Was geschah in der Hütte am Walchensee? Polizist soll Kollegin vergewaltigt haben

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Vor Gericht wird derzeit versucht, die Geschehnisse in der Hütte am Walchensee aufzuklären. © Frank Rumpenhorst

Ein Münchner Polizist (36) soll bei einem Team-Event am Walchensee eine Kollegin (29) vergewaltigt haben. Er bestreitet die Tat.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Eine Veranstaltung einer Gruppe von Mitgliedern des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) hat für einen Münchner Polizeibeamten ein Nachspiel vor dem Schöffengericht am Amtsgericht Wolfratshausen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 36-Jährigen vor, eine Kollegin vergewaltigt zu haben. Der Mann bestreitet die Tat. Augenzeugen gibt es nicht. Das macht es für das Schöffengericht nicht leicht, herauszufinden, was in der Hütte am Walchensee tatsächlich passiert ist.

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Angeklagter soll der jungen Polizisten gefolgt sein

Fakt ist, dass sich am 19. Mai 2022 eine Gruppe von Polizisten des MEK zu einer „Teambuilding-Maßnahme“ in dem Seminarhaus am Walchensee befand. Nach dem „offiziellen Teil der Fortbildung“ wurde zusammen gegrillt, viel getrunken und getanzt (wie Videoaufnahmen belegen). Auch die junge Polizistin war laut Anklageschrift nach dem Genuss von ein, zwei Radler, ebenso vielen Aperol Spritz und Cocktails angetrunken, als sie sich in der Nacht auf einem Einzelbett am Ende des Flurs schlafen legte. Der Angeklagte sei ihr gefolgt, man habe sich noch kurz unterhalten, dann sei die Frau eingeschlafen. Der Mann soll dann eine Hand in ihre Unterhose geschoben und sie mit dem Finger vergewaltigt haben.

Junge Frau versuchte, das Geschehene zu verarbeiten

Der Angeklagte machte auf Anraten seiner Verteidiger zunächst keine Angaben zur Sache. Dafür berichtetet das mutmaßliche Opfer rund zwei Stunden detailliert, wie sie das Team-Event in Erinnerung hatte und wie sie in der Folgezeit versucht habe, „es selbst einzufangen“. So umschrieb sie ihre Versuche, das Geschehene zu verarbeiten. Der Angeklagte sei ihr „Einweisungsbeamter“ gewesen, mit ihm sei sie „ab dem ersten Tag als Team im Einsatz“ gewesen. „Ich hatte das Gefühl, mich auf ihn verlassen zu können“, sagte die Polizistin, als sie schilderte, dass sie keinen leichten Stand in der Männergruppe gehabt habe.

Ermittlungen kamen erst zwei Jahre nach dem Vorfall ins Rollen

An besagtem Abend habe man sich „fachlich gut unterhalten“. Als ihr schlecht wurde und sie sich hingelegt hatte, sei es zu der angeklagten Tat gekommen: „Ich bin irgendwann aufgewacht und habe Bewegung in meinem Unterleib bemerkt. Ich habe einen Moment gebraucht, um das zu realisieren“, berichtete die Frau. Sie habe die Hand weggedrückt und sei bald darauf wieder eingeschlafen.

Als sie den Kollegen mit dem Vorfall konfrontierte, habe dieser sich nicht an die Nacht erinnern können. „Das war das Respektloseste, was je ein Mensch mit mir gemacht hat“, schrieb die Frau später in einem Chat mit dem Angeklagten. Sie sei sich bewusst gewesen, welche Konsequenzen es für den Kollegen, seine Arbeit und seine Familie gehabt hätte, wenn sie den Vorfall angezeigt hätte. „Das wollte ich nicht“, begründete die Zeugin, warum sie die Sache lange verschwieg. Erst zwei Jahre später, im Rahmen eines Seminars zum Thema Konfliktbearbeitung, machte die junge Polizistin Andeutungen zu den Geschehnissen und brachte so die Ermittlungen ins Rollen.  

Angeklagter bestreitet die Tat

Nach der Aussage der mutmaßlich Geschädigten brach auch der Angeklagte sein Schweigen. „In meinem Kopf gibt es das bis heute nicht, sowas würde ich nie machen“, beteuerte der 36-Jährige. Je mehr er darüber nachdenke, desto sicherer sei er: „Ich habe das nicht getan.“ Der Prozess wird fortgesetzt.

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