Krippe in Au geschlossen – gesamtes Personal krankgeschrieben: „Das ist Psychoterror“
Krise in der Kinderkrippe „Auer Hopfenzwerge“: Dort herrscht erneut Notbetrieb, weil das gesamte Personal krankgeschrieben ist. Während die Gemeinde nach den Gründen sucht, spricht ein Elternvertreter Klartext.

Au/Hallertau - Die Kinderkrippe „Auer Hopfenzwerge“ ist seit Mittwoch im Notbetrieb. Schon Ende April wurde die Einrichtung in Au zeitweise „bis auf Weiteres“ geschlossen, da die Betreuung der Kinder aufgrund eines gravierenden Personalengpasses schlicht nicht möglich war. Nun sind erneut alle Mitarbeiterinnen krankgeschrieben, und die Gemeinde hat mit Mühe und Not eine Notbetreuung auf die Beine gestellt.
Doch der Grund für den Personalausfall sei nicht in erster Linie ein medizinischer, berichtet Dominik Mion, Mitglied des Elternbeirats und Vater eines Sohnes in der Krippe. Das Kernproblem liege viel tiefer – und zwar auf Elternseite. „Ein Elternteil führt sich seit Beginn des Krippenjahres in der Einrichtung auf wie die Axt im Wald und drangsaliert das Personal“, berichtet er im FT-Gespräch.
Ein Elternteil „drangsaliert das Personal“
Die Situation habe sich derart negativ entwickelt, dass der betreffenden Person ein Hausverbot in der Krippe erteilt worden sei, das zu betreuende Kind werde seither an der Tür in Empfang genommen. Inzwischen habe sich die Lage aber weiter derart zugespitzt, dass das Personal unter diesen Umständen nicht mehr arbeiten wolle und könne. „Die sagen, das ist Psychoterror, das können sie sich nicht antun“, sagt Mion. Daher sei es nun an der Gemeinde, das Personal zu unterstützen und entsprechende Konsequenzen für den Elternteil zu ziehen. „Eigentlich müsste man eine Person, die sich so aufführt, ausschließen. Aber die Gemeinde hat offenbar Angst davor, verklagt zu werden. Die Person hat ja einen rechtlichen Anspruch auf einen Krippenplatz“, sagt Mion.
Der Frust der Eltern wächst weiter
Auf der anderen Seite stünden jedoch die Eltern von 23 Kindern, deren Frust zunehmend wachse. Viele seien dringend auf die Betreuung angewiesen – zumal dafür jeden Monat viel Geld bezahlt werde. „Der Mindestbuchungssatz liegt bei 266 Euro im Monat.“ Wut auf das Krippenpersonal kann Dominik Mion jedoch nicht nachvollziehen. „Das sind die Hauptleidtragenden, die anscheinend ja keine andere Möglichkeit haben, sich zu wehren.“ Den Elternvertreter treibt vielmehr die Frage um: „Wie kann es sein, dass 23 Familien leiden müssen, nur weil eine Person sich so aufführt?“
Angst, „dass alle kündigen“
Für Mion ist momentan keine Perspektive ersichtlich, solange die Gemeinde nicht handle. „Wenn man ganz pessimistisch sein will, muss man im schlechtesten Fall davon ausgehen, dass irgendwann das komplette Personal kündigt. Weil man kann sich vermutlich nicht auf ewig wegen psychischer Belastung krankschreiben lassen“, sagt Mion. „Dann haben wir gar keine Krippe mehr.“
Aus dem Auer Rathaus gibt es bezüglich des Grundproblems weniger konkrete Informationen. Dort sei man gerade dabei, „Ursachenforschung zu betreiben“, berichtet Geschäftsleiterin Katharina Oberhofer. „Wir wissen nicht, wo genau das Problem liegt.“ Daher führe die Gemeinde derzeit Gespräche mit allen Beteiligten, sprich mit Personal, Eltern sowie der zuständigen Aufsichtsbehörde des Landratsamts Freising. Involviert seien neben der Geschäftsleitung auch alle drei Bürgermeister und der Personalrat. Zu den nächsten Schritten sei noch keine Aussage möglich, so Oberhofer.
Unklar, wie lange Notbetrieb läuft
Parallel dazu müsse freilich die Kinderbetreuung organisiert werden. Aktuell springen laut Katharina Oberhofer Betreuerinnen aus den Kindergärten in der Krippe ein. Zusätzlich unterstütze eine FOS-Schülerin, die derzeit eigentlich ein Praktikum im Rathaus von Au/Hallertau absolviert, die professionellen Kräfte in der Krippe. Wie lange der Notbetrieb notwendig sein wird, sei noch unklar. Das hänge von der unterschiedlichen Dauer der Krankschreibungen ab.
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Die Krippenleiterin war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. In der Betreuungseinrichtung hieß es auf FT-Nachfrage, sie sei ebenfalls krank geschrieben.