastruktur angeht, ist Pokrowsk weiter nördlich dagegen wesentlich wichtiger. Ferner liegt die nächste ukrainische Großstadt Saporischschja noch 150 Kilometer entfernt und damit erstmal aus Reichweite. Und: Die Ukrainer hatten jetzt zweieinhalb Jahre Zeit, um zusätzliche Verteidigungslinien hinter Wuhledar anzulegen – theoretisch. Somit dürfte Putins Erfolg in diesem vor allem angesichts der immensen Verluste auf Seiten seiner Soldaten recht überschaubar sein und mehr symbolischer Art sein. (pm)