Spur führt bis nach Russland – mysteriöse Hintergründe der Yacht-Tragödie um Milliardär Lynch
Geheimdienst-Kontakte und eine Rolle im Ukraine-Krieg. Nach dem Yacht-Unglück um Milliardär Mike Lynch in Italien kommen brisante Hintergründe ans Licht.
Palermo – Die Frage, warum die Yacht vor der Küste Siziliens unterging, bleibt unbeantwortet. Nach dem tragischen Vorfall mit der „Bayesian“ in Italien, wurden nach tagelanger Suche die ersten Leichen im Inneren des Luxussegelschiffs entdeckt. Unter den Opfern befand sich laut italienischen Medienberichten der Technologie-Milliardär Mike Lynch, dessen 18-jährige Tochter mittlerweile ebenfalls tot aufgefunden wurde.
Bootsunglück in Italien: Milliardär Lynch feierte Wende in Betrugsprozess auf Luxusyacht
Neben Lynch und seiner Tochter kamen bei dem Unglück auch der Schiffskoch, der hochrangige Banker Jonathan Bloomer und seine Ehefrau, sowie Lynchs Anwalt und dessen Ehefrau ums Leben. Die Besatzung der „Bayesian“ bestand aus prominenten Persönlichkeiten.
Es scheint, dass das kein Zufall war. Jetzt kommen Hintergründe ans Licht, die Fragen aufwerfen. Britische Medien berichten, dass Mike Lynch zur Segeltour in Italien eingeladen hatte, um den überraschenden Ausgang des Betrugsprozesses rund um den Verkauf seiner Softwarefirma „Autonomy“ zu feiern. Der Verkauf im Jahr 2011 kostete den Käufer Hewlett-Packard in Nachgang Milliarden. Lynch wurde im Juni 2024 freigesprochen, nur wenige Wochen später verstarb er nun beim Yacht-Unglück vor Sizilien.
Unheimlicher Zufall? Mitangeklagter in Prozess um Mike Lynch starb kurz vor Yacht-Unglück bei Autounfall
Ein ähnliches Schicksal ereilte seinen ehemaligen Geschäftspartner. Stephen Chamberlain, der ebenfalls im „Autonomy“-Prozess angeklagt war, kam zwei Tage vor dem Yacht-Unglück bei einem Autounfall ums Leben. Er wurde beim Joggen in der Grafschaft Cambridgeshire tödlich angefahren.
Ein unheimlicher Zufall? Höchstwahrscheinlich. Trotzdem öffnen die Umstände rund um den Untergang der „Bayesian“ Raum für Spekulationen. Steckt etwa mehr als ein tragisches Unglück dahinter?
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Brisante Hintergründe des Bootsunglücks vor Sizilien: Milliardär Lynch hatte Verbindungen zu Geheimdiensten
Die mysteriösen Theorien werden durch die Geheimdienst-Verbindungen von Lynch genährt. Der sogenannte „britische Bill Gates“ ist Mitbegründer von „Darktrace“, einem in Cambridge ansässigen Cybersecurityunternehmen. Interessanterweise sind offenbar mehrere ehemalige Agenten aus Großbritannien und den USA am Unternehmen beteiligt. Zum Beispiel: Stephen Huxter und Dave Palmer, beide laut Politico ehemalige Mitglieder des britischen Inlandsgeheimdienstes „MI5“. Jonathan Evans, der ehemalige Direktor des „MI5“, war sogar kurzzeitig im Vorstand von „Darktrace“.
Außerdem unterhält „Darktrace“ enge Beziehungen zum israelischen Geheimdienst, wie die italienische Nachrichtenagentur Agenzia Nova berichtet. Ein Insider erzählte dem Portal, der Mossad nutze die Systeme von Lynchs Firma, um Hamas-Führer aufzuspüren.
Firma von Milliardär Lynch spielte offenbar entscheidende Rolle im Ukraine-Krieg
„Darktrace“ hat eine selbstlernende KI entworfen, die Unternehmen vor Cyber-Angriffen schützen kann. Im Jahr 2023 stellte das Unternehmen eine Software namens „Prevent/OT“ vor, die speziell dafür entwickelt wurde, „staatlich geförderten Angriffen zuvorzukommen“, so eine Pressemitteilung.
Noch konkreter: „Darktrace“ soll auch in den Ukraine-Konflikt verwickelt sein. Das Unternehmen hat die Cyber-Taktiken Russlands bereits ein Jahr vor der Vorstellung von „Prevent/OT“ analysiert und die Ergebnisse öffentlich gemacht.
Ebnete „Darktrace“ den Weg für die ukrainische Gegenoffensive in Russland?
Laut der Agenzia Nova war Lynchs Cybersecurityunternehmen sogar an der ukrainischen Gegenoffensive in der russischen Region Kursk beteiligt. Ein Cyberangriff auf die russischen Drohnenabwehrgeräte und Kommunikationssysteme ging dem Einsatz der ukrainischen Truppen am 6. August voraus.
The Times berichtete am 18. August: „Unter völliger Geheimhaltung spielte britische Ausrüstung eine zentrale Rolle in der neuen ukrainischen Offensive und britisches Personal beriet die ukrainischen Streitkräfte zwei Jahre lang in einem Ausmaß, wie kein anderes Land“.
Zwei Tage später machte die Pressestelle des Auslandsgeheimdienstes von Russland in der Tageszeitung Iswestija den Westen für die Offensive verantwortlich. Und erklärte: „Nach vorliegenden Angaben wurde die Operation der Streitkräfte der Ukraine in der Region Kursk unter Beteiligung der Geheimdienste der USA, Großbritanniens und Polens vorbereitet.“
Heikle Spekulationen nach Untergang der „Bayesian“ – Yacht galt als „unsinkbar“
Hat all das einen Zusammenhang mit dem Unglück der „Bayesian“ vor Sizilien? Beweise gibt es nicht, doch die Vermutungen aufgrund der komplexen Situation nehmen zu.
Die genauen Umstände, die zum Untergang der Luxusyacht führten, sind derzeit ebenso ungewiss. Während eines heftigen Sturms über Palermo kenterte das Segelschiff an der Küste vor Palermo. Ein Video dokumentiert, wie die „Bayesian“ innerhalb von zwei Minuten versank. Und das, obwohl das Schiff laut Werftschef Giovanni Costantino praktisch „unsinkbar“ sei.
Bootsbauer Jan Maas äußerte in der FAZ seine Vermutung: „Ein intaktes Schiff würde sicherlich nicht ohne Weiteres auf die Seite kippen oder sinken. Es ist zu vermuten, dass es zu Schäden gekommen ist“. Ein einziges defektes Bauteil könne eine verheerende Kettenreaktion auslösen.
Warum sank die Yacht vor Sizilien? Kapitän im Visier der italienischen Behörden
Bei IPPEN.MEDIA erklärt der erfahrene Skipper Michael Schlecht, dass die „Bayesian“ möglicherweise vor dem Sturm den Kiel gehoben oder Luken und Türen geöffnet haben könnte. Das könnte das Unglück auf der Yacht erklären. Philippe Epelbaum, ein Tiefsee-Experte, äußert sich ähnlich. Er sagt: „Es ist durchaus möglich, dass ein Boot in so schneller Zeit sinkt. Etwa, wenn eine große Welle über das Schiff schlägt oder Türen geöffnet sind.“
Die Hafenbehörde und die Staatsanwaltschaft von Termini Imerese untersuchen derzeit, wie es zu dem Unglück der Yacht vor Sizilien kommen konnte. Sie wollen klären, ob auf der „Bayesian“ alle Sicherheitsmaßnahmen eingehalten wurden. Kapitän James Cutfield, der mittlerweile ins Visier der Behörden geraten ist, sagte der Zeitung La Repubblica nur einen Satz: „Wir haben es nicht kommen sehen.“ Auch das trägt vorerst nicht zur Aufklärung der rätselhaften Umstände beim Unglück der Yacht von Milliardär Mike Lynch bei. (moe)