Hunderte protestieren bei Demonstration in Memmingen gegen Rechtsruck

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Hunderte protestieren bei Demonstration in Memmingen gegen Rechtsruck – „Gegen Hass, Hetze und Remigration“

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„Wir sind die Brandmauer – Gegen Hass, Hetze & Remigration“: Gespannt hörten die Demonstrierenden den Rednerinnen und Rednern zu. © Sophie-Isabel Gunderlach

Mehrere Hundert Menschen nahmen am Samstag, 1. Februar 2025, an der von Pride Memmingen organisierten Demonstration unter dem Titel „Wir sind die Brandmauer – Gegen Hass, Hetze & Remigration“ teil.

Memmingen – Am Ende einer bundespolitisch im Gedächtnis bleibenden Woche riefen in ganz Deutschland Vereinigungen und Organisationen zu Demonstrationen für die Demokratie und gegen Rechts sowie gegen die Zusammenarbeit mit der Alternative für Deutschland (AfD) auf.

„Wir sind die Brandmauer“: Hunderte protestieren bei Demonstration in Memmingen gegen Rechtsruck

Unter dem Titel „Wir sind die Brandmauer – Gegen Hass, Hetze & Remigration“ waren am letzten Samstag auch die Memmingerinnen und Memminger zu einer von Pride Memmingen organisierten Demonstration eingeladen. Rund 700 Menschen nahmen teil.

„Gestern hatten wir noch nicht einmal Strom und heute sind so viele gekommen – das ist der Wahnsinn“, betonte Luca Kleibel von Pride Memmingen begeistert. Neben Vertreterinnen und Vertretern der Organisation sprachen der evangelische Pfarrer Matthias Striebeck aus Frickenhausen und ein Vertreter des FC Internationale. Außerdem gab es einen Auftritt vom Chor „Vielstimmig“. Im Anschluss machte sich die Menge auf zu einem Demonstrationszug durch Memmingen, über den Roßmarkt zum Schrannenund Theaterplatz und zurück an den Weinmarkt.

Demo „Gegen Hass, Hetze & Remigration“ – Gefühl der Angst spürbar

Bereits Anfang 2024 hatte es in Memmingen, wie in vielen anderen Städten, eine Demonstration gegen den Rechtsruck gegeben. Anlass damals waren die Enthüllungen der Plattform „Correctiv“ zu Remigrations-Fantasien der AfD.

2025 ist der Auslöser das gemeinsame Abstimmen der Unionsfraktion sowie der FDP im Deutschen Bundestag mit der AfD für schärfere Migrationsregeln (wobei der beschlossene Erschließungsantrag für Regierung und Parlament nicht bindend ist und ein Gesetzesentwurf zu dem Thema knapp an einer Mehrheit scheiterte).

2024 war die Stimmung trotz der Enthüllungen positiv. Die Leute machten sich gegenseitig Mut. Es herrschte ein Gefühl von „Wir sind mehr“. Dieses Jahr war die Stimmung spürbar anders. Die Menschen zeigten offen ihre Angst, dass Union und FDP ihrer Meinung nach die viel beschworene Brandmauer zur AfD eingerissen hätten und vor daraus folgenden Konsequenzen. „Friedrich Merz hat einfach das Tabu gebrochen. Ich kann nicht mehr still zuhause sitzen“, erklärte eine Demonstrantin.

„Ich habe Angst vor dem 23. Februar. Die Brandmauer ist mit tosendem Beifall von rechts eingestürzt“, fasste Luca Kleibel von Pride Memmingen seine Gefühle zusammen. Aber auch SPD und Grüne bekamen eine Breitseite ab. „Ihr habt in Regierungsverantwortung eine Asylrechtsverschärfung der anderen mitgetragen“, betonte Sprecherin Elisa, ebenfalls von Pride Memmingen.

Dieses Bemühen, nicht nur Union und FDP zu kritisieren, sondern ausgeglichen und vor allem für Dinge zu sein, durchzog jeden Beitrag: Alle Rednerinnen und Redner betonten, dass die Rechte von Menschen mit Migrationshintergrund und von allen Minderheiten geschützt werden sollten.

Besonders eindrücklich waren die Worte von Felix Schachenmayr von Pride Memmingen. „Herkunft entscheidet nicht über Taten“, erklärte er unter lautem Beifall. Er sprach noch einmal über den Auslöser dieses politischen Kulturkampfs: Die Tat von Aschaffenburg. Und er tat etwas, was – leider – niemand von den etablierten Parteien und von der AfD in den letzten Wochen schaffte: Er erinnerte an den ermordeten Mann, der in Aschaffenburg Zivilcourage zeigte und räumte diesem den finalen Anteil seiner Rede ein, verbunden mit einem Aufruf an alle: „Er hat nicht gefragt oder geurteilt – er hat gehandelt. Tun wir es ihm gleich und handeln wir!“

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