In Gaißach geht es hoch hinaus

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Einmal auf Augenhöhe zum Kirchturm rüberschauen: Pfarrgemeinderatsvorsitzender Michael Danner, Zimmerermeister Martin Oswald, Bürgermeister Stefan Fadinger, Mesnerin Rosemarie Kirchmayr und Kirchenpfleger Michael Danner (v. li.) in der engen Hebebühne des Auto-Krans. © rbe

Für die Schwindelfreien ging es am Feiertag hoch hinaus in Gaißach: Anlässlich des Glockenjubiläums konnte man dem Kirchturm auf Augenhöhe begegnen.

Gaißach – Fünf Tage nach der Kindergarten-Einweihung war am Himmelfahrtstag in Gaißach erneut das halbe Dorf auf den Beinen. Gefeiert wurde Glockenjubiläum: Seit 75 Jahren hängen die neuen Glocken im Turm der Pfarrkirche St. Michael.

Im Anschluss an den Festgottesdienst in der voll besetzten Dorfkirche, den Pfarrer Adrianus zelebrierte, wurde einiges geboten: Turmführungen bis zum Glockenstuhl und für alle Schwindelfreien die Möglichkeit, in der Hebebühne eines Auto-Krans 50 Meter in die Höhe zu schweben – sozusagen auf Augenhöhe mit dem Kirchturm.

Von dem im Jahr 1649 in seiner heutigen Form errichteten 43 Meter hohen Kirchturm hallt der Klang des Geläutes weit vernehmlich übers Land und gemahnt die Menschen an den Stundenschlag, an Gottesdienste, Hochzeiten und Beerdigungen. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Glocken für Kriegszwecke eingeschmolzen. Erst 1949 konnten sie dank vieler namhafter Spenden ersetzt und im Rahmen einer festlichen Glockenweihe am 15. August des Jahres ihrer Bestimmung übergeben werden.

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Der ehemalige Kirchenpfleger Kaspar Rest und Zimmerermeister Martin Oswald (er erneuerte 2018 das baufällige und gefährlich zu begehende Stiegenhaus zum Glockenstuhl) boten abwechselnd Führungen für viele Kleingruppen an. Über die 120 steilen Treppenstufen ging es hinauf zur sehr beengten Glockenstube, wo die vier neuen Bronzeglocken aus einer renommierten Erdinger Glockengießerei nun schon seit 75 Jahren in unterschiedlichen Tonlagen erklingen. Wie Kaspar Rest erklärte, wurde 1964 ein neuer eiserner Glockenstuhl eingebaut. Dieser sorge freistehend und ohne Verbindung zum Mauerwerk dafür, dass der Kirchturm selbst nicht in Schwingungen versetzt wird.

Die größte Glocke ist die Michaelsglocke, die dem Schutzpatron der Kirche geweiht ist und zur vollen Stunde und bei vielen kirchlichen Anlässen schlägt. Die Josefsglocke ist den Familien und die Sebastiansglocke den jungen Leuten zugedacht, während die kleinste, die Marienglocke, als Totenglocke ertönt.

Mit dem ehemaligen Kirchenpfleger Kaspar Rest im Glockenstuhl – hier neben der zweitgrößten Glocke, der Sebastiansglocke.
Mit dem ehemaligen Kirchenpfleger Kaspar Rest im Glockenstuhl – hier neben der zweitgrößten Glocke, der Sebastiansglocke. © rbe

Glocken haben für die Menschen eine hohe Symbolkraft. Als die alten Glocken seinerzeit im Krieg demontiert wurden, hieß es nach den Worten von Kaspar Rest im Dorf hinter vorgehaltener Hand: „Jetzt ist der Krieg verloren, wenn uns schon die Glocken weggenommen werden.“

Zum Jubiläum erklangen die Glocken nun einzeln und am Schluss als Festgeläut alle gemeinsam. Im Kirchenraum wurde neben Infotafeln zum Glockenjubiläum und zur Kirchengeschichte auch noch ein Film von Veronika Partenhauser gezeigt, der die Abläufe mit eindrucksvollen Bildern und aufschlussreichen Interviews zusätzlich veranschaulichte. Draußen vor der Kirche stand ein vom Gaißacher Hubert Ertl gesteuerter Auto-Kran mit einer Hebebühne, in der sich den Mitfahrenden ein eindrucksvoller Blick auf den Kirchturm aus der Vogelperspektive bot.

Neben den Genannten hatten viele Freiwillige aus dem Dorf bei den Vorbereitungen und beim Ablauf des Jubiläums geholfen, darunter auch Gemeindechronistin Vroni Müller, Mesnerin Rosemarie Kirchmayr, Pfarrgemeinderatsvorsitzender Michael Danner und Kirchenpfleger Michael Demmel. Gesorgt wurde auch für eine Bewirtung in einem Zelt und für Spielmöglichkeiten für Kinder.

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