Renten-Experten warnen: Reform der Altersvorsorge darf nicht aufgeschoben werden - „Wäre fatal“

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Erneut haben Experten die Ampel-Regierung zu einer Reform der Rente aufgerufen. Dabei sollte auch die private Altersvorsorge nicht vergessen werden.

Berlin – Die Notwendigkeit einer Reform der privaten Altersvorsorge wird von Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des Fondsverbands BVI, mit Nachdruck betont. Er warnt eindringlich: „Die Politik muss jetzt handeln. Es wäre fatal, sollte wieder eine Legislaturperiode ohne Reform der privaten Altersvorsorge verstreichen“. Diese Aussage machte er gegenüber dem Rentenportal ihre-vorsorge.de. Es ist unerlässlich, dass alle Formen der Altersvorsorge zukunftssicher gemacht werden.

Rentenpaket der Ampel bereits angekündigt

Die demografische Entwicklung führt unweigerlich dazu, dass immer weniger Erwerbstätige eine wachsende Anzahl von Rentnern finanzieren müssen. Um die Bürger vor Altersarmut zu bewahren, sind innovative Finanzierungsmodelle für die Renten notwendig. Dabei muss auch die private Vorsorge eine größere Rolle spielen.

Die Ampel-Regierung hat bereits eine Rentenreform angekündigt, wobei der Schwerpunkt auf der gesetzlichen Rentenversicherung liegt. Arbeits- und Sozialminister Hubertus Heil (SPD) plant, in den nächsten Wochen das Rentenpaket II vorzustellen. Es zielt darauf ab, das Rentenniveau bei 48 Prozent zu stabilisieren und die Finanzierung durch eine Aktienrente neu zu organisieren.

Allerdings sind diese Maßnahmen nach Meinung von Experten bei weitem nicht ausreichend. Die sogenannten „Wirtschaftsweisen“ empfehlen in ihrem jüngsten Bericht an die Bundesregierung weitreichendere Veränderungen: Sie schlagen vor, die Frührente für besonders langjährig Versicherte abzuschaffen, das Rentenalter an die Lebenserwartung anzupassen und die betriebliche und private Altersvorsorge neu zu strukturieren.

Verpflichtende private Altersvorsorge als Lösung?

Martin Werding, Rentenexperte und Mitglied der „Wirtschaftsweisen“, begrüßt im Gespräch mit Ippen.Media den Vorschlag der CDU, eine kapitalgedeckte private Altersvorsorge für alle Versicherten verpflichtend einzuführen. „Wenn es seit 2001 flächendeckend eine solche Vorsorge gäbe, wären die Finanzierungsprobleme bei der Rente heute wesentlich weniger drängend. Zwar gibt es verschiedene Formen ergänzender Vorsorge, wie private Renten, Betriebsrenten, Immobilien usw., aber fast 20 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nutzen derzeit keine davon“, erklärt Werding.

Eine alte Frau geht mit einem Einkaufsrolli die Straße entlang.
Immer mehr Rentner in Deutschland sind auf Grundsicherung angewiesen. (Symbolbild) © IMAGO/snapshot-photography/T.Seeliger

Die von der Bundesregierung im Sommer 2023 beauftragte Fokusgruppe private Altersvorsorge empfiehlt ebenfalls, die Optionen privater Altersvorsorge flexibler zu gestalten. Insbesondere bei der Auszahlung der Renten sollte es mehr Auswahlmöglichkeiten geben: „Neben lebenslangen Leibrenten sollten künftig höhere Teilauszahlungen, Auszahlungspläne sowie Investitionen in eine selbstgenutzte Immobilie möglich sein“, lautet die Empfehlung an das Bundesfinanzministerium. Zudem sollte geprüft werden, ob das angesparte Vermögen in der privaten Rentenversicherung auch zur Aufbesserung der gesetzlichen Rente genutzt werden könnte, etwa durch den Kauf von Rentenpunkten.

Ampel setzt Renten-Maßnahmen nur schleppend um

Thomas Richter vom deutschen Fondsverband BVI bemängelt, dass seit Vorlage dieser Empfehlungen keine Maßnahmen ergriffen wurden. Er betont, dass die Zeit für die Altersvorsorge drängt und viele der Vorschläge „zügig und mit minimalem Aufwand umgesetzt werden“ könnten, wie er gegenüber ihre-vorsorge.de äußert.

Ob es tatsächlich zu einer Reform der privaten Altersvorsorge kommen wird, bleibt ungewiss. Selbst das Rentenpaket II, das ursprünglich bereits im Sommer 2023 erwartet wurde, lässt noch auf sich warten. Trotz aller dringenden Appelle scheint die Politik sich nicht unter Druck setzen zu lassen.

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