Bekleidungsgeschäfte, Ärztehäuser, Eisdiele und Restaurants säumen den Geschwister-Scholl-Platz am S-Bahnhof Buchenau. Die große gepflasterte Fläche ist als Fußgängerzone ausgewiesen. Nur Taxis, Lieferanten und Linienbusse dürfen über den Platz fahren – letztere machen aber immer wieder Ärger.
Fürstenfeldbruck – Jens Fritz ist mit seiner Zahnarztpraxis seit 2009 im sogenannten Blauen Haus am Geschwister-Scholl-Platz beheimatet. Und genauso lange treibt ihn ein Ärgernis um: Auf der Fahrspur entlang des Gebäudekomplexes rauschen die Linienbusse geradezu durch, erzählt er.
Gefährliche Situationen
Die Busse kommen über den Kurt-Huber-Ring im Süden des Platzes auf Höhe des Kinos und biegen dann in Richtung Geschwister-Scholl-Platz ab. Bis zum Blauen Haus sind es rund 100 Meter. Die Busse würden auf dieser Strecke laut Fritz einiges an Geschwindigkeit aufnehmen. Für Passanten in der Fußgängerzone entstünden oft gefährliche Situationen. „Meine Tochter ist einmal als Kleinkind aus dem Haus rausgelaufen als gerade ein Bus vorbeifuhr“, berichtet Jens Fritz. „Ich habe sie gerade noch an der Hand erwischt, sonst wäre es nicht gut ausgegangen.“
Messung auf eigene Faust
Das ist nur eine von vielen gefährlichen Situationen, die der Brucker Arzt, seine Mitarbeiter, Patienten und Nachbarn auf dem Platz erleben. „Die Linienbusse fahren hier regelmäßig mit 30 bis 50 Stundenkilometern durch“, sagt Fritz.
Gemessen hat er diese Geschwindigkeiten auf eigene Faust – mit einem Sportradargerät, das normalerweise die Geschwindigkeit von Bällen misst. Zuvor waren Gespräche mit dem Landratsamt und Polizei erfolglos geblieben. Die Stadt habe ihm damals auf Nachfrage mitgeteilt, die Anschaffung eines Radarmessgeräts, wie es auf der Münchner Straße steht, könne Fritz ja selbst übernehmen. Die Anschaffungskosten lägen hier bei 3000 Euro, sagt der Brucker Arzt.
Kurz mal besser
Immerhin: Die ÖM-Stelle des Landratsamtes hatte laut Fritz einmal die Busunternehmen darauf hingewiesen, dass diese an ihre Fahrer appellieren, in der Fußgängerzone langsamer zu fahren. „Daraufhin war die Situation kurzzeitig besser“, sagt Fritz. Dann habe das jedoch wieder nachgelassen. Immer wieder würden er und seine Mitarbeiter die Busfahrer auf die überhöhte Geschwindigkeit ansprechen. Ohne Erfolg. „Ein Busfahrer erklärte mir einmal, dass er hier 30 fahren dürfte“, berichtet Fritz.
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Kundenstopper
Und noch einen Versuch hat Jens Fritz gewagt, um die Situation zu verbessern. Er hat einen sogenannten Kundenstopper – einen Werbeaufsteller, wie man ihn vor Geschäften kennt – zu einer Infotafel für die vorbeifahrenden Busfahrer umfunktioniert. „Max. 10 km/h in der Fußgängerzone“, heißt es darauf. Daneben sind ein Blitzer, ein Bus sowie ein Fußgängerzonen-Schild abgebildet. Der Aufsteller steht in ordnungsgemäßen Abstand zum Praxisgebäude, direkt an der Fahrbahn.
„Ich möchte niemanden schikanieren“, betont Fritz. „Aber viele sind sich, denke ich, nicht bewusst, dass sie in einer Fußgängerzone fahren.“ Man müsse an die Vernunft der Busfahrer appellieren. „Taxis, Lieferanten und Zusteller fahren dort ja auch durch, aber vorsichtig.“
Im Rathaus und bei der Polizei ist das Problem bekannt. Man werde sich die Situation vor Ort in den nächsten Wochen anschauen, teilt Polizeisprecherin Nina Vallentin auf Nachfrage mit.
Defekte Poller
Lange konnte man nicht auf den Geschwister-Scholl-Platz fahren, da Poller den Weg versperrten. Damit sollten die Passanten vor Autos und Lkw geschützt werden. Vormittags waren diese Poller versenkt, damit Lieferanten zu den Geschäften fahren konnten. Die Fahrer der Linienbusse hatten einen Drücker, um die Poller abzusenken.
Doch seit einiger Zeit sind die Poller dauerhaft im Boden versenkt. Der Grund: Die Anlage ist defekt, teilt eine Rathaussprecherin mit. Es fehlen noch Ersatzteile. Ob die Stangen, wenn sie wieder funktionieren, die Busse zukünftig etwas abbremsen können, ist fraglich, meint Jens Fritz.
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