Eine Abschlussfahrt nach Kroatien endet dramatisch: Der Busfahrer wird von einem Gastwirt körperlich attackiert. Das hat Konsequenzen.
Grafing/Pula - Als Horst Bossert mit schmerzendem Gesicht und Ersatzbrille den Reisebus zurück nach Bayern steuerte, konnte er immer noch nicht recht fassen, was an jenem Julimorgen passiert war. Bis jetzt ist er durchgeschüttelt von den Ereignissen auf dem Campingplatz im kroatischen Banjole bei Pula. „Ich habe um mein Leben gefürchtet“, sagt der 60-jährige Busfahrer. Und: „Das lasse ich nicht auf mir sitzen.“
Mittelschule auf Abschlussfahrt: Wirt greift Busfahrer an
Die Redaktion hatte bereits über die Prügel-Vorwürfe gegen den kroatischen Wirt des Campingplatzlokals berichtet. Am Ende der Abschlussfahrt einer gut 30-köpfigen Gruppe der Georg-Huber-Mittelschule Grafing war es zu Unstimmigkeiten bei der Abrechnung für die Verköstigung gegeben – mit dem Ergebnis, dass der Wirt nach übereinstimmenden Aussagen aus der Gruppe auf einen Lehrer und insbesondere den Busfahrer losging, der die Reise auch organisiert hatte.
Die ursprünglich von der Schule geschilderte „saftige Watschn“ nennt Busfahrer Bossert völlig untertrieben. Er sei von dem erzürnten Wirt so heftig geohrfeigt worden, dass ihn vorübergehend Gehör und Gleichgewichtssinn verlassen hätten. Der Mann habe ihn von dem Stuhl getreten, auf den er sich sacken ließ, nachgetreten, über einen Tisch geworfen, und ihn versucht, ins Gebäude zu ziehen, von der Gruppe zu trennen, dass ihm angst und bang geworden sei.
„I kill you!“ - Opfer schildert heftigen Angriff
Mehrfach begleitet von dem Ausruf: „I kill you!“, so schildert es der 60-Jährige. Seine Brille sei zu Boden gegangen und spätestens dann zerbrochen, als sein Gegner draufgetreten sei. Nachdem die Polizei vor Ort den Fall aufgenommen und er spätabends die Grafinger Schülergruppe heil heimgebracht hatte, fuhr er heim nach Tirol, ging dort am nächsten Tag ins Krankenhaus. Die Ärzte diagnostizieren angesichts der Schmerzen und der Schwellung eine ohrnahe Prellung am Oberkiefer.
„Ich habe psychisch noch zu tun damit“, sagt der gebürtige Schwabe, auch gut einen Monat nach dem Vorfall noch merklich konsterniert: „Mit meinen 60 Lenzen muss ich es noch erfahren, verschlagen zu werden.“ Er habe über einen Anwalt inzwischen Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Zagreb erstattet. Eigentlich habe er nur eine Entschuldigung und Entschädigung für die zerstörte Brille gewollt („Man weiß ja auch nicht, wie es ihm an dem Tag ging und was er davor erlebt hat!“), doch das habe der Gastronom verweigert.
Ein Missverständnis, dann „Wildwest-Manier“
Bossert räumt ein, dass ein vorangehendes Missverständnis wohl zu einem guten Teil auf seine Kappe gehe: Bei dem ausgehandelten Halbpensionspreis sei er von einer Gesamtleistung für die vier Übernachtungen ausgegangen, sein Gegenüber von einer Tagespauschale. Auf entsprechende Klärungsversuche vorab per E-Mail und vor Ort in Kroatien habe der Wirt aber nicht reagiert, sei persönlich nicht anwesend gewesen. Bis es am Abreisemorgen ans Zahlen ging und der Busfahrer Klärung gefordert habe. „Auf einmal war er doch da – und ist sofort wie in Wildwest-Manier mit den Fäusten auf mich los.“
Ich habe psychisch noch zu tun damit.
Am Ende habe die Betreuergruppe das Geld zusammengekratzt, Bossert im Nachhinein die Differenz auf seine Kappe genommen. Netterweise habe die Schulfamilie sogar noch etwas Geld aufgebracht, um seinen Verlust auszugleichen. Mit dem Sachschaden seien es trotzdem rund 1500 Euro gewesen. „Das war mein Lehrgeld“, sagt der Busfaher. Ihm gehe es vielmehr um die erlittene Kränkung und Verletzung durch die aggressive Attacke. Ihn lasse das Gefühl nicht los, dass angesichts der entfesselten Wut seines Gegenübers nicht viel gefehlt hätte, damit es noch viel schlimmer gekommen wäre.
Campingplatzbetreiber: „Werden mit angemessenen Mitteln reagieren“
Der Campingplatzbetreiber „Arena Hospitality Group“ verweist auf EZ-Anfrage darauf, dass es sich bei dem betreffenden Gastwirt nicht um einen Angestellten, sondern einen Pächter der Lokalität auf dem Gelände handle. Man habe von dem Vorfall keine Kenntnis gehabt und sei darin nicht involviert gewesen. Man fühle sich den Gästen gegenüber aber zu höchsten Servicestandards verpflichtet, antwortet der Betreiber auf Englisch: „Wir werden auf dieses Thema mit angemessenen Mitteln reagieren.“ Konkretere Ausführungen dazu macht das Unternehmen nicht. Der Wirt selbst ließ eine Anfrage der Redaktion unbeantwortet.