„Fuß in der Tür haben“: Gemeinde Kochel sichert sich Vorkaufsrecht für leerstehenden Alpengasthof Rabenkopf

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Schon seit Jahren steht der Alpengasthof Rabenkopf in Ried leer. Die Gemeinde Kochel hat große Pläne mit dem Grundstück. © Sandra Gerbich

In der Kochler Gemeinderatssitzung stimmten die Räte geschlossen für den Erlass eines Vorkaufsrechts für den Alpengasthof Rabenkopf in Ried. Die Gemeinde hat mehrer Ideen für das Areal, wie die Erweiterung des Feuerwehr-Gebäudes oder die Schaffung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten oder Wohnraum.

Kochel – Schon seit mehreren Jahren steht der Alpengasthof Rabenkopf in Ried leer. Die Kochler Gemeinderäte stimmten in ihrer jüngsten Sitzung geschlossen für den Erlass eines Vorkaufsrechts und fassten den Beschluss, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan zu erstellen.

Kochler Gemeinderat beschließt Vorkaufsrecht für leerstehenden Alpengasthof Rabenkopf

Der Alpengasthof Rabenkopf in Ried: Das langgezogene Gebäude direkt an der B11 ist kaum zu übersehen. Das Grundstück erstreckt sich bis an die Grenze der Feuerwehr, dazwischen eingezwängt ein privater Spielplatz. Obendrein gehörten Teile der Straße zum Grundstück dazu, informierte Rathauschef Jens Müller (UWK) die Gemeinderäte.

Schon vor etwa zehn Jahren suchte Wirt Jörg Slaschek einen Nachfolger, in den letzten Jahren stand der „Rabenkopf“ leer. Im Dezember vergangenen Jahres verstarb der Wirt. Man wolle „einen Fuß in der Tür haben“, bevor sich ein neuer Eigentümer findet, erklärte Müller in der Sitzung. Die Gemeinde habe städtebauliche Ziele für das attraktive Areal, etwa „die Erweiterung des Feuerwehr-Gebäudes, Schaffung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten oder Wohnraum“, veranschaulichte der Bürgermeister das besondere Interesse an dem Grundstück.

Darüber hinaus gehöre dem jetzigen Eigentümer ein Teil der Straße, „den sähe ich gerne im Gemeindebesitz“, sagte Müller. Mit einem Vorkaufsrecht, das nicht die gesamte Fläche, sondern nur Teile betreffen müsse, und der Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes solle die Gemeinde „die Zielrichtung“ vorgeben.

Gemeinderat Kochel: Diskussion über Alpengasthof Rabenkopf

Die Gemeinderäte hatten in der sich anschließenden Diskussion einige Fragen, etwa von Frank Sommerschuh (Freie Wähler), wo der künftige Eigentümer bei Beibehaltung des Hotelbetriebs Stellplätze unterbringen solle. Auch bei einer künftigen Wohnbebauung müsste eine ausreichende Zahl an Parkplätzen nachgewiesen werden, legte Max Leutenbauer (CSU) nach. Geschäftsführerin Nicole Lutterer erklärte, dass derzeit von keinem Bebauungsplan die Rede sei. Müller ergänzte, dass Vorkaufsrecht nicht Vorkaufspflicht bedeute, der neue Eigentümer aber aufgefordert sei, sich mit der Gemeinde auseinanderzusetzen und nicht im Alleingang planen könne. Dazu gehörte dann auch die Frage künftiger Stellplätze.

Markus Greiner (Junge Liste) sorgte sich um die Attraktivität des Grundstücks für potenzielle Käufer. Der Wert des Eigentums sollte „nicht total runtergeschraubt werden“, stimmte Michael Zerluth (Freie Bürger Ried) zu. Das werde nicht passieren, garantierte Müller, weil man sich am Bodenrichtwert orientiere: „Ein Vorkaufsrecht bedeutet keine Schmälerung des Grundstückswerts.“

Klaus Barthel begrüßte Müllers Vorschlag. Ihm sei wichtig, dass die Gemeinde im Sinne des Gemeinwohls Einfluss auf die Entwicklung habe, sagte der SPD-Politiker und befand: „Ich sage nur Kavun“, ergänzte Barthel in Anspielung auf die leerstehenden Gebäude in der so genannten Blessingkurve. „Hier sind wir völlig abhängig vom Investor.“ Auch in diesem Fall hätte man etwas machen können, entgegnete Müller. „Und besser im Vorhinein steuern als im Nachgang eine Veränderungssperre erlassen zu müssen“, pflichtete Rathaus-Vize Thomas Eberl (UWK) bei.

Wegweisende Entscheidung? Bürgermeister spricht sich für Vorkaufsrecht aus

„Der vorhabenbezogene Bebauungsplan: Das ist gerade mein Lieblingsbegriff“, sagte Bürgermeister Müller anschließend im Gespräch mit der Rundschau. Der entsprechende Beschluss in der Gemeinderatsitzung könnte künftig wegweisend für neuralgische Grundstücke in Kochel und seinen Ortsteilen werden.

Müller wies auf das Versäumnis beim Verdi-Areal hin. Die Gemeinde sei hier mit „normalem Bebauungsplan“ allen Spekulationen ausgeliefert. „Asklepios kann – vor allem, wann auch immer – alles draufsetzen oder das Grundstück sogar wieder veräußern“, stellte der Rathauschef klar. In Sachen Alpengasthof Ried könne sich Müller vorstellen, direkt auf die Erben zuzugehen.

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