Ryanair-Chef wettert über die Grünen: „Regierung voller Idioten“ – Deutschland wird unattraktiv
Bei Ryanair werden die Entscheidungen der deutschen Politik für den Luftverkehr kopfschüttelnd aufgenommen. Das hat Folgen für das Jahr 2025.
Dublin – Wenn Michael O’Leary an die deutsche Politik denkt, könnte er vor Wut in die Luft gehen. Diesen Eindruck erweckte der Ryanair-Chef bei einem Vortrag in der Hauptzentrale der irischen Fluggesellschaft laut der Berliner Zeitung. Die Reste der Ampel-Koalition – wobei sicher auch das ganze Dreierbündnis gemeint sein dürfte – musste sich demnach als „Regierung voller Idioten“ beschimpfen lassen.
Besonders genervt soll sich der stets meinungsstarke 63-Jährige von den Grünen gezeigt haben. Der Ökopartei warf er „Bullshit-Lösungen“ vor. Zugleich betonte O’Leary: „Wir verschwenden keine Zeit mit ihnen.“
Ryanair-Chef schimpft auf deutsche Politik: „Wird mit nächster Regierung nicht besser“
Vorfreude auf einen Regierungswechsel in Berlin versprühte er jedoch auch nicht, denn: „Ich glaube nicht, dass die nächste Bundesregierung besser sein wird.“ Und um es ganz deutlich zu machen: „Deutschland ist für die nächsten paar Jahre verloren.“ Wobei das die jugendfreie Übersetzung von O’Learys Original-Zitat ist, das das bekannte F-Wort beinhaltet.
Es drängt sich jedenfalls der Eindruck auf, der Ire würde die Ryanair-Maschinen künftig gerne einen großen Bogen um Deutschland fliegen lassen. Dabei sagte er bei dem Termin nahe Dublin auch: „Wir lieben Deutschland.“ Aber vor allem wegen der Fußball-Nationalmannschaft, wenn diese gegen britische Teams gewinnt. Oder wegen des Bieres.
Weniger wegen der Wirtschaft des Landes. So hielt O’Leary Deutschland vor, über „den beschissensten Luftverkehrsmarkt“ in Europa zu verfügen. Er wetterte unter der Gürtellinie über die Flugsicherung und über zu hohe Steuern auf Flüge. Letztere seien einer der Gründe, warum sich der deutsche Luftverkehrsmarkt nach der Corona-Pandemie noch nicht erholt habe.
Deutschland und der Luftverkehr: Schlechte Zahlen im europäischen Nach-Corona-Vergleich
Die Zahlen geben O’Leary in diesem Punkt recht. So stellte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) im August fest: „Auch im ersten Halbjahr 2024 hängt die Erholung des Luftverkehrs in Deutschland nach der Corona-Pandemie deutlich hinter der Entwicklung im restlichen Europa zurück.“
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Europa – also die EU-Staaten, die Schweiz, Island, Norwegen und das Vereinigte Königreich – erreichte bereits wieder 99 Prozent des Niveaus von 2019, die Bundesrepublik jedoch nur 83 Prozent – immerhin ein Anstieg von zehn Prozent zum Vorjahreszeitraum. Beim Vergleich der sogenannten Recovery Rate schneiden nur Finnland (77 Prozent), Schweden (75 Prozent) und Slowenien (66 Prozent) schlechter ab.
Deutschlands Entwicklung nach Corona: Sitzplatzangebot in Fliegern noch nicht wieder auf Niveau wie 2019
Das Sitzplatzangebot bei Punkt-zu-Punkt-Airlines, die also ihr Ziel ohne Zwischenstopp anfliegen, lag in Deutschland im ersten Halbjahr 2024 bei 71 Prozent des Wertes vom ersten Halbjahr 2019. Hier kommt Europa auf 112 Prozent, also auf einen höheren Wert als vor Corona.
Dazu hält der BDL fest: In den Ländern mit deutlich besseren Werten „finden die Fluggesellschaften zumeist deutlich günstigere staatliche Standortkosten (Luftverkehrsteuer, Luftsicherheitsgebühr und Flugsicherungsgebühr für An- und Abflug) vor als in Deutschland. Daher bauen die Airlines ihr Angebot vor allem in diesen Märkten aus – mit negativen Folgen für die Konnektivität der deutschen Flughäfen.“
Die Ryanair-Führungsriege nahm sich derweil auch einzelne Flughäfen vor. Co-CEO Eddie Wilson schimpfte: „Als Zugangspunkt zur Hauptstadt der größten Wirtschaftsnation ist der BER dysfunktional.“
Für O’Leary ist das Prestigeprojekt, das lange auf sich warten ließ und weit mehr Geld verschlang als einst veranschlagt, lediglich ein Regionalflughafen. Vergleichbar mit Köln/Bonn oder Hamburg. Und eben nicht mit den großen Airports in Frankfurt und bei München, wobei letzterer jüngst offenbar auch von Lufthansa-Chef Carsten Spohr intern in den Senkel gestellt wurde.

Ryanair und das Deutschland-Geschäft: Rückzug von mehreren Flughäfen und Kürzungen am BER
O’Leary & Co. deuteten derweil an, sich künftig eher auf andere Luftverkehrsmärkte konzentrieren zu wollen. Die Ryanair-Flotte soll in den nächsten Jahren um 300 Flugzeuge wachsen. Wo diese eingesetzt würden, hänge davon ab, welche Erträge zu erwarten seien.
Zwar betonte der Airline-Chef, Deutschland werde weiter angeflogen, auch wenn die Politik „dumme Entscheidungen“ treffen würde: „Wir machen hier noch Geschäfte.“ Doch eben nicht mehr in dem Ausmaß wie aktuell. Von den Flughäfen Dortmund, Dresden und Halle/Leipzig will sich Ryanair Ende März 2025 zurückziehen, die Kapazität in Hamburg soll um 60 Prozent gesenkt werden, die am BER um ein Fünftel und die in Köln/Bonn um zehn Prozent.
Für den BER kündigte O’Leary nach dem Sommerflugplan 2025 weitere Kürzungen an. Denn der Fokus geht hin zu kostengünstigeren Standorten rund um Deutschland herum. Und damit stehen die Iren nicht allein da. Unter anderem kündigten auch Condor und Eurowings an, ihr Angebot hierzulande zusammenzustreichen.

Ryanair und der Wachstumsplan für Deutschland: „Haben nicht mal eine Antwort bekommen“
Für Deutschland hat Ryanair, das auch seine Check-in-Schalter abschaffen will, nach eigenen Angaben zwar einen Wachstumsplan erstellt und im Januar 2024 der Bundesregierung überreicht. Dieser zeigte auf, dass die Airline bis 2030 weitere 30 Flugzeuge im Land stationieren, die Fluggastzahl im Jahr auf 34 Millionen mehr als verdoppeln und rund 1000 weitere Arbeitsplätze schaffen könnte. Dafür müsste jedoch die Luftfahrtsteuer gesenkt und schließlich abgeschafft werden, hinzu kommt die Forderung nach einer Deckelung der Sicherheits- und Flughafengebühren.
„Bis heute haben wir nicht einmal eine Antwort bekommen“, verriet O‘Leary. Vielleicht auch ein Grund, warum er so gerne Dampf ablässt, wenn es um die deutsche Politik geht. (mg)