Sein Oeuvre reicht von Denkmälern und Brunnen, Bauplastiken für Kirche und Kultur über bemerkenswerte Bildnisse bis hin zu Kleinskulpturen und Medaillen. Gewaltig, was Georg Grasegger geschaffen hat. Und doch geriet der gebürtige Partenkirchner in Vergessenheit. Das soll sich nun ändern. Das Museum Werdenfels widmet dem Künstler eine große Sonderausstellung.
Garmisch-Partenkirchen – Er hat Spuren hinterlassen. Die meisten sicher in Köln, wo Georg Grasegger bis zu seinem Tod 1927 als Professor für Bildhauerei und Bauplastik an den Werkschulen unterrichtete. Aber auch in seiner Werdenfelser Heimat hat er sich verewigt. Das Denkmal für König Ludwig II. in den St.-Anton-Anlagen und dem Kriegerdenkmal an der Farchanter Kirche zeugen davon. Grasegger ist einer der Künstler, die die Distrikts-Schnitz- und Zeichenschule, die heutigen Schulen für Holz und Gestaltung hervorgebracht hat. Ein anderer ist Professor Josef Wackerle, übrigens ein Cousin des Wahl-Kölners. Dieser ist in Garmisch-Partenkirchen präsent – seine Skiläuferin diente als Siegerpreis bei den Ski-Weltmeisterschaften 2011, im Michael-Ende-Kurpark finden sich seine Majolika-Figuren im Michael-Ende-Kurpark, um nur einiges zu nennen. Grasegger hingegen geriet in Vergessenheit – in seinem Geburtsort, aber auch an seiner Wirkungsstätte Köln. Das soll sich ändern Mit der Sonderausstellung „,...die Welt ins Bildhafte reißen...‘ : Georg Grasegger – Die Wiederentdeckung eines expressionistischen Bildhauers“ will Dr. Constanze Werner das ändern. Von Samstag, 16. März, bis Sonntag, 3. November, zeigt die Leiterin des Museums Werdenfels die gesamte Bandbreite seines künstlerischen Schaffens und bringt den Besuchern sicher auch den Menschen näher.
Zeitlebens sehnte sich der Künstler nach Partenkirchen
Der sehnte sich zeitlebens nach Partenkirchen. Davon zeugt sein Antrag auf frühzeitige Entlassung in den Ruhestand, zu der es wegen seines frühen Tods im Alter von 53 Jahren nicht mehr kommen sollte. Aber auch die Tanzenden und Raufenden, die er inspiriert von Festen in seiner Heimat 1925 schnitzte, lassen darauf schließen. Werner ist begeistert von diesen Arbeiten, „die so frei und wild sind“. Im Ausstellungsraum präsentiert sie Skulpturen aus Holz, Stein und Bronze. Aber auch Porzellan wie die zeitgemäßen Andachtsbilder – „weg vom Kitsch“. Deutlich zu erkennen ist die Entwicklung des Künstlers von der naturalistischen Darstellung aus dem 19. Jahrhundert wie den Bergführer Pitzner über vom Jugendstil inspirierte Werke bis zur Moderne.
Im Lichtschacht des Altbaus findet sich seine Grabplastik, der „Christus im Elend“, der dank eines umsichtigen Steinmetzes mittlerweile vom Friedhof Partenkirchens ins Museum gebracht wurde. Um den Platz auszufüllen, den Besuchern auch eine andere Perspektive zu ermöglichen, nutzt Werner diesen Bereich für eine Videoinstallation. Sämtliche Bauplastiken, von denen viele im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden, ließ Grasegger fotografieren. „Ungewöhnlich für diese Zeit“, räumt Werner ein. Für sie aber ein Glücksfall, konnte sie doch aus dem Vollen schöpfen.
Eine wahre Entdeckungsreise durch Georg Graseggers Schaffen
Die Besucher werden aber zunächst in den Keller gelenkt, wo sie eine Fortuna erwartet. Die römische Glücks- und Schicksalsgöttin in einem Bereich, der auf die Römer zurückgeht, zu zeigen, „das passt doch“. Ein Transparent mit einem Foto des Fortuna-Brunnens komplettiert das Ganze. Im Erdgeschoss ist Graseggers „Stegreifholzerei“, wie er die aus Holzscheiteln geschnitzten Skulpturen nannte, in Verbindung zu den traditionellen Larven zu sehen. „Die Physiognomie des menschlichen Gesichts hat ihn ein Leben lang beschäftigt“, erklärt die Museumsleiterin. Gerne habe er dieses auch karikiert. Daneben finden sich Gipsmodelle, von denen der Enkel des Künstlers dem Museum 20 geschenkt hat. „Hier verdeutlichen wir auch die Arbeit des Bildhauers“, sagt Werner. Und zeigt damit einmal mehr, wie vielfältig Grasegger war, der als zweites Kind des Schreinermeisters Bernhard Grasegger und seiner Ehefrau Anna 1873 in Partenkirchen geboren wurde. Seine Arbeiten, die die Besucher im Treppenhaus hinauf in den Ausstellungsraum begleiten, stellt sie hier in den Kontext zu Zeitgenossen aus Europa, Asien und den USA – Camille Claudel, Auguste Rodin und Ernst Barlach zählen dazu.
Es ist eine echte Entdeckungsreise, auf die sie die Besucher schickt. Eine äußerst lohnende. Gerhard Dietrich vom Museum für Angewandte Kunst in Köln trug viel dazu bei. „Er hat intensiv geforscht, schließlich war Georg Grasegger dort ein wegweisender Bildhauer“, betont Werner. Schon vor Jahren habe es erste Gespräche mit ihm über eine Würdigung des Künstlers gegeben, Corona verzögerte das Ganze, jetzt wird er endlich in seinem Heimatort präsentiert. Das erlebt auch Dietrich mit, der am Donnerstag bei der Vernissage vor geladenen Gästen über sein Leben und Werk spricht.
Die Ausstellung
„,…die Welt ins Bildhafte reißen…‘: Georg Grasegger (1873 bis 1927) – Die Wiederentdeckung eines expressionistischen Bildhauers“ läuft von Samstag, 16. März, bis 3. November im Museum Werdenfels (Ludwigstraße 47) in Garmisch-Partenkirchen. Geöffnet ist es dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr sowie an Feiertagen auch montags.