Social Media erst ab 18 Jahren? Studie fordert drastische Maßnahmen zum Schutz der Kinder
Die Nutzung von Social-Media-Kanälen ist für Kinder nicht ohne Risiko. Eine Studie fordert dafür jetzt eine knallharte Altersbeschränkung.
Paris – Dürfen Kinder und Jugendliche bald frühestens mit 13 Jahren Smartphones benutzen? Und bekommen sie erst mit 18 Jahren, also wenn sie volljährig sind, Zugang zu Sozialen Medien? Diese drastischen Maßnahmen schlägt eine von der französischen Regierung eingesetzte Kommission vor. Auch in Irland will eine Stadt Kindern das Smartphone verbieten.
Social Media und Kinder: Was empfehlen die Fachleute?
Die Empfehlungen sind Teil eines 142-seitigen Dokuments, das als Reaktion auf eine Anfrage von Präsident Emmanuel Macron entstand. Der Bericht mit dem Titel „Kinder und Bildschirme: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ plädiert dafür, dass Kids vor dem 11. Lebensjahr grundsätzlich kein Handy besitzen sollten, und Smartphones erst ab 13. Bis zum 18. Lebensjahr sollte der Zugang zu Sozialen Medien demnach auf diejenigen beschränkt werden, die über „ethisches Denken“ verfügen.
Dies könnte mit einer Art Social-Media-Führerschein funktionieren, mit dem die Kids erst einmal nachweisen, dass sie die Auswirkungen und Gefahren von solchen Plattformen wie TikTok oder Instagram verstanden haben und verantwortungsvoll damit umgehen. Für Kleinkinder unter drei Jahren wird empfohlen, diese grundsätzlich keinerlei Bildschirmmedien auszusetzen. Erst nach dem sechsten Lebensjahr sollte eine mäßige und kontrollierte Nutzung erfolgen.
Kinder vor dem Bildschirm – Wie sind die Empfehlungen entstanden?
Die zehnköpfige Kommission führte Gespräche mit fast 150 Jugendlichen und befragte über 100 Experten, darunter Vertreter großer Technologieunternehmen wie Google, Meta, TikTok, Twitter/X, Youtube, Snapchat und Samsung. Die Fachleute drängten darauf, dass alle 29 von ihnen vorgeschlagenen Maßnahmen gemeinsam bewertet werden sollten. Sie warnten davor, nur einzelne Vorschläge herauszupicken und nicht das komplette Problem zu betrachten.

Was richten Smartphones bei sehr kleinen Kindern an?
Die Studie befasste sich auch mit den langfristigen Auswirkungen von Smartphones, die bereits im Grundschulalter oder davor verwendet werden. Dabei wurde festgestellt, dass dies die psychische Gesundheit bis hinein ins Erwachsenenalter negativ beeinflussen kann. Darüber hinaus betonte der Bericht die Notwendigkeit weiterer Forschungen zum Thema „Bildschirmsucht“ – ein Phänomen, das bisher noch nicht einmal wissenschaftlich anerkannt ist.
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Welche Rolle spielen die Anbieter von Apple bis Google?
Der Bericht kritisiert die Technikfirmen scharf für ihre Praktiken, die Aufmerksamkeit junger Menschen zu gewinnen und ihre kognitiven Schwächen auszunutzen: „Wir können nicht akzeptieren, dass Kinder zu Waren werden – und dass sie das Ziel von endlosen Benachrichtigungen sind. Das fesselt sie an Belohnungssysteme, die von Verhaltenswissenschaftlern so gestaltet wurden, dass sie unwiderstehlich sind, mit einer zunehmend digitalisierten Freizeit.“
Welche Auswirkungen hat der Bericht auf Frankreichs Kinder?
Bisher gelten die alarmierenden Ergebnisse nur als Empfehlungen und als ein erster Schritt zur Entwicklung einer „offensiven und schlüssigen“ öffentlichen Politik in Sachen Smartphones und Social Media für Kinder und Jugendliche. Doch Frankreichs Präsident Macron dürfte die Resultate der Studie, die er ja auch selbst initiiert hat, durchaus sehr ernst nehmen. Damit steigt derzeit zumindest in den westlichen Demokratien der Druck auf die Politik, Kinder und Jugendliche in Zukunft nicht mehr vollkommen schutzlos den Süchtigmachern von TikTok, Instagram & Co. auszusetzen. Auch Millennial-Eltern machen bei der Erziehung einiges anders. (jh)