Experte zu Trump-Selenskyj-Gipfel: Die drei wichtigsten Erkenntnisse

Das Treffen zwischen Donald Trump im Weißen Haus ist nach Ansicht des Außenpolitik-Experten Klemens Fischer zu Ungunsten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ausgegangen. "Der von Selenskyj erhoffte Durchbruch fand nicht statt. Trump ist ihm buchstäblich in der letzten Sekunde aus den Händen geglitten. Die Tomahawk-Entscheidung ist mindestens verschoben, wenn nicht sogar völlig vom Tisch", sagte Fischer FOCUS online. 

Schon der Umstand, dass keine gemeinsame Pressekonferenz geplant war, zeige die abgeminderte Wertigkeit dieser Begegnung. Selenskyj habe nur eine Statisten-Rolle eingenommen. Fischer schätzt ein: "Selenskyj musste mit dem Rücken zu den Journalisten sitzen, wodurch er auch in optisch extrem schlechter Position die wenigen Fragen, die an ihn gestellt wurden, beantworten musste." 

Treffen: Selenskyj lobt Donald Trump für Gaza-Deal

Trump habe Selenskyjs Lob zu Gaza und den Hinweis, dass er die Macht hätte, auch diesen Krieg zu beenden, zur Kenntnis, sei darauf aber nicht weiter eingegangen, erklärt Fischer. Viel mehr Zeit widmete er dem Telefonat am Donnerstag mit Putin, der ihm ja versichert habe, den Krieg beenden zu wollen.

Fischer erläutert die drei wichtigsten Erkenntnisse nach dem Treffen. Erstens: "Trump wird alles daran setzen, diesen Konflikt beizulegen. Dabei werden die ukrainischen Forderungen wohl weniger Gewicht haben als die Aussicht der USA, mit Russland einen lukrativen Handelsvertrag zu schließen." 

Zweitens: "Putin wird so lange auf Zeit spielen, als er Aussichten hat, sein wesentlichstes Kriegsziel, den gesamten Donbas, zu erreichen."

Drittens: "Selenskyj muss weiter versuchen, den Ball im Spiel zu halten, was davon abhängt, ob die Landfront den russischen Angriffen standhalten kann."

Vorerst keine Tomahawks für die Ukraine: Diese Rolle spielt Putin

Die eigentliche Veränderung der geopolitischen Lage habe beim Telefonat mit Trump und Wladimir Putin stattgefunden, so Klemens Fischer. Putin sei es gelungen, die Tomahawk-Lieferung auszusetzen. Das angekündigte Treffen zwischen Putin und Trump habe die geopolitische Lage für die EU dramatisch verschlechtert. 

Klemens Fischer sagt dazu: "Der Versuch, Putin zu isolieren, wäre damit nicht nur einfach gescheitert, sondern es ist nahezu die Höchststrafe für Brüssel, wenn das Treffen auf EU Boden stattfindet. Das positivste aus ukrainischer Sicht ist, dass Trump noch als Vermittler auftritt und sich nicht offen an die Seite Putins gestellt hat."