Happy End nach traurigem Schicksal: Nun ist die Hündin eine treue Begleiterin
Die Germeringer Autorin Silvana Schneider lebt seit sechs Jahren mit einer ehemaligen Straßenhündin zusammen. Sie will anderen Mut machen, es ebenso zu versuchen.
Honey stammt aus Rumänien. Als Welpe wurde sie ausgesetzt und fristete lange ein elendes Dasein – bis eine Tierschutzorganisation sie nach München brachte. Dort landete sie zunächst bei einer Seniorin, die sich jedoch irgendwann zu alt fühlte für einen Hund.
In deren Wohnung sahen Silvana Schneider und ihr Ehemann das Tier zum ersten Mal. „Eine wunderschöne kleine Hündin“, erinnert sich die Autorin an diesen Moment. „Man hatte sie uns als ängstlich beschrieben, aber das war sie nicht. Sie stand mitten im Wohnzimmer und guckte uns einfach nur an.“
Schneider war klar, dass die Hündin eine harte Vergangenheit hinter sich hatte. Und dass sie eine Kämpfernatur sein musste, um so lange auf der Straße überlebt zu haben. Denn – so fand die Germeringerin später heraus - von 100 ausgesetzten Welpen überleben in Rumänien nur einer oder zwei.
Honey zog also in der Doppelhaushälfte der Schneiders ein. In der ersten Zeit ging sie weder ins Unter- noch ins Obergeschoss. Treppen schienen ihr Respekt einzuflößen. Vielleicht, weil sie in ihrer Herkunftsregion am Fuße einer Schlucht gelebt hatte und dort schlimmen Situationen ausgesetzt gewesen war – ein Szenario, dass sich Silvana Schneider nach ihren Recherchen gut vorstellen kann.
Beim Gassigehen machte Honey einen großen Bogen um Transporter, erst recht um solche mit offenen Türen. Und um Handwerker, die Leitern oder sonstige lange Gerätschaften trugen. Offenbar hatte sie in ihrer Heimat Bekanntschaft mit Hundefängern gemacht, die mit Eisenschlingen an langen Stangen Streuner einfangen und abtransportieren.
Durch das Verhalten des Tieres und mit Hilfe ihrer Recherchen bekam Silvana Schneider eine ziemliche konkrete Vorstellung davon, wie das Leben ihrer Honey früher ausgesehen haben muss. Sie hat daraus eine literarische Geschichte gemacht – bewusst fiktional und vermenschlicht, spannend und vor allem positiv. So entstand das Buch „Zerzaustes Fell und Honigaugen – Ein Hundemädchen kämpft sich durch“.
Man hatte sie uns als ängstlich beschrieben, aber das war sie nicht. Sie stand mitten im Wohnzimmer und guckte uns einfach nur an.
„Ich erhoffe mir davon, mehr Interesse für Straßenhunde im Allgemeinen zu wecken und ihre unglaubliche Liebenswürdigkeit im Besonderen zu zeigen“, sagt die 70-Jährige. „Diese Geschöpfe haben es verdient, aus den Tierheimen herausgeholt zu werden.“
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Alles, was man für gerettete Straßenhunde brauche, sei Liebe und Geduld. „Man muss ihnen Zeit geben, sie ein bisschen lesen und auf die ganz sanfte Art erziehen.“ Anfängliche Eigenheiten ließen sich gut handhaben und würden sich mit der Zeit verlieren. Vor Transportern und Handwerkern hat Honey schon lange keine Angst mehr.
Um nichts in der Welt würde Silvana Schneider ihre inzwischen elfjährige Mischlingshündin wieder hergeben. „Sie hat so viel Charme und ist einfach wahnsinnig lieb.“ Ins Buch hat die Germeringerin zwischen den Kapiteln kurze nachrichtliche Abschnitte eingestreut, in denen sie auf die Problematik der Straßenhunde in Süd- und sSdosteuropä eingeht. Grausamkeiten, die zwangsläufig vorkommen, sind nur angedeutet, damit man das Buch auch mit Kindern lesen kann. Vor allem war es Schneider wichtig, dass die Geschichte ein Happy End hat – so wie im echten Leben auch.