Eklat im Gemeinderat: Nandlstadts Geschäftsführer platzt der Kragen

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Einiges an Zündstoff war jüngst in der Sitzung des Nandlstädter Marktrats im Rathaus geboten. © hel

Einiges an Zündstoff bot die Marktratssitzung in Nandlstadt, als Kritik bei einigen Themen laut wurde. Als eine Personalentscheidung in Frage gestellt wurde, platzte Geschäftsführer Michael Reithmeier der Kragen.

Nandlstadt – „Herzlichen Willkommen im Wahlkampf“: Mit diesen Worten kommentierte Andreas Selmayer (CSU) die Stimmung in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Nandlstadt, die unter dem Punkt „Bekanntgaben und Anfragen“ ihren Höhepunkt fand. Kritik mussten hier nicht nur Bürgermeister Gerhard Betz und die Verwaltung einstecken, sondern auch zwei Gemeinderäte, als Geschäftsführer Michael Reithmeier der Kragen platzte.

So verärgerte die fehlende Transparenz beim Thema Umbau und Erweiterung der Grund- und Mittelschule einige Räte – allen voran Martin Forster (CSU) und Bernd Stöckeler (GOL). Dass zuletzt in einer nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung über den geplanten L-förmigen Erweiterungsbau, der auf dem Pausenhof der Schule entstehen soll, diskutiert worden sei, missfiel Forster. „Warum wird der Bürger nicht informiert?“, fragte er. Und weil er immer wieder auf das Thema angesprochen werde, wollte er von Betz wissen: „Was darf man eigentlich erzählen?“ Der Bürgermeister antwortete nur knapp: „Alles.“ Schließlich sei das Thema ja in einer Schulverbandssitzung öffentlich behandelt worden – zu der jeder hätte gehen können.

Einen triftigen Grund, warum das Thema dann kürzlich im Gemeinderat nichtöffentlich diskutiert worden ist, blieb Betz schuldig. Das verärgert Stöckeler: „Das geht so nicht“, schimpfte er. Auch Forster erklärte mehrmals: „Das finde ich schlecht, wie das gelaufen ist.“

Nandlstadts Geschäftsleiter Michael Reithmeier ist verwundert über den Zeitpunkt der Flyer-Aktion.
Wies Kritik vehement zurück: Geschäftsleiter Michael Reithmeier. © Archiv

Klüngelvorwurf? „Eine Frechheit!“

Den Ärger von Geschäftsführer Michael Reithmeier zogen sich bei einem anderen Thema die BLN-Markträte Michael Schranner und Patrick Nocker zu. Beide kritisierten, wie eine Stellenbesetzung für den Bauhof abgelaufen sei. Dass „eine Stelle schon vor der Ausschreibung zugesagt“ worden sei, und man diesem Bewerber Zugeständnisse in Form der Bezahlung eines Führerscheins gemacht habe, obwohl Mitbewerber diesen bereits gehabt hätten, missfiel Nocker. Weil es deshalb Gerüchte gebe, und er schon öffentlich darauf angesprochen worden sei, so erklärte Schranner, wollte er das Thema auf den Tisch bringen und öffentlich klarstellen, dass „der Personalausschuss in diese Entscheidung nicht miteinbezogen war“.

Das wiederum sorgte für Unmut beim Geschäftsführer: „Ich finde es eine Frechheit, wie hier der Bewerbungsprozess bewertet wird. Ich weiß nicht, was uns da unterstellt wird.“ Reithmeier betonte nachdrücklich, dass es „gewisse Kriterien gibt, die wir einhalten müssen, und nach denen gehen wir vor. Wir stellen nicht jemanden ein, weil er uns besser zur Nase steht.“ Davon mal abgesehen müsse man nicht bei jeder kleineren Personaleinstellung den Personalausschuss einberufen. Was Reithmeier aber vor allem störte: Personalangelegenheiten seien in einer öffentlichen Sitzung absolut fehl am Platz. „Sorry, was ist das denn für ein Scheiß?“, fragte er – und das übrige Gremium quittierte seine Aussage mit zustimmendem Tischklopfen.

Räte wettern auch über neuen Radweg

Damit aber nicht genug: Mit dem Radweg an der Kreisstraße FS32 zwischen der Abzweigung nach Tölzkirchen und Schwaig (Betz: „dem einzigen im Landkreis, der heuer gebaut wird“/Bauherr ist der Landkreis) hatten Andreas Selmayer und Martin Forster ein Problem: „Hier verballert man auf 950 Meter 600 000 Euro“, schimpfte Forster. „Dafür, dass in der Woche 20 Radl fahren“, ergänzte Selmayer. Bei dieser hochwertigen Ausführung und Kosten weit im sechsstelligen Bereich sei es „logisch, dass wir nur einen Radlweg im ganzen Landkreis bauen“, wetterte Selmayer. Sein Appell an den Bürgermeister und die Vertreter im Kreistag: künftig darauf schauen, dass alle Kommunen beim Thema Radweg zum Zug kommen.

Nach gut 30 Minuten, in denen vor zahlreichen Zuhörern noch weitere Themen kritisch hinterfragt wurden, winkte der Bürgermeister schließlich ab: „Ich brauch‘ jetzt eine Pause“, sagte er. Viel Zeit zum Durchschnaufen blieb ihm nicht – es stand noch eine nichtöffentliche Sitzung an.