Am verlängerten Pfingstwochenende fand das 11. US-Car-Treffen im Tölzer Moraltpark statt. Rund 6000 Besucher und diverse Aussteller waren gekommen.
Bad Tölz – Die Achtzylindermotoren röhren, der Geruch von Grillfleisch liegt in der Luft, aus der Musikanlage hallt scheppernde Country-Musik. Es ist wieder US-Car-Treffen in Tölz. Jede Menge los war am verlängerten Pfingstwochenende am Tölzer Moraltpark vor dem „Jailhouse“, wo Liebhaber von amerikanischen Autos und neugierige Besucher zum elften Mal aufeinandertrafen.
„Liebe auf den ersten Blick“: US-Car-Fans treffen sich in Bad Tölz
Jörg Pollack lehnt lässig mit einer Pfeife im Mund an seinem riesigen Truck. Dieser Dodge Ram 3500 ist modifiziert, hat unter anderem einen Spoiler auf dem Dach und eine verbreiterte Hinterachse. „In der Schweiz“, erzählt Pollack lachend, „braucht man mit dem breiten Truck nicht fahren. Das ist dort Zentimeterarbeit.“ Für ihn ist der Ram ein „Spaßfahrzeug“, auch wenn es „sehr anstrengend“ zu fahren sei. „Es war einfach Liebe auf den ersten Blick.“ Das Tölzer US-Car-Treffen besucht der Saulgruber regelmäßig. „Hier ist es sehr familiär, man sieht viele Bekannte und muss dafür nicht so weit fahren“, berichtet er. „Musik und schöne Autos, was will man mehr?“
Robert Stützlberger, Marcel Seidl und Ralf Maschek sitzen derweil auf Campingstühlen neben ihrem knallgelben Dodge Coronet 500, Baujahr 1970. „Der ist von der Technik her ultra primitiv“, erzählt Seidl. „An dem muss man selbst basteln.“ Nach einem amerikanischen Wagen haben sie lange gesucht und sich dabei zu dritt zusammengeschlossen. „Man muss wirklich froh sein, wenn man einen findet.“ Landschaftlich sei es schön in Tölz, „und wenn es nicht zu voll ist, ist es super“, ergänzt Maschek. Aber andere US-Car-Treffen gefallen dem Münchner Trio besser.
Patina gehört dazu: Viele Besitzer schrauben selbst an ihren Autos
Die Corvette C3 von Franz S., der seinen Nachnamen nicht nennen will, hat schon 42 Jahre auf dem Buckel. Und das sieht man ihr durchaus an. Hier und da zieren Kratzer und Rost den Lack, die Ledersitze im Innenraum sind leicht zerschlissen. Für ihn ist das kein Beinbruch. „Die Patina gehört für mich dazu. Das zeigt, dass das Auto jeden Tag genutzt wird.“ S. ist Stammgast bei den US-Car-Treffen in Tölz. „So ein Auto ist auch ein Stück weit Kulturpflege. Es erzählt seine ganz eigene Geschichte.“ Und die will er auch Interessierten erzählen.
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Ralf M. – auch er will anonym bleiben – hat seinen Ford Thunderbird von 1965 dagegen mächtig rausgeputzt, der braune Lack glitzert im Sonnenlicht. Der Ford ist aus einer Sonderserie, von der nur 4500 Stück gebaut wurden. „Der Wagen hat mir gefallen, dann habe ich ihn gekauft“, sagt M., der mit einem Hut in dem Wagen sitzt. Der Münchner schaut nur für eine Stunde vorbei, betont aber: „Hier ist ein Haufen netter Leute.“
„Die alten Autos haben eine Form, ein Leben, ein Gesicht“
Die Motorhaube eines Oldsmobile Rocket 88 ist geöffnet, über dem Motor lehnt Besitzer Harald Reichhart. „Es ist eine Leidenschaft, die Leiden schafft“, sagt er wehmütig. Neulich ging die Hinterachse des Coupés kaputt. „Für die Reparatur habe ich fünf Tage gebraucht. Und dann ging es wieder.“ Für den gelernten Kfz-Mechaniker kein Problem. Der Wagen, Baujahr 1956 und im Originalzustand, hat „einfachste Technik“ an Bord. „Und die macht einfach Spaß.“
Zum US-Car-Treffen kommt er vor allem, um sich schöne Karosserien anzuschauen und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. „Mit den neuen Autos kann ich nicht mehr so viel anfangen. Aber die alten, die haben halt eine Form, ein Leben und ein Gesicht“, schwärmt Reichhart.
Die Leidenschaft zu den Karossen und den lauten Motoren ist es, die viele Menschen auf dem US-Car-Treffen eint. Ein schlechtes Gewissen wegen des Klimawandels? Hat hier keiner.
Veranstalter ziehen positives Fazit
Stephanie Hörmann vom „Jailhouse“ zieht nach drei Tagen US-Car-Treffen ein positives Fazit. Die Stimmung sei „sehr gut“ gewesen. Lediglich zwei Zwischenfälle habe es gegeben, beide wegen Kreislaufschwäche. Weiterer Wermutstropfen: Durch ein Gewitter ist am Sonntagabend die für 22 Uhr geplante Feuershow und der Auftritt einer Live-Band ins Wasser gefallen.
„Es war eine sehr schöne Veranstaltung“, freut sich Hörmann dennoch. „Es sind sehr viel mehr Besucher als in den vergangenen Jahren.“ Die Zahlen reichen demnach wieder an die Jahre vor Corona heran. „Es waren zwischen 5000 und 6000 Leute“, fasst Hörmann zusammen. (vfi)
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