Lange hat sie sich bedeckt gehalten, jetzt ist es raus: Andrea Jochner-Weiß wird nach zwei Amtsperioden nicht nochmal als Landrätin kandidieren. Damit dürfte der Kampf um den höchsten politischen Posten im Landkreis bald Fahrt aufnehmen.
Landkreis – Fangen wir mal, völlig ungeographisch, im Uhrzeigersinn links an: Im Landkreis Ostallgäu hat Rita Zinnecker Ende Mai angekündigt, nach zwei Amtszeiten nicht mehr zu kandidieren. Nur wenige Tage später verkündete Thomas Eichinger, dass er eine dritte Amtszeit im Landkreis Landsberg anstrebt. Ganz früh war Stefan Frey dran: Der Starnberger Landrat kündigte schon vor eineinhalb Jahren eine weitere Kandidatur an.
Nicht mehr antreten wird dagegen Josef Niedermaier, Landrat von Bad Tölz-Wolfratshausen, wie er im Mai angekündigt hatte. Fehlt noch Garmisch-Partenkirchens Landrat Toni Speer, der es noch mal wissen will, wie er ebenfalls im Mai verkündete. In allen Landkreisen rund um Weilheim-Schongau war die Zukunft der Amtsinhaber also längst geklärt, nur Andrea Jochner-Weiß hüllte sich auch trotz Nachfragen in Schweigen. Bis jetzt.
Impulsgeber war die Krankenhaus-Frage
„Eigentlich war schon zum Beginn meiner zweiten Amtszeit 2020 klar, dass es meine letzte sein wird“, sagte sie im Gespräch mit der Heimatzeitung und wirkt dabei sehr gelöst, zufrieden mit ihrer Entscheidung, die sie mit Verweis auf Absprachen mit dem Kreisvorsitzenden Alexander Dobrindt lange hinausgezögert hatte. Der entscheidende Impuls sei die Krankenhaus-Frage gewesen: „Es war klar: Das Thema kann man nur angehen, wenn man nicht wiedergewählt werden will“, sagt sie.
Dass das Thema polarisiert, hatte sie selbst gesehen, als sie 2014 gegen Amtsinhaber Friedrich Zeller gewann – der Verkauf der Penzberger Klinik sowie die anstehende Schließung des Peißenberger Krankenhauses hatten Zeller in den beiden Orten, die eigentlich als SPD-Hochburgen galten, massiv Stimmen gekostet. „Nur deshalb konnte ich das jetzt machen“, sagt Jochner-Weiß.
Dazu kommt ihre private Situation: „Mein Mann ist jetzt seit drei Jahren daheim, deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt“, sagt Jochner-Weiß. Zudem wäre sie bei einer erneuten Wahl 65 Jahre als, und mit 71 sehe sie sich nicht mehr in dem Amt, sagte sie und muss lachen, als sie nach ihrem Amtskollegen Anton Speer gefragt wird, der in zwei Wochen 67 wird und nochmal antreten wird.
Ein bisschen Wehmut schwingt schon mit, jetzt, nachdem sie ihre Entscheidung offiziell verkündet hat. Denn nach elf Jahren Krise, angefangen vom Asyl-Zustrom ab 2015 über die Corona-Pandemie ab 2020 und die ständigen Finanzmängel vor allem der letzten Jahre, hat sie das Gefühl, dass sich der Landkreis erstmals seit Jahren wieder etwas freischwimme. „Die Asyl-Zahlen gehen zurück, und wir haben die Möglichkeit, wieder etwas zu gestalten“, sagt sie mit Blick auf den geplanten Erweiterungsbau des Landratsamtes und die Ansiedlung des Technologietransferzentrums der Hochschule München in der alten Berufsschule. „Es macht wieder mehr Spaß“, sagt sie. Zwei, drei Jahre würde sie noch gerne weitermachen, aber keine volle Amtsperiode mehr. Also zieht sie einen Schlussstrich.
Damit ist der Kampf um die Nachfolge entbrannt, ohne einen Amtsinhaber-Bonus dürften sich viele Parteien Hoffnung machen. Bisher hat die FDP Josef Speer (Wildsteig) nominiert, für die Grünen geht Brigitte Gronau (Weilheim) ins Rennen. Spannend wird sein, wen die CSU als Kandidaten aufstellt. Der Weilheimer Ortsvorsitzende und Leiter von Alexander Dobrindts Wahlkreisbüro, Josef Bertl, beispielsweise wird mittlerweile als Kandidat sowohl für Landrat als auch Weilheimer Bürgermeister gehandelt. Wer tatsächlich nominiert wird, darauf müssen sich die Bürger noch gedulden: Erst am 29. September ist der Aufstellungstermin der CSU im Landkreis. Noch viel Zeit für Spekulationen.
Pressemitteilung des Landratsamtes
Mittlerweile sind die Mitarbeiter des Landratsamtes informiert und eine Pressemitteilung zum Thema wurde verschickt. Wir dokumentieren sie im Wortlaut:
Landrätin Andrea Jochner-Weiß wird nach zwölf Jahren im Amt bei der kommenden Landratswahl im Jahr 2026 nicht mehr für eine weitere Amtszeit kandidieren. Die Entscheidung, sich aus dem politischen Spitzenamt zurückzuziehen, sei ihr nicht leicht gefallen, so Jochner-Weiß. „Nach intensiven Gesprächen im Kreis meiner Familie habe ich mich dazu entschlossen, im kommenden Jahr nicht erneut zur Wahl anzutreten“, erklärte die Landrätin. „Ich werde im kommenden Jahr 65. Es macht zwar immer noch richtig Spaß, gerade jetzt, wo der Landkreis gut dasteht, die Probleme weniger werden und vieles gut läuft. Aber man soll aufhören, wenns am schönsten ist!“.
Seit 2014 steht Andrea Jochner-Weiß an der Spitze des Landkreises Weilheim-Schongau. In ihrer Amtszeit prägte sie zahlreiche wegweisende Entwicklungen, darunter zum Beispiel der Neubau der gewerblich-technischen Berufsschule in Weilheim, Sanierung und Erweiterung der Schulen in Schongau, Straßen- und Radwegeausbau und die Transformation des Schongauer Krankenhauses in „SOGesund“.
„Ich blicke mit großer Dankbarkeit auf die vergangenen Jahre zurück – für das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger, für die Zusammenarbeit im Kreistag und mit der Verwaltung. Gemeinsam haben wir viel erreicht“, sagte Jochner-Weiß. Zugleich betonte sie, dass sie ihre verbleibende Amtszeit weiterhin mit vollem Einsatz gestalten werde. Die Landrätin dankte auch ihrer Familie für die Unterstützung in all den Jahren. „Ohne diesen Rückhalt wäre vieles nicht möglich gewesen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich neue Wege gehen und mehr Zeit mit meinen Liebsten verbringen möchte.“ Die nächste Landratswahl im Landkreis Weilheim-Schongau findet turnusgemäß im Frühjahr 2026 statt.