„Ein Drama könnte passieren“: Geschmacklos-Graffiti führt zu großem Entsetzen auf beliebter Urlaubsinsel
Der Massentourismus auf Teneriffa ist den Einheimischen ein Dorn im Auge. Es gibt massive Proteste. Dies ist nun in Form eines geschmacklosen Graffitis ausgeartet.
Teneriffa – Urlauber, so weit das Auge reicht. Strände, an denen es nur so von Touristen wimmelt. Die Realität in vielen spanischen Orten, die von Menschen aus anderen Ländern zum Ferienhort auserkoren werden. Vor allem auf Teneriffa ist der Unmut gegenüber dem ausufernden Massentourismus groß.
Immer wieder werden die Strände auf der kanarischen Insel zum Opfer von Vandalismus, der sich in tourismusfeindlichen Äußerungen in Form von Graffitis äußert. Es sind Parolen wie „Die Kanarischen Insel verteidigen sich“ oder „Die Kanarischen Inseln sind nicht zu verkaufen“, die direkt auf die Aversion gegenüber den Touristen hinweist. Nun ist mit einem Graffiti eine Grenze überschritten worden.
Einheimische protestieren gegen Massentourismus auf Teneriffa – neues Graffiti überschreitet Grenze
Wie die britische Onlineplattform lbc (Leading Britain‘s Conversation) berichtet, ist auf Teneriffa ein Graffiti mit der Botschaft „Kill a Tourist“ aufgetaucht. „Töte einen Touristen“, lässt sich die wie eine Aufforderung wirkende Botschaft übersetzen. Fotos hiervon hat die Gruppe „Islas de Resistencia“ online gestellt. Eine Bewegung, die sich laut eigener Aussage als „Projekt zur Wiederherstellung der Erinnerung an die sozialen Bewegungen auf den Kanarischen Inseln“ versteht.
Die Gruppe hat entsprechende Bilder online gestellt, auf ihrem Instagram-Kanal ist das angesprochene Graffiti zu sehen. Die Aufforderung, also das Wort „kill“, ist hier nur verschwommen zu erkennen. Diese Botschaft bereitet auch den Anwohnern Angst. „Die Leute wollen wirklich, dass sich etwas ändert und dass wir respektiert werden, aber das rechtfertigt vielleicht nicht diese Aktionen, die anscheinend eskalieren. Es ist beängstigend“, heißt es von einem Einheimischen gegenüber lbc.
„Ein Drama könnte passieren“: Einwohner der Kanarischen Inseln blicken ungewisser Zukunft entgegen
Ein kurzer Rückblick: Erst im Sommer 2024 gingen viele Einwohner Teneriffas auf die Straße, um gegen den Massentourismus auf ihrer Insel, der sich in einer Vielzahl von Touristen an den beliebtesten Orten der kanarischen Insel äußert, zu protestieren. Die Aktivisten fordern von der Regierung unverändert eine Lösung. Es müsse verhindert werden, dass immer mehr Touristen nach Teneriffa kommen, während gleichzeitig die Mietpreise weiter ansteigen und die Alteingesessenen einer ungewissen Zukunft entgegenblicken.
„Canarias Se Agota“, übersetzt „Kanaren ausverkauft“, heißt die Gruppierung, die Demonstrationen gegen den Massentourismus auf den kanarischen Inseln ins Leben ruft. Stellvertretend für sie heißt es von einer Sprecherin: „Ein Drama könnte passieren, wenn die Regierung nicht zuhört. Die Situation auf den Inseln verschlechtert sich wegen der vielen Touristen und neuen Bewohner, die uns unsere Häuser wegnehmen und die Umwelt beeinträchtigen“. Auf das nun aufgetauchte Graffiti geht sie in ihren Ausführungen aber nicht ein.
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Kanarischen Inseln wollen sich vom Massentourismus abwenden – doch sind wirtschaftlich davon abhängig
Schon Anfang 2024 hatte Carlos Tarife, seines Zeichens stellvertretender Bürgermeister der Hauptstadt Santa Cruz auf Teneriffa, deutlich gemacht, dass seine Insel keine Touristen mit All-inclusive-Paketen anlocken und beherbergen wolle. „Wo es früher Hotels mit 250 Betten gab, sind wir heute in Hotels mit weniger Betten und höherer Qualität“, wurde Tarife damals zitiert. Er mache sich für solch eine Form des Tourismus stark und eben nicht für All-Inklusive-Tourismus mit Armband, ganz nach dem Motto: „Ich bleibe im Hotel und erledige alles im Hotel“.
Es weht in dieser Hinsicht ein rauer Wind auf den Kanaren. Die Proteste der entsprechenden Gruppierungen richten sich auch extrem gegen die enorme Abhängigkeit der regionalen Wirtschaft vom Tourismus. De facto macht die Tourismusbranche auf den Kanaren satte 35 Prozent des Inlandsprodukts aus. Sogar 40 Prozent der Erwerbstätigen sind hier beschäftigt.
Das ist die Krux. Viele Einheimische wenden sich gegen den Massentourismus, wissen aber gleichwohl, dass die Urlauber aus allen Ländern einen wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Kanaren darstellen. Eine schnelle Lösung, sie scheint nicht in Sicht. (han)