Der Flex-Bus hat die nächste Hürde genommen. Der Kreisausschuss votierte mehrheitlich für die Einführung des Bedarfsbusses in Egling und Dietramszell.
Bad Tölz – Man muss ehrlich sein: Die Argumente sind ausgetauscht, die Positionen klar. Bei der mittlerweile mindestens fünften Behandlung des Flex-Busses in einem Kreistags-Gremium innerhalb eines Jahres kam nichts Neues mehr. Dennoch wurde am Montag im Kreisausschuss noch einmal ausdauernd über die Einführung des Bedarfsverkehrs in Dietramszell und Egling diskutiert. Am Ende hatten die Befürworter die Mehrheit hinter sich.
(Übrigens: Alles aus der Region gibt's jetzt auch in unserem regelmäßigen Bad-Tölz-Newsletter.)
Mehrkosten belaufen sich auf 440.000 Euro pro Jahr
Momentan sind beide Gemeinden schlecht ans öffentliche Busnetz angeschlossen. Der Flex würde das massiv ändern. Benedikt Bauer, am Landratsamt mit zuständig für den ÖPNV, erläuterte die Kosten. Demnächst stehen in den Gemeinden einige Buslinien zur Neuvergabe an. Die Überlegung ist nun, den Linienverkehr eben nicht mehr in vollem Umfang auszuschreiben, sondern ihn auf den Schülerverkehr zu reduzieren. Das spart rund 750 000 Euro pro Jahr. „Auf das reduzierte Angebot setzen wir dann den Flex drauf“, sagte Bauer. Durch die vorherigen Einsparungen belaufen sich die Mehrkosten nur auf 440 000 Euro pro Jahr. „Die Betriebsleistung wird aber mehr als verdoppelt“, sagte Bauer.
Das Flex-Bus-System
So funktioniert das Flex-System: Der Fahrgast trägt in der MVV-App ein, wann und von wo nach wo er in Dietramszell oder Egling fahren möchte. Das System zeigt ihm an, wann das nächste Flex-Fahrzeug zur Verfügung steht und wo die nächste Haltestelle ist. Von Letzteren wird es 115 im gesamten Gebiet geben. Darüber hinaus werden drei Satellitenhaltstellen angesteuert: Die Bahnhöfe in Wolfratshausen und Holzkirchen sowie die Haltestelle „Am Stern“ in Geretsried, wo der X-Bus nach Bad Tölz hält. Gültig sind alle MVV-Tickets, außer das Kurzstreckenticket. Die Wartezeit auf ein Flex-Fahrzeug wird bei spontaner Bestellung etwa 30 Minuten betragen. Eventuell muss man den einen oder anderen kleinen Umweg in Kauf nehmen. Denn natürlich wird versucht, mehrere Passagiere auf einer Fahrt zu bündeln.
CSU hadert weiterhin mit den Ausgaben
Die CSU findet das Bedarfsbussystem zwar „total wünschenswert“, wie Fraktionschef Martin Bachhuber sagte. Aber das Wünschenswerte müsse eben hinter dem Notwendigen zurücktreten. Die Haushaltslage des Landkreises sei angespannt. Und „eingezwängt zwischen Pflichtaufgaben“ bleibe wenig bis kein Spielraum. Zudem handle es sich eben nicht um eine einmalige Ausgabe, sondern um wiederkehrende Kosten. „Ich habe Angst, dass es uns den Haushalt zerreißt“, sagte Bachhuber. Außerdem befürchte er, dass es in anderen ebenfalls schlecht erschlossenen Gemeinden Begehrlichkeiten weckt. Er könne auch nicht unbedingt den ökologischen Nutzen erkennen, ergänzte Ingo Mehner (CSU). „Statt mit dem privaten Auto fährt dann halt jeder mit einer Art Taxi.“
Grüne sehen „notwendige Investition in die Infrastruktur“
Die finanzielle Lage sei jedem bewusst, entgegnete Susanne Merk (Freie Wähler). „Aber wir haben auch eine Verantwortung gegenüber den Firmen, Familien und Jugendlichen, die von A nach B kommen müssen.“ Als Mutter von sechs Kindern wisse sie, wie viele Fahrdienste vonnöten seien. Auch die Grünen „sind nicht blauäugig“, wenn es um die Kreisfinanzen geht, betonte Klaus Koch. Aber hier biete sich die Möglichkeit, zwei schlecht versorgte Gemeinden ordentlich zu erschließen. „Wir kaufen für das Geld extrem viel Verkehrsleistung ein.“ Für Barbara Schwendner (Grüne) ist es eine „notwendige Investition in die Infrastruktur“.
Eglings Bürgermeister plädiert dafür, das Experiment zu wagen
Auch für Hubert Oberhauser, FW-Kreisrat und Eglinger Bürgermeister, „ist jetzt genau die richtige Zeit, das Experiment Flex-Bus umzusetzen“. Für ihn wäre es „ein Irrsinn, den Status quo beizubehalten“ und die Buslinien wie gehabt neu auszuschreiben. Sollte der vier Jahre dauernde Flex-Bus-Versuch erfolgreich sein, könnte das zu einem „Sinneswandel im ÖPNV“ führen. Vielleicht könne man auch andernorts die großen Linienbusse durch ein flexibleres System ersetzen, so Oberhauser. Klaus Barthel (SPD) plädierte ebenfalls für den Flex. Warum sollte man das alte System verlängern, „wenn wir für ein bissl mehr Geld erheblich mehr Leistung bekommen“. Auch Landrat Josef Niedermaier (FW) ist bereit, das Risiko einzugehen, „weil es sich volkswirtschaftlich rechnen wird“. Das zeige auch eine neue Studie, die davon ausgeht, dass jeder in den ÖPNV investierte Euro der Volkswirtschaft den dreifachen Nutzen bringt.
Der Antrag der CSU, die Beratungen über den Flex auf 2027 zu vertagen, wurde mit 8:5 Stimmen abgelehnt. Mit demselben Ergebnis votierte der Ausschuss für die Einführung des Bedarfsverkehrs. Das letzte Wort hat im Juli der Kreistag.