Illustratorin „supertraurig“ nach Shitstorm gegen Milram Käseverpackung

Shitstorm gegen Milram: Käse-Designs im Zentrum rechter Kritik

Eine farbenfrohe Käseverpackung sorgt für Wut in sozialen Netzwerken: Die Sonderedition von Milram zeigt Menschen unterschiedlicher Hautfarbe – für AfD-Politiker und rechte Aktivisten Anlass genug, von „links-grüner Ideologie“ und „Wokeness“ zu sprechen. Zahlreiche Nutzer riefen daraufhin zum Boykott der Marke auf.

Hamburger Künstlerin: „Erschütternd und supertraurig“

Danii Pollehn, eine der Illustratorinnen, die an den Motiven beteiligt war, zeigte sich gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“ tief betroffen: „Ich finde das echt erschütternd und supertraurig. Ich bin erschüttert von dieser Dynamik, wie schnell sich Hass und Hetze im Internet verbreiten, dass einzelne Personen so angegangen werden.“

Die Hamburgerin betonte, dass sie persönlich nur wenige Anfeindungen abbekommen habe. Dennoch habe sie die Wucht des Shitstorms überrascht: „Trotzdem hat es mich ein bisschen überrollt, weil ich einfach nicht damit gerechnet habe.“

Pollehn unterstreicht, dass sie weiterhin hinter ihrer Arbeit stehe: „Ich werde mich in meiner Arbeit auf gar keinen Fall davon beeinflussen lassen. Ich stehe, wie auch meine Kolleginnen und Milram, voll hinter den Motiven.“

Künstlerin Josephine Rais berichtet von Beleidigungen

Auch Pollehns Kollegin Josephine Rais, die in Berlin lebt, erhielt zahlreiche Anfeindungen. Gegenüber „t-online“ erklärte sie: „Zu Beginn haben mich sehr viele beleidigende Nachrichten erreicht, die meine Arbeit stark kritisieren und mich als Person beleidigen. Allerdings bekomme ich zunehmend Zuspruch und Unterstützung.“

Die Illustratorin beobachtet die Hassnachrichten aufmerksam und schließt rechtliche Schritte nicht aus.

Dritter Künstler reagiert auf Instagram

Auch der beteiligte Künstler Moritz Adam-Schmitt meldete sich zu Wort – wenn auch kürzer. In einer Instagram-Story schrieb er: „Es war ein langer Tag, einige seltsame Dinge sind im Internet passiert. Ich verstehe manche Menschen einfach nicht.“

Statement des Milchkontors DMK: Vielfalt statt Politik

Das Deutsche Milchkontor (DMK), zu dem die Marke Milram gehört, verteidigte die Aktion klar: „Diese Verpackungen zeigen illustrierte Menschen und stehen für das, was Milram ausmacht: Gemeinschaft und Genuss. Bunt illustriert, vielfältig, modern.“

Man habe keineswegs ein politisches Statement setzen wollen, betonte eine Sprecherin: „Die Gestaltung ist bewusst unpolitisch und spiegelt visuell die Vielfalt unserer Gesellschaft wider – nicht mehr und nicht weniger.“

Bereits vorletzte Woche habe das Unternehmen erste Hassmails erhalten. Die Sprecherin weiter: „Diese Form von absurden Kommentaren auf unsere Aktion kann man sich kaum vorstellen oder antizipieren.“ Strafbare Angriffe wolle man konsequent verfolgen.

Verpackungsdesign polarisiert - auch auf FOCUS online

Trotz des massiven Shitstorms berichten die Künstlerinnen inzwischen auch von viel Unterstützung. Auf Instagram häufen sich positive Kommentare wie „Love it! Was für ein Statement und wie schön sie auch aussehen.“

Milram selbst macht klar: Mit der Sonderedition wollte man vor allem „Farbe ins Kühlregal bringen“ und eine junge Zielgruppe ansprechen – nicht eine politische Debatte lostreten.

Gleichzeitig zeigt der Wirbel um die Edition, wie stark Verpackungsdesign inzwischen gesellschaftlich aufgeladen wird. Viele Leser von FOCUS online empfinden die bunten Motive als künstliche Politisierung. In den Kommentaren lehnt eine Mehrheit das Design ab, spricht von „Bevormundung“ und ruft sogar zum Boykott auf – bis hin zu Sätzen wie „Lasst den Käse vergammeln!“.

Leser-Debatte auf FOCUS online zum Verpackungsstreit um den Käse von Milram
Verpackungsstreit von Milram löst Leserdebatte aus. FOCUS online

Andere dagegen nehmen die Aufregung mit Humor, loben die farbenfrohen Verpackungen und machen sich über den Shitstorm lustig. Hinter der harschen Kritik stehen oft Frust über gesellschaftliche Veränderungen und das Gefühl, nicht mehr zur Zielgruppe zu gehören.