Ukraine gelingt Coup: Alte Sowjet-Raketen fliegen gen Russland
Im Ukraine-Krieg werden alte Sowjet Raketen gegen Russland eingesetzt. Doch woher kommen die Raketen, nach über 30 Jahren?
Kiew – Zum Ende der Sowjetunion vor mehr als 30 Jahren sind schätzungsweise 500 ballistische Totschka-Kurzstreckenraketen in der Ukraine verblieben. Im Jahr 2022 – vor Beginn von Russlands Ukraine-Krieg – umfasste der ukrainische Bestand noch etwa 90 Raketen, wie die amerikanische Zeitschrift Forbes berichtet. Heute, nach drei Jahren russischem Angriffskrieg, findet die Rakete weiterhin Verwendung.
Doch woher kommen die Raketen? Eine so alte Rakete wird die Ukraine wohl kaum neu produzieren. Hinzu kommt, dass die damalige Totschka-U-Fabrik sich in Russland befand – alte Produktionsstätten weiterhin zu verwenden, gestaltet sich also auch eher als schwierig.
Überraschung im Ukraine-Krieg: Todbringende Kurzstreckenrakete mit rätselhafter Herkunft
Wie Videos auf der Online-Plattform X bestätigen, nutzt die 19. Raketenbrigade der ukrainischen Armee die veralteten, aber leistungsfähigen Totschka-U Raketen (im Video unten bei 0:25). Die ballistischen Raketen beschleunigen nur in der Anfangsphase. In rund 2000 Meter Höhe aktiviert sich der Zünder im Gefechtskopf, und die Raketen fliegen ohne Antrieb in Richtung Ziel. Schließlich stürzen die Kurzstreckenraketen auf das einprogrammierte Ziel und die Raketenspitze zerschellt in rund 50 Einzelladungen. Für die ukrainische Armee ein geeignetes Mittel, um russische Verfügungsräume und Nachschublinien kurz hinter der Frontlinie ins Visier zu nehmen.
Die Totschka-U Raketen aus den Videos, erwecken nicht den Anschein, als wären sie ein altes Überbleibsel der Sowjet-Zeit – Im Gegenteil: Sie wirken fast fabrikneu. „Es gibt Spekulationen, dass die ukrainischen Streitkräfte in der Lage waren, Raketen zu restaurieren, die zuvor als irreparabel galten“, zitiert Forbes das pro-ukrainische Conflict Intelligence Team. Diese Restaurierung erschien auch nötig: Berichten zufolge sollen bereits im ersten Jahr des Ukraine-Kriegs alle 90 übrigen Raketen verschossen worden sein. Die 19. Raketenbrigade habe mit der jüngsten Nachschublieferung mindestens zum zweiten Mal eine Charge überholter Totschka-U erhalten.
Gibt es doch ein Werk? Kiew offenbar resilient gegen Putins Raketen-Angriffe im Ukraine-Krieg
Die Ukraine verfügt über eine der größten Raketenindustrien Europas – ein Umstand, dessen sich auch Wladimir Putin bewusst war. Ein wichtiger Ankerpunkt dafür ist die Millionenstadt Dnipro. Dort werden auch unter anderem Raketenteile, sowie Raketen für Weltraumstarts und militärische Zwecke gebaut. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion begann das ukrainische Staatsunternehmen Juschmasch eigene Totschka-U Teile zu konstruieren, ebenfalls in Dnipro. Später wurde dort auch die Nachfolgerakete, die Hrim-2 entwickelt.
Meine News

Mit Beginn des Ukraine-Krieges wurde Dnipro zum Ziel Putins: Im April 2023 verlautbarte der Kreml, Streitkräfte sei es gelungen, in der Stadt eine Totschka-U Fabrik zu zerstören. Im November 2023 beschossen die Russen Dnipro erneut großflächig. Es erscheint nun naheliegend, dass die Raketenindustrie trotz dessen nicht gänzlich zum Erliegen gekommen sein kann. Forbes berichtet, dass gezielt Einrichtungen wiederaufgebaut oder zerstreut worden sein müssen.
Kiew setzt alte Sowjet-Raketen im Ukraine-Krieg ein
Die Aufbereitung einer Totschka-U Rakete erscheint für den Industriestandort nicht herausfordernd: Wo Triebwerke für das All hergestellt werden, sollte es auch möglich sein, kleinere und weniger komplexe Triebwerke zu produzieren. Die Arbeiten verlaufen offensichtlich langsam, und die Sowjets hinterließen Hunderte der Kurzstrecken-Raketen. Sollte es der Ukraine aber gelingen, die Produktionsgeschwindigkeit wieder hochzufahren, so könnten die zahlreich vergessenen Sowjetraketen Einfluss auf das Frontgeschehen nehmen. Die 19. Raketenbrigade der ukrainischen Armee, wäre vermutlich bereit für die dritte Charge. (ko)