Ein Missverständnis führte zu einem Angriff auf Begleiter einer Klassenfahrt aus Oberbayern nach Kroatien. Die Schüler blieben unbeteiligt, doch der Schreck sitzt zunächst tief. Die Polizei wurde eingeschaltet.
Zwei Begleiter des Grafinger Quali-Jahrgangs haben auf einer Reise nach Kroatien Prügel bezogen – vor den Augen der Schülerinnen und Schüler, die dort ihren Schulabschluss feierten. Wie die Schule auf EZ-Anfrage bestätigt, ging ein örtlicher Restaurantbesitzer am Abreisetag auf einen Lehrer sowie den Busfahrer los, weil es Unstimmigkeiten mit der Bezahlung der Verköstigung der Gruppe gegeben habe. Als „saftige Watschn“, beschreibt Susanne Böhm, Rektorin der Georg-Huber-Mittelschule den Angriff des kroatischen Gastronomen. Die Schläge mit der flachen Hand ins Gesicht hätten beide Männer ohne bleibende Schäden weggesteckt, wenngleich der Lehrer „einen gescheiten Schock“ davongetragen habe.
„Klares Missverständnis“: Reisegruppe gerät bei Zahlungsfrage zwischen die Fronten
Ursächlich für die handgreifliche Attacke am vergangenen Freitag sei „ein ganz klares Missverständnis“ zwischen dem von der Schule gebuchten Reiseveranstalter und dem Wirt auf dem Campingplatz bei Pula gewesen. Das erklärt Lehrerin Melanie Becker-Schäfer, die als Begleitlehrkraft ebenso Zeugin des Vorfalls wurde wie Jugendliche aus der 30-köpfigen Grafinger Abschlussklassen-Gruppe. „Die Schüler waren zu keiner Zeit involviert“, betont sie. Die Lehrkräfte hätten die Jugendlichen sofort in die gemieteten Bungalows zurückgeschickt. „Sie hatten Vertrauen, dass wir das regeln“, sagt die Lehrerin.
So kam es dann auch: Die Lehrkräfte hätten den geforderten Betrag, eine niedrige vierstellige Summe, notgedrungen bezahlt, was die Sache zunächst befriedet habe. Zugleich habe man die örtliche Polizei hinzugezogen. „Dazu gibt es ein Protokoll“, sagt die Schulleiterin. Wie es in Sachen Anzeige und Verfolgung der mutmaßlichen Körperverletzungen weitergehe, gelte es noch zu klären. Die Verantwortung für die finanzielle Frage sehe die Schule beim Reiseveranstalter, der entsprechend weniger Vergütung bekomme. Die Lehrkräfte hätten sich bei dem vereinbarten Rechnungsbetrag auf ausführlichen Schriftverkehr zwischen diesem und dem Wirt berufen können – trotzdem sei die Sache der Grafinger Gruppe gegenüber wegen der überraschenden Nachforderung eskaliert. Die Aggression sei zu keiner Zeit von ihren Reisebegleitern oder gar Schülern ausgegangen, betont die Schulleiterin.
„Alle wohlbehalten angekommen“ - Nun läuft die Aufarbeitung
Trotz einiger Stunden Verzögerung durch den Vorfall sagt Böhm erleichtert: „Es sind alle wohlbehalten wieder angekommen.“ Der Busfahrer habe sich trotz des Übergriffs zu jederzeit sicher fahrtauglich gefühlt. Man habe den Vorfall selbstverständlich mit den Schülerinnen und Schülern nachbesprochen, die das Ganze gut verarbeitet hätten und mittlerweile „eher als ein spannendes Abenteuer“ empfänden. Trotzdem habe man die Schulsozialarbeit in der Hinterhand, falls es Redebedarf gebe.
Kroatien als Zielland will die Schule auch künftig auf dem Zettel haben – es sei nach mehreren Reisen dorthin der erste Negativ-Vorfall gewesen. Mit der Wahl des Reiseveranstalters wolle man sich nochmals genauer befassen, obgleich dieser eigentlich gute Referenzen vorzuweisen habe.
Quali-Klasse lässt sich Reise nicht vermiesen
In der Summe bilanziert Lehrerin Becker-Schäfer: „Es war eine traumhafte Klassenfahrt – bis auf die letzten sechs Stunden.“ Die Jugendlichen hätten auf Schifffahrt durch den Nationalpark in der kristallblauen Adria schwimmen und schnorcheln können, die Städte Pula und Rovinj erkundet, sogar Delfine im Sonnenuntergang beobachtet. „Es war eine traumhafte Klassenfahrt, alle haben sich vorbildlich verhalten“, sagt die Lehrerin. Überhaupt sei die Schule mit dem Jahrgang sehr zufrieden, loben sie und die Schulleiterin: Die Bestehensquote liege über dem bayerischen Schnitt, mehrere hätten in der Abschlussnote eine Eins vor dem Komma geschafft.