Zum ersten Mal seit Beginn der Amphibienschutzaktion der Holzkirchner Ortsgruppe des Bund Naturschutz (BN) im Jahr 1998 hat es heuer im Teufelsgraben keine Schutzzäune mehr gegeben. Wie ein Augenschein vor Ort ergab, sind Kröte & Co. dort ausgestorben.
„Die Entscheidung, an der Staatsstraße 2073 heuer keine Amphibienschutzzäune aufzustellen, war richtig“, konstatiert Helmut Schneider, Koordinator des Amphibienschutzprojekts, in seinem Abschlussbericht zur diesjährigen Aktion. Demnach habe er sich Anfang April bei einer Wanderung entlang des Hackenseebachs bis zum Wasserhäuschen ein Bild von der Lebenssituation der Amphibien im Teufelsgraben gemacht. „Vor allem wollte ich sehen, wo die Amphibien überhaupt noch ablaichen können“, so Schneider.
Das Ergebnis war ernüchternd: Die beiden langjährigen Laichgewässer sind laut Schneider auch heuer völlig trocken. Es handle sich um „Schilfwüsten“. Etwa einen Kilometer weiter südlich führe der Hackenseebach zwar etwas Wasser, dessen Menge bachaufwärts zunehme. Doch nur an einer Stelle habe er einen Laichballen gefunden – halb vertrocknet. „Ansonsten kein einziges amphibisches Lebenszeichen, obwohl es etliche Stellen am Bachufer gibt, wo das Wasser steht und Laich hätte abgesetzt werden können.“
Für Schneider kommt das nicht überraschend. Wie berichtet, hatte der 74-Jährige bereits vor zwei Jahren das Ende der Amphibien-Population im Teufelsgraben in naher Zukunft prophezeit. Denn schon seit 2016 zeichnet sich der Rückgang ab, weshalb die Holzkirchner Amphibienschützer schon länger in Erwägung zogen, im Teufelsgraben keine Schutzzäune mehr aufzustellen.
Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte diese dem Klimawandel geschuldete Entwicklung 2023. Da hatte sich die Zahl der Berg- und Teichmolche im Vergleich zum Vorjahr halbiert, bei den Erdkröten gab es ein Minus von fast 40 Prozent. Vergangenes Jahr plumpsten nur noch 142 Erdkröten, 21 Molche, acht Grasfrösche und vier Springfrösche in die zwölf Eimer entlang des Schutzzaunes. Insgesamt ist die Zahl der wandernden Amphibien im Teufelsgraben in den vergangenen acht Jahren um 98,5 Prozent zurückgegangen.
Dagegen können die Amphibienschützer Positives aus Sufferloh berichten. Laut Abschlussbericht brachte das 16-köpfige Helferteam der BN-Ortsgruppe heuer 1889 Amphibien binnen vier Wochen sicher über die Straße zu ihren Laichgewässern. Das entspricht zwar einem Rückgang von 7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Aber solange die Zahl der Amphibien in den kommenden Jahren nicht weiter abnehme, bestehe kein Grund zur Sorge. Nahezu ausschließlich handelte es sich bei den Amphibien in Sufferloh um Erdkröten.
Eindeutige Gründe für den diesjährigen Rückgang in Sufferloh konnte der BN nicht finden. Möglicherweise handelt es sich um eine natürliche Schwankung in der Population der Erdkröten.
385 Amphibien wurden in Sufferloh auf ihrem Rückweg in die Sommerquartiere (Tannholz) über die Straße gebracht. Diese kleine Zahl hat ihre Ursache darin, dass die Helfer die Rückwanderung nur so lange betreuten, wie noch Amphibien zu den Laichgewässern wanderten.
Wie Schneider in seinem Abschlussbericht schreibt, setzte die Amphibienwanderung heuer wegen einer lang anhaltenden Frostphase Anfang März erst spät ein. Die Schutzzäune wurden am 3. März aufgestellt, die Hauptwanderung begann aber erst am 21. März.