Trump ruft neue Glaubens-Kommission ins Leben – sie soll auch im Weißen Haus arbeiten

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Trump ruft neue Glaubens-Kommission ins Leben – sie arbeitet direkt im Weißen Haus

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Donald Trump begrüßt an einem kirchlichen Feiertag eine neue Kommission in seinem Lager. Dabei denkt er offen über das Ende der Trennung von Kirche und Staat nach.

Washington – Donald Trump erweckt nicht erst seit seiner zweiten Amtszeit als US-Präsident den Eindruck, nur an sich und sein Durchsetzungsvermögen zu glauben. Um jeglichen Widerstand zu brechen und letztlich seinen Willen zu bekommen.

Dass ihm durchaus der Glaube an eine höhere Macht innewohnt, versuchte er aber auch schon häufiger zu demonstrieren. Etwa mit seinem berühmten Bibel-Foto vor einem Pfarrhaus, das im Zuge der Proteste nach dem Tod des Afro-Amerikaners George Floyd während seiner ersten Zeit im Weißen Haus in Mitleidenschaft gezogen wurde. Oder mit dem Verkauf der sogenannten „Trump-Bibel“ während seines Wahlkampfs 2024.

Trump gründet Glaubens-Kommission: Ex-Minister und bekannter TV-Moderator berufen

Auch am Nationalen Gebetstag, den die USA in diesem Jahr am 1. Mai begingen, präsentierte sich Trump von seiner religiösen Seite. Per Dekret rief er im Rose Garden des Weißen Hauses eine Kommission für Religionsfreiheit ins Leben und benannte zwölf Mitglieder. Als Vorsitzender fungiert Dan Patrick, Vizegouverneur von Texas.

Propagiert seinen Glauben an Gott auch am Nationalen Gebetstag: US-Präsident Donald Trump macht den Weg frei für eine Kommission der Religionsfreiheit. © Alex Brandon/AP/dpa

Das Weiße Haus erwähnte lobenswert, dass der 75-Jährige im Senat des Bundesstaates entscheidend zu Gesetzen beigetragen habe, die die Lehre der kritischen Ethnien-Theorie an öffentlichen Schulen beendeten, DEI-Praktiken – die Abkürzung steht für Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion – an Universitäten abschafften sowie zur Aufnahme von „In God we trust“ in den Senat und von „Under God“ in den staatlichen Treueschwur führten.

Weitere Kommissions-Mitglieder sind unter anderem Kardinal Timothy Dolan, Erzbischof von New York, Bischof Robert Barron, Baptistenprediger Franklin Graham, Rabbi Meir Soloveichik, der als „Dr. Phil“ bekannt gewordene Fernsehmoderator Phil McGraw und Trumps Glaubensberaterin Paula White, die schon in seiner ersten Amtszeit zu seinem Team zählte. Als Patricks Stellvertreter fungiert Ben Carson, der aus der Armut zu einem der renommiertesten pädiatrischen Neurochirurgen der Welt aufgestiegen sei, der 73-Jährige war in Trumps ersten vier Jahren als Präsident der Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung. Sie alle werden wohl so etwas wie die Glaubensberater für den mächtigsten Mann der Welt.

Trump über Trennung von Kirche und Staat: „Ist das etwas Gutes oder Schlechtes?“

Bei der offiziellen Vorstellung hob Trump auch die angedachte räumliche Nähe zwischen ihm und seiner Glaubens-Kommission hervor: „Sie werden direkt aus dem Weißen Haus heraus arbeiten. Das hat noch niemand zuvor gemacht. Kein anderer Präsident hat das erlaubt.“ Nun ist bekannt, dass sich der 78-Jährige gerne von seinen 44 Vorgängern abhebt.

Dan Patrick (r.) steht am Rednerpult, daneben ist Donald Trump
Der US-Präsident und der Vorsitzender seiner Glaubens-Kommission: Donald Trump (l.) bat zur Gründung des Gremiums auch Dan Patrick ans Mikrofon. © Mandel NGAN / AFP

Bei seinem weiter skizzierten Vorhaben könnte ihm aber die US-Verfassung in die Quere kommen. Denn er ergänzte: „Es heißt ‚Trennung von Kirche und Staat‘. Ich würde sagen: ‚Okay, lasst uns das einmal vergessen.‘“

In bester Trump-Manier schmückte er seine kontroversen Gedanken direkt weiter aus, um Kritikern noch mehr zum Nachdenken mitzugeben: „Trennung. Ich weiß nicht: Ist das etwas Gutes oder Schlechtes? Ich bin nicht sicher. Aber ob nun Trennung oder nicht, ihr Typen seid im Weißen Haus, wo ihr sein solltet. Und ihr repräsentiert unser Land und wir werden unserem Land den Glauben zurückbringen. Das ist eine große Sache.“ Der Applaus der Anwesenden war ihm sicher.

Trump bekommt Loblied: „Kein Präsident hat Namen Jesus so oft angerufen“

Warme Worte gab es obendrein von Patrick, der ebenfalls ans Rednerpult gebeten wurde. Trumps Parteifreund pries das neue Gremium als „eine der wichtigsten Präsidenten-Kommissionen in der Geschichte“ an. Es werde „eines Ihrer größten Vermächtnisse, von denen Sie viele haben“.

Donald Trump (l.) schüttelt die Hand von Dr. Phil McGraw
Sehen sich wohl bald häufiger im Weißen Haus: US-Präsident Donald Trump (l.) begrüßt Fernsehmoderator Phil McGraw alias „Dr. Phil“, der seiner Glaubens-Kommission angehören wird. © Mandel NGAN / AFP

In den vier Jahren unter Joe Biden seien die Menschen wegen ihres Glaubens von der Regierung „attackiert“ worden. Doch damit sei nun Schluss. Weiter zog Patrick diesen Vergleich: „Es gibt den Spruch: ‚Niemand soll zwischen dem Arzt und seinem Patienten stehen.‘ Ich denke, wir würden sagen: ‚Niemand sollte zwischen Gott und einem Gläubigen stehen.‘“ Unter Beifall fuhr er fort: „Niemand sollte zwischen Gott und jenen stehen, die nach ihm suchen.“

Indem er die Kommission ins Leben gerufen habe, erwecke Trump „die Hoffnungen und die Gebete von Abermillionen Gläubigen aller Glaubensrichtungen“ wieder zum Leben. Es folgten Sätze, die sich Trump wohl gerne einrahmen würde: „Es gab noch nie einen US-Präsidenten, der den Namen Jesus so häufig angerufen hat wie Sie. Es gab noch nie einen Präsidenten, der gesagt hat: ‚Ja, ich liebe Jesus, aber ich liebe Menschen aller Glaubensrichtungen.‘“

Patricks fragwürdige Schlussfolgerung lautete daher: „Sie haben ein Herz für alle Amerikaner und das haben Sie heute bewiesen.“ Als Präsident, der die Menschen in seinem Land zusammenführt, ist der Republikaner bislang nicht in Erscheinung getreten. Und es scheint nach allen bisherigen Erfahrungen auch eher nicht seine Kernkompetenz zu sein.

Trump holt sich neue Kommission ins Weiße Haus: Musk-Behörde als warnendes Beispiel?

Aber zumindest die für ihn wichtigen Wegbegleiter weiß Trump hinter sich. Patrick unterstützte 2016 mit Ted Cruz einen Kontrahenten im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur, doch längst gehört auch er dem Lager des ehemaligen Unternehmers an. Der trat nach der Eloge noch einmal ans Mikrofon und verriet, dass es Patrick war, der mit der Idee der Glaubens-Kommission auf ihn zugekommen sei. Nach Möglichkeit würden die Meetings im Weißen Haus abgehalten werden können.

Wohin das am Ende führen wird? Trump selbst verdeutlichte also, dass er durchaus offen für Ideen ist, die von Unterstützern an ihn herangetragen werden. So war es schon bei Elon Musk, der ihm die neue Effizienzbehörde DOGE eingeredet haben soll.Wobei sich längst gezeigt hat, dass sich der reichste Mann der Welt damit keinen Gefallen getan hat. Patrick und seine Mitstreiter dürfen zumindest auf den Segen von ganz oben hoffen. (mg)

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