„Inflationsdruck lässt nach“ – Russlands Zentralbank vollzieht wichtigen Schritt

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Die Inflation in Russland geht zurück. Das verleitet die Zentralbank zur Reaktion. Ab sofort gelten niedrigere Leitzinsen.

Moskau – Seit Oktober 2024 lag der russische Leitzins auf dem hohen Niveau von 21 Prozent, bis die Zentralbank im Juni 2025 die Wende vollzog. Für Russlands Wirtschaft sind diese Zahlen brandgefährlich: Hohe Zinsen erdrosseln die Investitionsbereitschaft und sorgen für enorme Probleme bei der Tilgung von Kreditzahlungen. Aus dem Kreml kamen bereits Forderungen, dass die Zentralbank ihre restriktive Geldpolitik lockern müsse.

Leitzinsen sinken – Zentralbank reagiert damit auf Inflations-Entwicklung

Jetzt hat die russische Zentralbank unter ihrer Chefin Elvira Nabiullina nachgegeben und die Leitzinsen gesenkt. Statt der bislang geltenden 20 Prozent beträgt dieser nurmehr 18 Prozent. Das teilten die Währungshüter am Freitag (25. Juli) in Moskau mit. Als Gründe gaben sie den sinkenden Preisdruck, also die nachlassende Inflation, und eine schwächere Konjunktur an. Die Verbraucherpreise werden in diesem Jahr voraussichtlich zwischen sechs und sieben Prozent steigen. Vorher war noch eine Inflation zwischen sieben und acht Prozent erwartet worden.

Elvira Nabiullina in St. Petersburg.
Elvira Nabiullina in St. Petersburg (Symbolfoto). Die Inflation in Russland geht zurück. Das verleitet die Zentralbank zur Reaktion. Ab sofort gelten niedrigere Leitzinsen. © IMAGO / Russian Look

„Der aktuelle Inflationsdruck, auch der zugrunde liegende, lässt schneller nach als bisher prognostiziert“, erklärte die Notenbank dazu. „Das Wachstum der Binnennachfrage verlangsamt sich. Die Wirtschaft kehrt weiter auf einen ausgewogenen Wachstumspfad zurück.“

Probleme in Russlands Wirtschaft – Leitzinsen drosseln Investitionslust

Dieser Schritt kommt nun nach deutlichen Warnungen aus Russlands Wirtschaft. Über die letzten Monate war mehr und mehr deutlich geworden, dass russische Unternehmen ihren Kreditverpflichtungen nicht mehr nachkommen konnten. Neue Investitionen hatten sich kaum mehr gelohnt, weil die Zinsen schlichtweg zu hoch gewesen waren.

Auch aus dem Kreml selbst waren dazu Warnungen gekommen: Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Zentralbank zwar gestützt, aber wiederholt auf niedrigere Zinsen gepocht. In einer Ansprache um den Jahreswechsel herum hatte Putin gesagt, die notwendigen Werkzeuge seien da, aber die Bank benutze sie nicht schnell genug.

Die russische Zentralbank geht für 2025 von einem Wirtschaftswachstum zwischen ein und zwei Prozent aus.

„Situation könnte problematisch werden“ – Ökonom warnt vor Zentralbank-Zögern

„Wenn man sich die jüngsten Entwicklungen ansieht, hat der Inflationsdruck wirklich nachgelassen“, zitierte die Financial Times hierzu Wasili Astrow, einen Ökonomen beim The Vienna Institute for International Economic Studies. „Es gibt viele Argumente dafür, die Zinsrate weiter zu kürzen, und nur wenige dafür, das aktuelle Level zu halten.“

In letzter Zeit hatten russische Banken ein wachsendes Niveau von schlecht laufenden Krediten bemerkt. Das wiederum hatte zu Gerüchten über den Zustand des russischen Bankensektors geführt. „Im Moment glaube ich, dass die Situation nicht grundsätzlich kritisch ist, aber falls die Zentralbank weiter so langsam handelt, könnte die Situation problematisch werden“, erklärte Astrow.

Ähnlich hatte sich auch der russische Finanzminister Maxim Reschetnikow im Juni geäußert, als die Zentralbank die Zinsen von 21 Prozent auf 20 Prozent senkte. „Die Nummern zeigen eine Abkühlung“, hatte er auf einer Wirtschaftskonferenz in St. Petersburg gesagt. Allerdings sei die Aussicht der Unternehmen schlecht. „Schaut man sich die Stimmung bei den Unternehmen an, könnte man davon ausgehen, dass wir schon am Rande einer Rezession stehen“, hatte Reschetnikow angegeben. Genau wie Putin forderte er eine wesentlich schnellere Senkung bei den Leitzinsen.

Vier Prozent Inflation – Zentralbank rückt nicht von Ziel ab

Nach aktuellem Plan will die Zentralbank das Tempo bei den Zinsschritten jedoch nicht erhöhen. Für das Jahr 2025 steht die Prognose bei einer Zinsrate zwischen 18,8 und 19,6 Prozent. Im Folgejahr soll sie dann auf zwölf bis 13 Prozent sinken. Auch wenn es sich dabei um eine deutliche Verbesserung gegenüber dem jetzigen Wert handelt, wird dieses Niveau noch immer als restriktiv betrachtet. Das berichtete die Moscow Times.

Die Zentralbank unter Nabiullina strebt eine Inflationsrate von vier Prozent an. Dieses Ziel will sie im Laufe des Jahres 2026 erreichen.

Auch interessant

Kommentare