Nach einer Unterschriftenaktion für einen „Rentnertarif“ im Stadtbus Weilheim verweist die Stadt auf bestehende Ticketangebote und plant gezielte Info-Aktionen für Senioren.
Seit Jahresbeginn 2025 gehört die Stadt Weilheim dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) an. Damit wurde manche längere Fahrt im MVV-Gebiet günstiger. Doch reine Stadtbusfahrten wurden massiv teurer. Viele Senioren fühlten sich dadurch „verletzt und ausgegrenzt“, und für manche seien die neuen Preise (eine Hin- und Rückfahrt innerhalb Weilheims kostet aktuell vier Euro) ein echtes Problem: Das monierten die Weilheimer Frauenbund-Zweigvereine Mariä Himmelfahrt und St. Pölten – und baten die Stadt, einen vergünstigten „Rentnertarif“ im Stadtbus einzuführen. Listen mit Unterschriften von 302 Weilheimer Bürgern untermauerten dieses Anliegen (wir berichteten).
Zwar sei das Ganze „kein formell zulässiger Bürgerantrag“, wie jetzt im Hauptausschuss des Weilheimer Stadtrates betont wurde. Das Anliegen aber sei „ehrenwert“ und „mehr als verständlich“, weshalb das Gremium in seiner jüngsten Sitzung dann doch ausführlich darüber diskutierte. Allerdings: Eine „Bezuschussung bestimmter Personengruppen“ beim Stadtbus, so das Ergebnis, wird es weiterhin nicht geben.
Stadt will besser informieren über bestehende Angebote
Schon im November 2024 – noch im Vorfeld des MVV-Beitritts – hatte der Stadtrat über etwaige Kompensationsmöglichkeiten beraten. Doch angesichts der städtischen Finanzlage, des hohen Verwaltungsaufwands und möglicher Ungerechtigkeiten wurde damals entschieden, keine Extra-Vergünstigungen zu gewähren. Und diesen Beschluss hat der Hauptausschuss nun einstimmig bestätigt. Hinzugefügt wurde jedoch ausdrücklich, dass die Stadt bereits bestehende Sparmöglichkeiten insbesondere für Rentner besser publik machen müsse. Dazu soll es demnächst Aushänge in den Stadtbussen, in städtischen Schaukästen oder etwa im Bürgerheim geben. Auch ein entsprechender Vortrag von Ordnungsamt-Mitarbeiter Thomas Buchner beim Frauenbund wurde angeregt.
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Diese Ticketangebote können entlasten
Auf ihrer Webseite verweist die Stadt Weilheim in puncto Stadtbus auf drei Ticketangebote, die „insbesondere älteren oder mobilitätseingeschränkten Bürgerinnen und Bürgern finanzielle Entlastung bieten“:
Monatskarte S: Inhaber des Landkreispasses für Personen mit geringem Einkommen – dazu gehören viele Rentner – können die vergünstigte Monatskarte S des MVVkaufen. Dieses Sozialticket kostet für eine Zone (mit der etwa das Stadtgebiet Weilheim abgedeckt ist) aktuell 27,90 Euro pro Monat. Es ist allerdings nicht gültig von Montag bis Freitag zwischen 6 und 9 Uhr. Nähere Infos: www.weilheim-schongau.de.
Monatskarte 65: Alle Bürgerinnen und Bürger ab 65 Jahren können die Monatskarte 65 des MVV kaufen. Diese kostet für eine Zone (mit der etwa das Stadtgebiet Weilheim abgedeckt ist) aktuell 51,90 Euro pro Monat und ist an jede Person über 65 Jahren übertragbar. Auch diese Zeitkarte ist allerdings nicht gültig von Montag bis Freitag zwischen 6 und 9 Uhr. Nähere Infos: www.mvv-muenchen.de.
Wertmarke für Menschen mit Behinderung: Menschen mit einem Schwerbehindertenausweis und entsprechendem Merkzeichen haben die Möglichkeit, mit der sogenann㈠ten Wertmarke kostenfrei Bus und Bahn zu nutzen. Für ein Jahr kostet diese aktuell 104 Euro; unter bestimmten Voraussetzungen ist sie auch kostenfrei. Info: www.zbfs.bayern.de.
Buchner hat im Hauptausschuss auf solche „alternative Ticketangebote“ verwiesen (siehe Kasten). Diese, so räumte er ein, reichten zwar nicht an den früheren Stadtbustarif heran, in dem eine Tageskarte einen Euro kostete. Aber es seien doch „gezielte Ermäßigungsmodelle, die zu einer deutlichen Kostenreduktion führen können“. Zum Beispiel die „Monatskarte 65“, die übertragbar ist, also von mehreren Senioren genutzt werden kann.
„Ein Tarifsystem braucht Zeit, sich zu etablieren“
Schlichtweg ein Fehler sei es übrigens, wenn Stadtbusnutzer – wie es der Frauenbund berichtet hatte – bei einer Fahrt, die einen Umstieg erfordert, doppelt zur Kasse gebeten werden. Wenn sich sowohl der Einstieg als auch das Ziel innerhalb Weilheims befinden und die Fahrt insgesamt nicht länger als eine Stunde dauert, gelte die Fahrt als Kurzstrecke und koste zwei Euro, so stellte Buchner klar.
Doch grundsätzlich gilt laut dem Rathaus-Mitarbeiter: „Ein Tarifsystem braucht Zeit, sich zu etablieren.“ Bestehende Vergünstigungen müssten erst noch bekannter werden. Und dazu will die Stadt nun aktiv beitragen. Auch wenn man die Forderung nach einem „Rentnertarif“ nicht erfülle, habe der Frauenbund-Antrag insofern etwas bewirkt, betonte 2. Bürgermeisterin Angelika Flock als Sitzungsleiterin: „Wir haben jetzt im Bewusstsein, dass man über Angebote besser informieren muss.“