„Wie Abschaum behandelt": Investmentbank zwingt Mitarbeiter zu 110-Stunden-Woche

Wer sich für einen Job im Investmentbanking entscheidet, den locken nach wie vor vor allem die guten Verdienstmöglichkeiten, doch viele sind dem brutalen Leistungsdruck nicht gewachsen. Nun wird erneut Kritik an der Arbeitsbelastung in der Welt der Hochfinanz laut. 

Eine Wallsteet-Investmentbank soll ihre Mitarbeiter zu 110-Stunden-Wochen gezwungen haben. Junior-Banker erklärten, dass ihnen 20-Stunden-Arbeitstage zugewiesen wurden und dass sie gescholten wurden, wenn sie ihren Schreibtisch verließen, nachdem sie die Nacht durchgearbeitet hatten, berichtet das "Wall Street Journal".

Wallstreet
Die Wall Street ist das historische und symbolische Zentrum des Finanzdistrikts in New York City, bekannt für seine Börse und als Herzstück der weltweiten Finanzmärkte Getty

Banker landet nach 110-Stunden-Woche im Krankenhaus und wird wegen geringer  Produktivität gekündigt

Zwei Mitarbeiter seien unter dem Druck zusammengebrochen und ins Krankenhaus eingeliefert worden. Ein Banker habe eine Bauchspeicheldrüseninsuffizienz erlitten. Nachdem dieser Bankangestellte wegen gesundheitlicher Probleme ein zweites Mal ins Krankenhaus musste, sei ihm wegen angeblich geringer Produktivität gekündigt worden.

„Als Analyst und Mitarbeiter wird man wie Abschaum behandelt“, schrieb ein anonymer Banker in einem Beitrag, der Anfang des Monats in der Wall Street Oasis, einem unter Finanzfachleuten beliebten Internet-Posting, viral ging. Hunderte von anderen anonymen Bank-Mitarbeitern reagierten auf den Beitrag mit ähnlichen Geschichten und Behauptungen über Misshandlungen durch die Bank, berichtet die „New York Post". 

Plötzlicher Tod eines jungen Bankers (28) schockte Wallstreet

2015 schockte ein ähnlicher Vorfall die Finanzwelt. Sav Gupta war erst 22 Jahre alt, als er einen Job bei der US-Investmentbank Goldman Sachs annahm und dort bis zu 100 Stunden die Woche arbeitete. Im April wurde er tot aufgefunden – womöglich fiel er vor Übermüdung von einem Gebäude.

Zuvor hatte der junge Banker mit seinem Vater am Telefon gesprochen: „Dieser Job ist nichts für mich. Zu viel Arbeit und zu wenig Zeit.“ Gupta berichtete von regelmäßigen 100-Stunden-Arbeitswochen und erklärte seinem Vater, dass er kündigen werde. 

3 Fakten zur Wall Street:

  • Die Wall Street hat ihren Namen von einer tatsächlichen Mauer, die im 17. Jahrhundert von niederländischen Siedlern errichtet wurde. Diese Mauer sollte Neu-Amsterdam, das heutige Manhattan, vor Angriffen durch Piraten und feindliche Stämme schützen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Gebiet zu einem Handelszentrum, und die Mauer wurde schließlich abgerissen.
  • Die New York Stock Exchange, eine der größten und bekanntesten Börsen der Welt, hat ihren Ursprung in der Wall Street. Sie wurde 1792 gegründet, als 24 Broker und Händler das Buttonwood-Abkommen unterzeichneten, das den Handel mit Wertpapieren in New York regelte.
  • Die Wall Street war Schauplatz mehrerer bedeutender Finanzkrisen, die weitreichende Auswirkungen hatten. Eine der bekanntesten ist der Börsencrash von 1929, der die Große Depression auslöste. Auch die Finanzkrise von 2008, die durch den Zusammenbruch von Lehman Brothers und die Subprime-Hypothekenkrise verursacht wurde, hatte ihren Ursprung in der Wall Street und führte zu erheblichen wirtschaftlichen Verwerfungen weltweit.