„System, das arm macht“: Millionen zahlen Tausende Euros zu viel für Gas und Strom – so können Sie sparen

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Jeder vierte Haushalt steckt in überteuerten Stromtarifen. Die Politik wird in die Verantwortung gezogen. Doch die Menschen können auch selbst aktiv werden.

Berlin – Etliche Haushalte stecken in überteuerten Strom- und Gastarifen, da sie in der Grundversorgung sind. Zu diesem Ergebnis kommt das Vergleichsportal Verivox, das sich auf den aktuellen Monitorbericht der Bundesnetzagentur bezieht. Momentan befindet sich etwa jeder vierte Stromkunde in Deutschland in einem vergleichsweise teuren Grundversorgungstarif. Bei Gaskunden ist es jeder fünfte Kunde. Dadurch zahlen die Menschen jährlich Tausende Euro zu viel. Die Linke sieht hierin einen Grund für einen politischen Kurswechsel. Co-Parteichefin Ines Schwerdtner spricht von „politischem Versagen“ und fordert die Einführung von Preiskontrollen.

Teurer Strom und Gas: Millionen Menschen zahlen zu viel

„Während viele Menschen jeden Cent umdrehen müssen, zahlen Millionen Haushalte Milliarden zu viel für Strom und Gas. Der Bürger wird zur Melkkuh, weil die Grundversorger ihre Preise künstlich hochhalten dürfen“, erklärt Schwerdtner gegenüber dem Münchner Merkur von IPPEN.MEDIA. Die Parteichefin schätzt, dass viele Menschen aus Angst oder Unkenntnis in der Grundversorgung bleiben. „Das ist ein System, das arm macht und Konzerne reich. Wer heute noch in einem Grundversorgungstarif hängt, wird schlicht abgezockt.“

Millionen Haushalt in Deutschland zahlen zu viel für Strom und Gas. Linken-Chefin Ines Schwedtner fordert deshalb staatliches Eingreifen. © IMAGO/ Rene Traut/ dts Nachrichtenagentur

Und tatsächlich: Laut Verivox könnte ein durchschnittlicher Einfamilienhaushalt mit einem Stromverbrauch von 4000 Kilowattstunden und einem Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden durch einen Wechsel aus der Grundversorgung im Durchschnitt 1628 Euro pro Jahr einsparen. Für Kunden es sich also durchaus lohnen, sich mehr über den eigenen Tarif zu informieren und diesen dann gegebenenfalls zu wechseln.

Politik für hohe Energiepreise verantwortlich?

Neben persönlichem Aktivwerden sieht Linken-Chefin Schwerdtner aber auch die Politik in der Verantwortung, den zu hohen Kosten den Kampf anzusagen. „Das ist kein Marktversagen, das ist politisches Versagen“, betont Schwerdtner. „Es braucht sofort eine Preisaufsicht, die dem Wahnsinn ein Ende setzt – und endlich Strom als das behandelt, was es ist: ein Grundbedürfnis, kein Spekulationsobjekt. Die Grundversorger müssen günstigere Preise anbieten. Die Herabsetzung der Stromsteuer muss für alle gelten, nicht nur für die Industrie.“ Dafür spricht sich die Linke für „die Wiedereinführung staatlicher Preiskontrollen für Strom und Gas“, aus. In Zeiten von Inflation und explodierenden Lebenshaltungskosten dürften Konzerne nicht länger unkontrolliert an der Preisschraube drehen.

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Trotz immer diverser politischer Eingriffe stieg der Strompreis in Deutschland zuletzt wieder an und ist von vielen globalen Faktoren, wie etwa dem Ukraine-Krieg, beeinflusst. Während der Preis 2015 im Durchschnitt bei 27,54 Cent pro Kilowattstunde lag, zahlen Verbraucher heute im Schnitt 36,51 Cent. Die schwarz-rote Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) hatte im Koalitionsvertrag versprochen, die Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß zu senken, um alle Menschen zu entlasten. Entgegen dieser Zusage beschlossen CDU, CSU und SPD jedoch kürzlich, die Stromsteuer nur für Unternehmen zu senken, während Privatpersonen leer ausgingen.

Linke fordert mehr Verbraucherschutz bei Stromtarifen

Die Linke will den hohen Strompreisen, insbesondere denen, die durch Grundversorgertarife noch höher sind, etwas entgegensetzen. „Die Beweislast gehört umgedreht: Nicht die Verbraucherinnen und Verbraucher sollen nachweisen müssen, dass etwas falsch läuft – die Energieversorger müssen darlegen, warum die Preise weiterhin so hoch sind“, fordert Schwerdtner. „Eine Kontrolle über Energiepreise gehört in die Hände der Wirtschaftsministerien von Bund und Ländern. Preissteigerungen darf es nur noch geben, wenn sie vorher geprüft und genehmigt wurden – so wie es 2023 schon praktiziert wurde.“

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