Landratswahl: Wer könnte ins Rennen gehen?

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Wer tanzt dieses Mal auf dem Tisch? Unvergessen ist die Feier des mittlerweile verstorbenen Friedrich Zeller nach seiner Wahl zum Landrat 2008. © Gronau

Lange hat sich wenig bis nichts getan in Sachen Kandidatenkür für die Landratswahl im März. Nachdem Amtsinhaberin Andrea Jochner-Weiß nun bekanntgegeben hat, dass sie nicht wieder antreten wird, glühen die Leitungen. Wer wird gerade als möglicher Bewerber gehandelt?

Landkreis – Nach zwölf Jahren, in denen Andrea Jochner-Weiß das nüchterne Landratsbüro im Gebäude an der Pütrichstraße in Weilheim nutzte, wird ein Nachmieter gesucht. Wer die Parteienlandschaft im Landkreis in den vergangenen Monaten beobachtete, konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass alles gespannt abwartete, ob Jochner-Weiß erneut antritt oder nicht. Nun sind die Würfel gefallen und die Frage stellt sich, wer ins Rennen geschickt werden soll. Bei der letzten Wahl 2020 fanden sich insgesamt neun Bewerber der unterschiedlichsten Parteien und Gruppierungen auf dem Wahlzettel. Die FDP und die Grünen haben schon vorgelegt. Die Liberalen nominierten Joachim Speer aus Rottenbuch, die Grünen Brigitte Gronau aus Weilheim.

CSU

Bei der CSU gibt man sich derzeit ausgesprochen zugeknöpft. Egal mit wem man redet, alle verweisen auf den 29. September. Dann soll im Rahmen einer Kreisdelegiertenkonferenz entschieden werden, wer für die Union antreten soll. Bis dahin hat man sich einen Maulkorb verpasst. Spekuliert wird natürlich trotzdem und die Telefonleitungen glühen. Bereits aus dem Kandidatenrennen ausgestiegen ist Peißenbergs Bürgermeister Frank Zellner, der in der vergangenen Woche ankündigte, nicht für das Amt zur Verfügung zu stehen und sich stattdessen um eine Wiederwahl in Peißenberg zu bemühen.

Doch auch andere Namen fallen immer wieder. So hat der Geschäftsleiter des Landratsamtes, Georg Leis, bereits vor Jahren öffentlich Interesse an einer Kandidatur bekundet. Auf Anfrage der Heimatzeitung wollte er sich weder dazu äußern, ob er weiter zur Verfügung steht, noch dazu, ob er wieder als Bürgermeister von Eberfing antreten möchte. Er bat um Geduld und verwies auf die Versammlung am 29. September.

Peter Ostenrieder, Bürgermeister von Peiting, hält sich ebenfalls an die Sprachregelung der Union. Er wies im Gespräch mit der Heimatzeitung darauf hin, dass er schon mehrfach betont habe, gern Bürgermeister von Peiting zu sein. Ansonsten habe die CSU beschlossen, die Kandidatenfrage im Herbst zu klären. Das sei nicht ungewöhnlich, in den vergangenen Jahren sei es immer wieder vorgekommen, Kandidaten erst wenige Monate vor der Wahl aufzustellen.

Das passt zu Berichten, wonach sich die CSU-Bürgermeister am Rande einer Parteiveranstaltung gegenseitig versichert hätten, nicht als Landrat kandidieren zu wollen.

Als heißester Kandidat gilt auch deswegen nach wie vor Johann Bertl. Er arbeitet als Wahlkreismitarbeiter für den Bundesinnenminister und Kreisvorsitzenden Alexander Dobrindt, ohne den in Sachen Landratskandidatur gar nichts geht. Bertl gab sich im Gespräch mit der Heimatzeitung diplomatisch: „Wir treffen eine gemeinsame Entscheidung.“ Die Gespräche innerhalb der Landkreis-CSU seien weit fortgeschritten, das Verfahren auf einem guten Weg. Er verwies darauf, dass am Ende das Gesamtbild stimmen müsse. Denn es gehe für die Union nicht nur um das Landratsamt, sondern auch um die Rathäuser. Auch für die Bürgermeisterwahlen müsse man überzeugende Kandidaten präsentieren. „Das sage ich als Ortsvorsitzender, der dafür sorgen muss, dass es auch in Weilheim eine überzeugende Kandidatur für das Amt des Bürgermeisters geben muss.“

SPD

Deutlich eher als die Union will die SPD bekanntgeben, wer für sie bei der Landratswahl antreten soll. „Wir sind leider immer noch in der Entscheidungsfindung“, sagte der SPD-Kreisvorsitzende Harald Mansi auf Nachfrage der Heimatzeitung. Er rechne mit einer Entscheidung Anfang der kommenden Woche. Die SPD hat dem Vernehmen nach verschiedene Optionen. Sehr häufig genannt wird der derzeitige Schongauer Bürgermeister Falk Sluyterman. Tritt er an, wäre das auch ein Signal für den bevorstehenden Wahlkampf. Sluyterman hat sich in den vergangenen Monaten im Kreistag deutlich als Fürsprecher für den westlichen Landkreis profiliert. Dort ist die Unzufriedenheit nach wie vor groß, nachdem das Krankenhaus in Schongau geschlossen wurde und immer wieder darüber diskutiert wird, wichtige Behörden aus Schongau abzuziehen. Sluyterman wollte sich zu derartigen Spekulationen nicht äußern und verwies auf die Entscheidung in der kommenden Woche. Für ihn wäre die Kandidatur ein Risiko, weil er nicht parallel wieder als Bürgermeister kandidieren könnte. Schafft er es nicht ins Landratsamt, müsste er in seinen alten Job beim Bundesverkehrsministerium zurückkehren.

Ähnliche Erfahrungen musste vor gut fünf Jahren auch die ehemalige Penzberger Bürgermeisterin Elke Zehetner machen. Sie verlor damals die Wahl gegen Stefan Korpan (CSU). In der Vergangenheit dementierte sie wiederholt, Ambitionen für eine erneute Kandidatur in Penzberg oder als Landrätin zu haben, dennoch fällt ihr Name in vertraulichen Gesprächen immer wieder.

In letzter Zeit wird auch immer wieder der Name Ronja Endres genannt. Die SPD-Landesvorsitzende in Bayern habe ihren Lebensmittelpunkt wieder nach Penzberg verlegt, wo sie aufgewachsen ist, heißt es. Nachdem sie sich 2023 sowohl mit dem Ansinnen, in Regensburg für den Landtag zu kandidieren, als auch mit einer möglichen Kandidatur für das Europaparlament im gleichen Jahr nicht durchsetzen konnte, ist unklar, wie stark ihr Rückhalt in der Landkreis-SPD tatsächlich ist. Alexander Majaru, der 2020 für die SPD als Landrat kandidierte, soll in den Überlegungen in diesem Jahr keinerlei Rolle mehr spielen.

BfL

Bei den Bürgern für den Landkreis (BfL) sollte die Sachlage eigentlich klar sein. Wolfgang Taffertshofer ist Fraktionschef im Kreistag, stellvertretender Landrat und ihm wird fraktionsübergreifend mit seiner bedachten Art hervorragende Arbeit attestiert. Dennoch mochte er sich gestern noch nicht festlegen: „Wir hatten am Wochenende eine Vorstandssitzung und haben einen Kandidaten bestimmt, der wird allerdings erst kommende Woche präsentiert. Bis dahin wird Stillschweigen bewahrt.“

Immer mal wieder fällt in diesem Zusammenhang allerdings auch der Name von Weilheims Bürgermeister Markus Loth, der nicht erneut kandidieren möchte. Loth stellte gestern aber im Gespräch mit der Heimatzeitung klar, dass er nicht zur Verfügung stehe: „Ich bin in den vergangenen Jahren immer wieder gefragt worden und habe immer abgelehnt. Nach 24 Jahren als Bürgermeister strebe ich nicht nach dem Sessel des Landrats.“

Freie Wähler

Bei der letzten Landratswahl ging Michael Marksteiner für die Freien Wähler ins Rennen. Ob er dieses Mal erneut antritt, ist unklar. „Wir werden auf der Mitgliederversammlung im Herbst darüber entscheiden, wer für uns antritt“, sagt die Kreisvorsitzende Susann Enders. Eines stellt sie aber klar: „Ich werde nicht antreten.“ Enders, die für die Freien Wähler im Landtag sitzt und deren Generalsekretärin ist, gibt zu: „Ich würde schon gern, kann mich aber nicht teilen.“ Die Wähler hätten ihr den Auftrag gegeben, sich im Landtag für die Region starkzumachen. Und diesen Auftrag werde sie auch erfüllen. „Ich stehe komplett hinter meiner Kreistagsfraktion, die super Arbeit trotz schwieriger Voraussetzungen geleistet hat. Da finden wir einen guten Kandidaten“, so Enders.

AfD

Die AfD-Kreisvorsitzende Gerrit Huy antwortete auf die Anfrage der Heimatzeitung, ob die Partei plane, wieder einen Landratskandidaten aufzustellen – 2020 war Rüdiger Imgart für die Rechtsextremen ins Rennen gegangen – nur ausweichend. Man könne sich das vorstellen, „wir sind dran“, so Huy. Die Entscheidung werde allerdings „eher im November“ fallen. Die AfD hat zwar bei der Landtagswahl ein gutes Ergebnis im Landkreis Weilheim-Schongau eingefahren und ist dabei, im ehemaligen „Starlight“-Kino einen Brückenkopf in Weilheim zu errichten, es fehlt ihr allerdings nach wie vor an Ortsverbänden. Zwar konnte kürzlich der Verband in Weilheim reaktiviert werden, weitere gibt es aber nicht. Huy sprach davon, man plane „noch weitere, in Garmisch und auch im Landkreis Weilheim-Schongau“, wollte dazu aber nichts Näheres ausführen. Sie räumte allerdings ein: „Es ist schwierig, weil wir in der Fläche noch nicht vertreten sind.“

ÖDP/Unabhängige

Bei der ÖDP soll, wie Markus Kunzendorf auf Anfrage der Heimatzeitung berichtete, am 25. September entschieden werden. Dann sei klar, ob man wieder mit einem eigenen Kandidaten an den Start gehen wird, zudem soll dann auch die Kreistagsliste beschlossen werden, sagte er. Ob er selbst wie 2020 für eine Kandidatur bereitstehen würde, ließ Kunzendorf offen. Die Unabhängigen stellen keinen eigenen Kandidaten auf, wie Manuela Vanni mitteilte.

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