Hesse entdeckt Leiche in Gebüsch: „Ich habe mich gefragt, ob ich träume“
Nach dem Fund einer Leiche im Kreis Hersfeld-Rotenburg ermittelt die Kriminalpolizei. Vieles an dem Fall ist noch unklar. Wir haben mit dem 69-Jährigen, der den Toten entdeckte, gesprochen.
Ronshausen – Die Sonne strahlt am Donnerstagmorgen auf Ronshausen. Oberhalb des Friedhofs, in der Feldgemarkung nördlich des Ibaer Wegs, hat man eine klare und weite Sicht auf die angrenzenden Ortschaften. Es herrscht Stille, keine Menschenseele ist zu sehen.
Noch am Dienstagabend sah es hier ganz anders aus. Am Rand der Wiesen und Felder parkten mehrere Polizeiautos. Das Aufgebot war groß, nachdem bei der Polizei ein Anruf eines Mannes aus Ronshausen einging, der eine zum Teil skelettierte Leiche in den Büschen gefunden hatte. „Als wir die Polizeiautos auf den Berg haben fahren sehen, haben wir uns schon sehr gewundert“, erzählen Otto Braunholz und seine Frau Martha, die in unmittelbarer Nähe zum Friedhof wohnen. „Aber zu dem Zeitpunkt haben wir ja noch gar nicht ahnen können, was passiert ist.“
Leiche in Ronshausen entdeckt: Geruch von Verwesung
Ahnen kann auch der Ronshäuser Richard Funk nicht, was er an diesem Tag noch erleben wird, als er sich am Dienstagnachmittag auf den Weg macht, um oberhalb des Ortes Apfelbäume zu veredeln. Bei der Arbeit wird Funk auf den Geruch von Verwesung aufmerksam und beschließt, seiner Nase zu folgen. „Ich habe gedacht, dass ein Stück Wild im Gebüsch liegen muss“, erzählt der 69-Jährige. Mit jedem Schritt sei der Geruch intensiver geworden, schließlich habe er sich die Nase zuhalten müssen. „Und dann habe ich mitten im Schwarzdorn Knochen gesehen, dachte aber im ersten Moment immer noch an tierische Überreste – bis ich den Menschenschädel gesehen habe“, sagt Funk.
Dieser habe bis zum Kiefer in einer Plastiktüte gestreckt. „Als ich das gesehen habe, musste ich erst mal weggehen. Ich habe mich wirklich gefragt, ob ich vielleicht träume“, erzählt Richard Funk, der auch zwei Tage nach dem Vorfall noch immer betroffen wirkt und von Schlafstörungen geplagt ist, wie er sagt.
Leiche im Nordosten Hessens entdeckt: Teils skelettiert
Nachdem er sich gesammelt hatte, sei er ein zweites Mal zur Leiche gegangen, habe unweit des Schädels auch den restlichen Körper in den Büschen entdeckt. „Die Leiche hatte zwar Kleidung an, aber ich konnte beispielsweise genau die skelettierten Hände erkennen.“ Daneben habe ein moderner Rucksack gelegen, was ihn auf eine jüngere Person schließen lässt. „Außerdem sahen die Zähne noch sehr gut aus. Sehr alt kann der Mensch also nicht gewesen sein.“ Die Schuhgröße von 46 deute für ihn auf eine männliche Person hin, ergänzt Funk, der vom Fundort aus direkt die Polizei verständigte.
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Leiche in Ronshausen entdeckt: Identität steht noch nicht fest
Was von den Vermutungen wirklich stimmt, wird erst nach der Obduktion am kommenden Dienstag, 2. Juli, feststehen. „Erst danach können Angaben zu dem Geschlecht des Leichnams gemacht werden sowie dazu, ob ein Fremdverschulden in Betracht kommt“, teilt Dr. Christine Seban von der Staatsanwaltschaft Fulda auf Nachfrage unserer Zeitung mit. „Derzeit haben sich noch keine Hinweise auf die Identität des Leichnams ergeben. Dies, sowie die Umstände des Todes, sind Bestandteil der weiteren Ermittlungen, insbesondere der angeordneten Obduktion.“
Wer die gefundene Person sein kann, darüber macht man sich am Donnerstagmorgen auch in der Gemeinde Ronshausen Gedanken. „Überall wird gerätselt, auch in WhatsApp-Gruppen“, erzählt Anwohner Ulisse Grasso, der im Ibaer Weg unterhalb des Friedhofs wohnt und am Fundort der Leiche regelmäßig mit Hündin Bella spazieren geht, wie er erzählt. „Das ist ein Unding, was da passiert ist.“ Star-Tankstellen-Betreiber Michael Brandau bekommt zwar auch immer viel im Ort mit, weiß aber auch nicht, wer die Person sein könnte: „Vermisst wird hier keiner.“ Das bestätigt auf Nachfrage unserer Zeitung auch das Polizeipräsidium Osthessen. Derzeit würde es keine offenen Vermisstenfälle im Landkreis Hersfeld-Rotenburg geben.
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