Bad Tölz treibt es alle zehn Jahre bunt: viele Spektakuläre Wagen und Kostüme

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Konfetti in jeder Form wurden bei der Mühlfeldkirche aus zwei Kanonen abgefeuert, konnte aber die Invasoren nicht stoppen. Geschätzt über 30.000 Besucher bevölkerten beim Faschingszug am Sonntag die Tölzer Innenstadt. © Karl Bock

Die Närrischen-Invasoren aus Reichersbeuern und Greiling stürmten am Faschingssonntag nach zehn Jahren endlich wieder die Kreisstadt. 30.000 Besucher feierten freudig mit.

Bad Tölz – Die Mutter aller Faschingszüge („Muafaz“) hat nach jahrelangen Wehen wieder ein Kind geboren, und es ist prächtig geraten. Das lässt sich einen Tag nach dem Großereignis vom Faschingssonntag mit Fug und Recht bilanzieren.

Arrgh! Das Tölzer Piraten-Bürgermeistergespann Ingo Mehner (l.) und sein Stellvertreter Michael Lindmair konnten die Stadt nicht verteidigen.
Arrgh! Das Tölzer Piraten-Bürgermeistergespann Ingo Mehner (l.) und sein Stellvertreter Michael Lindmair konnten die Stadt nicht verteidigen. © Karl Bock

Der Reichersbeurer Faschingszug, der mit Greilinger Beteiligung alle zehn Jahre von Osten her die „Greisstadt Fad Tölz“ heimsucht, war eine laute, originelle und bunte Angelegenheit, die geschätzt 30.000 maskierte und auch unmaskierte Besucherinnen und Besucher aus nah und fern anlockte.

Die Tölzer Stadtpiraten – so das Motto von Seiten der Überfallenen – hatten keine Chance, sich zu erwehren, zumal der böige Ostwind die aus zwei Kanonen abgefeuerten Konfetti –wirkungslos verpuffen ließ und in den Garten des benachbarten Gasthofes Zantl blies. Doch eigentlich war echte Gegenwehr gar nicht beabsichtigt.

Es gab wohl noch nie so viel Vorfreude auf eine Invasion wie heute

Landrat Josef Niedermaier, der zusammen mit dem Zweiten Bürgermeister Michael Lindmair den Conférencier an der zur Verteidigung aufgebauten „Stadtperle“ gab, brachte es auf den Punkt: „Es gab wohl noch nie so viel Vorfreude auf eine Invasion wie heute.“

Reichersbeurer Bürgermeister sorgt mit seinem Kostüm für Schnappatmung

Früh aufstehen hieße es für die zahlreichen Akteure aus den beiden Gemeinden im Tölzer Osten, der Reichersbeurer Bürgermeister Ernst Diekmann kroch schon um 5 Uhr früh aus den Federn, um sich mit Hilfe von Schminke und blonder Perücke und eingehüllt in einen (künstlichen) Leopardenmantel in die „Layla“ zu verwandeln, die den Tölzern die bekannten Attraktionen der Reeperbahn in die Stadtmauern bringen wollte.

Das vor mehr als zehn Jahren geschlossene Tölzer Freizeitzentrum Alpamare erhitzt noch immer die Gemüter - und Reichersbeuern möchte auch Bad werden.
Das vor mehr als zehn Jahren geschlossene Tölzer Freizeitzentrum Alpamare erhitzt noch immer die Gemüter – und Reichersbeuern möchte auch Bad werden. © Karl Bock

40 spektakuläre Faschingswagen beim Reichersbeurer Umzug durch Bad Tölz

Landrat Niedermaier vermutete, dieser reizvolle Wagen würde bei der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises zu Schnappatmung führen, das Ganze blieb aber – wie auch alle anderen Darstellungen (ausschließlich durch Männer) auf den insgesamt 40 Wagen – oberhalb der berühmten Gürtellinie.

Das hießt aber nicht, dass die Reischbeirer nicht treffsicher gewesen wären, ob vom Wagen der bärtigen Haberer oder den zahlreichen Darstellungen wie „Barbie“, „Wilde 13“ „Ghost Musters“ oder „Lebend Kanone“, auf dem ein Fernsehteam mitfuhr, der Spott hatte es schon in sich.

Die Bürgermeister von Bad Tölz verschanzten sich im Piratenschiff „Stadtperle“

Das musste auch der Tölzer Altbürgermeister Josef Janker erfahren, der mit zehnjähriger Verspätung erstmals am Faschingszug teilnahm und wegen seiner feigen „Flucht“ im Jahr 2015 arg verspottet wurde. Wenig zu hören war allerdings auch vom jetzigen Würden- und Bartträger Ingo Mehner, der seinen Stellvertreter Lindmair – als Ansager und Musiker im Oberland weit bekannt – die verbale Verteidigung des Tölzer Magistrats übertragen hatte. Doch auch der verschanzte sich hinter dem an der Mühlfeldkirche aufgebauten stationären Piratenschiff „Stadtperle“.

Musik live, nicht von der Konserve: die Blues Brothers aus Reichersbeuern begeisterten.
Musik live, nicht von der Konserve: die Blues Brothers aus Reichersbeuern begeisterten. © Karl Bock

Dort fanden auch die weiblichen Mitglieder in ihren Piratenkostümen sowie ihre durchaus gewichtigen männlichen Pendants wie Johannes Gundermann oder Willi Streicher Unterschlupf und ließen sich freiwillig von der Begeisterung übermannen, zogen weder ihre Krummschwerter noch ihre Messer aus Plastik gegen die zahlenmäßig deutlich überlegenen Invasoren, sondern widmeten sich der Rettung ihres Bier- und Rumvorrates.

Essen und vor allem Trinken gehört natürlich zu einer richtigen Faschingsgaudi, zahlreiche örtliche Vereine nahmen sich dem leiblichen Wohl der Besucher an, und obwohl eigentlich Glasflaschen verboten waren, musste am Abend eine ansehnliche Flaschenbatterie von den Mitarbeitern der Stadt aufgeräumt werden.

Polizei und Security sorgt für reibungslosen Faschingszug in Bad Tölz

Bei der Großveranstaltung sorgten neben der örtlichen Security insgesamt 65 Beamte der Landespolizei und vier Kräfte der Bundespolizei für Sicherheit. „Wir hatten am Kalvarienberg auch eine Drohne im Einsatz, mit der wir den Zu- und Abstrom der Zuschauer verfolgen konnten“, berichtete die Polizei.

Für die Sicherheit der Tölzer Maschkera: Die Polizei war mit einem Fahrzeug am Kalvarienberg und ließ von dort aus eine Drohne steigen, um alles zu überwachen.
Für die Sicherheit der Tölzer Maschkera: Die Polizei war mit einem Fahrzeug am Kalvarienberg und ließ von dort aus eine Drohne steigen, um alles zu überwachen. © Karl Bock

Größere Störungen habe es nicht gegeben. „Man kann sagen, dass die Planungen der Verantwortlichen von der Stadt Bad Tölz, dem Verein Reichersbeurer Faschingszug, der Feuerwehr, der Polizei und des Sicherheitsdienstes so umgesetzt werden konnten, wie es geplant war“, so die Bilanz des örtlichen Polizeisprechers Thomas Schuhbauer.

Tölzer Fasching 2025: keine Bedrohungen, alles verlief friedlich

Der Rettungsdienst hatte am Abend noch einige Einsätze mit Betrunkenen. Am Wichtigsten aber war, dass die Sperren an den Zufahrtswegen zum Veranstaltungsgelände durch quergestellte Autos und Roller nicht zum Einsatz kamen. Es gab keinerlei Bedrohungen oder Versuche, die Sperren zu umgehen.

Anders als vor zehn Jahren, zogen die Narren diesmal über die Lenggrieser Straße und die Osterleite am Nachmittag dahin zurück, wie sie vor acht Stunden gekommen waren. Durch die Verpflegungsstände und die Musikbühne in der Marktstraße war es aber gerade in diesem Bereich schon arg eng und viele der Attraktionen, die eine gewaltige Größe hatten, kamen erst oberhalb des Khannturms zum Stehen.

Große Reinigungsaktion am Rosenmontag und Männer schneiden sich ihre Bärte

2015 war der Zug bis zum Kreisverkehr der Isarbrücke geleitet und durch die Marktstraße zurückgeführt worden. Das war für die damals auch schon 30.000 Besucher leichter zu überblicken gewesen. Am Rosenmontag begann dann in der ganzen Innenstadt das große Aufräumen und am Aschermittwoch fielen bei vielen Männern die Bärte, die man sich für die Gaudi hatte wachsen lassen. Karl Bock

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