Wie die deutsche Automobilindustrie ihre Zukunft verschenkt hat
Deutschlands Automobilindustrie war Jahrzehnte lang weltweit führend. Jetzt ist es nicht der E-Autopionier Tesla, sondern generell die Konkurrenz der Chinesen, die den Automobilproduzenten und -zulieferern zu schaffen macht.
Der Westen hat seinen Humankapital-Vorteil eingebüßt
Nach der Theorie des "Technological Gap Trade" ermöglichen die Humankapital-Vorteile Prozess- und Produktinnovationen zeitlich begrenzte Monopole im Außenhandel, die höhere Lohnkosten in den Industriestaaten ermöglichen.
China hat sich aber inzwischen zu einem globalen Wettbewerber in Hochtechnologieprodukten entwickelt. China konzentrierte sich auf die technologische Aufholjagd und kopierte in den Joint Ventures die westliche Technologie, übernahm westliche Unternehmen und sandte Studenten an westliche Universitäten. Damit ging der Vorteil des Westens bei Humankapital verloren.
China hat durch Joint Ventures echte Konkurrenzunternehmen erschaffen
China betreibt seit längerem eine aktive Entwicklungspolitik und verwendet dabei eine Strategie, die an den "Erziehungszoll" von Friedrich List erinnert. Der Internetzugang wird nach wie vor zensiert, so dass sich ausländische Anbieter schwertun. Und China verhängte lange Zeit auf den Import von Automobilen einen Einfuhrzoll von 25 Prozent und zwang damit die westlichen Industrieländer, in China zu produzieren. Dies ging dann nur im Rahmen eines Joint Ventures mit einem chinesischen Partner, bei dem die Ausländer keine Mehrheit haben durften. Jetzt scheint dies nicht mehr notwendig zu sein, weil die chinesischen Produzenten zum Westen aufgeschlossen haben. Die „Erziehung“ ist abgeschlossen. Unternehmen VW und andere deutsche Originalausrüstungshersteller zeigen die Gefahren auf, wenn sich westliche Unternehmen auf ein solches Joint Venture einlassen.
Ziel ist ein Technologietransfer und der Aufbau wettbewerbsfähiger chinesischer Unternehmen, die nach ein paar Jahren den westlichen Unternehmen auf ihrem Heimatmarkt Konkurrenz machen. Gegen eine solche Konkurrenz auf der Basis von Niedriglöhnen, geringerer Umweltstandards und eingesparten Forschungs- bzw. Lizenzaufwendungen können dann die westlichen Produzenten wenig ausrichten und weitere Arbeitsplätze gehen verloren.
Deutsche Manager heimsen Boni ein
Es erstaunt so gesehen, dass die EU und die USA diese gefährliche Strategie so lange geduldet haben. Im Gegenteil, die deutschen Konzerne wollten politische Gegenmaßnahmen aus Angst um ihren chinesischen Absatzmarkt unbedingt verhindern. Und obwohl die Absichten der Chinesen offensichtlich waren, ließ man sich auf die Joint Ventures ein und verschenkte lieber die Technologie; anscheinend wegen kurzfristiger Manager-Boni, andere Vorteile sind nicht erkennbar.
Dass man so längerfristig seine Wettbewerbsvorteile verliert, spielte bei den auf den aktuellen Gewinnen basierenden Boni keine Rolle. Schließlich hätte man auch mit veralteter Technologie nach China gehen können. Die hohen Gewinne für die deutsche Industrie in China sind jetzt allerdings Vergangenheit, da der technologische Wettbewerbsvorsprung eingebüßt wurde. Vielmehr soll Taiwan annektiert werden, womit China droht, dem Beispiel Russlands zu folgen und als Absatzmarkt auszufallen.
Deutschland und China: Wie du mir, so ich dir
China hätte man früher stoppen müssen. Da der technologische Vorsprung nicht mehr existiert, bleibt für den Westen nur noch der Außenhandel aufgrund von Spezialisierung und intensivere Forschung. Deutschland sollte sich auf Produkte für den globalen Welthandel spezialisieren, um hier Wettbewerbsvorteile zu generieren. Es sollte mehr in Forschung, Infrastruktur und Bildung investiert werden, die Löhne müssen fallen und die Arbeitszeit steigen. Aus den gemachten Fehlern sollte man lernen.
Manager-Boni müssen langfristig ausgerichtet sein. Das geistige Eigentum sollte besser geschützt werden und darf nicht in Joint Ventures landen oder durch Übernahmen verloren gehen. Die Ingenieure der Konkurrenz sollte man nicht ausbilden. Von China muss das GATT-Prinzip Reziprozität, also Gegenseitigkeit, eingefordert werden. China darf in den Industrieländern nur das, was die Industrieländer auch China dürfen. Nur so hat der Westen die Chance, seinen Wohlstand zu halten.