Wirre Sätze, bizarre Videos: So präsentiert sich der mutmaßliche Westerwald-Killer

Mit Hochdruck suchen die Ermittler nach Alexander Meisner aus Elkenroth im Westerwald. Der 61-Jährige steht unter dringendem Verdacht, am Sonntag drei Menschen im benachbarten Weitenfelde ermordet zu haben. Während von dem mutmaßlichen Täter jede Spur zu fehlen scheint, erhält er in den sozialen Medien weiterhin Grußkarten – und verschickt offenbar selbst welche.

Westerwald-Verdächtiger Meisner auf russischem Netzwerk aktiv

FOCUS online konnte Meisner ein Profil im russischen Kontaktnetzwerk OK Odnoklassniki („Klassenkameraden“) zuordnen. Der Mann ist offenbar Russland-Deutscher. Es ist offensichtlich, dass es sich dabei um den Gesuchten handelt. So weist die Person, die auf den Fotos des Accounts zu sehen ist, die von der Polizei beschriebenen Merkmale von Meisner auf, etwa die Narbe unter dem Auge. Auch beziehen sich diverse OK-User unter einem seiner Videos auf die Tat und fragen sich, warum die drei Personen getötet wurden, mutmaßlich von Meisner.  

In der Aufmachung ähnelt der Dienst Facebook, bietet jedoch noch umfangreichere Funktionen. Dort meldete sich der heute 61-Jährige offenbar erst Ende vergangenen Jahres an und zeigte dann rege Aktivitäten. Auf einem Foto posiert er im schwarzen Unterhemd, mit Arbeitshandschuhen und hält eine Holzlatte fest. Dazu kommentiert er, dass er seinen Arbeitsplatz liebe und – wohl angesichts der körperlichen Tätigkeit – kein Fitnessstudio benötige.

Mitarbeiter der Spurensicherung stehen vor dem Haus in Weitefeld im Westerwald, in dem drei Menschen tot aufgefunden wurden
Mitarbeiter der Spurensicherung stehen vor dem Haus in Weitefeld im Westerwald, in dem drei Menschen tot aufgefunden wurden Thomas Frey/dpa

Immer wieder setzt er auch seinen SUV in Szene, ob beim Tanken oder beim Kauf von Blumenerde. Beim Blick in den Innenraum des BMW, der übrigens auch auf aktuellen Presse-Fotos seines Hauses zu sehen ist, sieht man neben Chipstüte und Energy Drink auch eine Bierdose .

Mehrfach filmt er sich selbst beim Fahren, wedelt dabei oft wild mit der Kamera in der Hand. In einem anderen Video präsentiert er stolz eine selbstgebaute Sauna oder lädt Fotos seiner Katze Mascha hoch.

Meisner nahm ironische Tanzvideos auf

Doch zwischen solche Alltagsszenen mischen sich zunehmend andere Auftritte. Nachts und nur mit Unterhose bekleidet gießt sich Meisner im Winter einen Eimer kaltes Wasser über den Körper.

Wohl ironisch gemeint nimmt der 61-Jährige mehrere Tanzvideos auf, in denen er eigentlich nur wild zappelt oder auf einem Akkordeon klimpert. „Tanz, ohne das Gesetz des Landes zu brechen, in dem ich lebe“ betitelt er einen der Clips.

In einem anderen Video hat er sich offenbar eine Clownsmaske überzogen und sagt, er habe sich entschieden, ein dummer Idiot zu werden – so könne er mehr rumblödeln. Auf seinem Profilfoto zeigt Meisner eine Kasachstan-Fahne, daneben hängt ein Kreuz.

Internetprofile deuten auf keine konkreten Mordpläne hin

Kommentare setzt Meisner auf „OK“ nur selten ab. Massenhaft teilt er dagegen seine eigenen Fotos und Videos. Nur eine Woche vor der mutmaßlichen Bluttat äußert er sich dann doch, ohne weiteren Kontext zu geben: „Freue dich, solange du lebst.“

Am vergangenen Donnerstag teilt er lediglich mit dem Buchstaben „M“ versehen die beiden russischen Lieder „Der Herbst kommt bald, meine Herren“ und „Halte mich mit deinen Händen“.

Ein reichlich wirrer Account des 61-Jährigen findet sich auch auf der Videoplattform Tiktok. Hier reagiert er vor allem auf Inhalte, die die AfD und Russlands Machthaber Wladimir Putin positiv erwähnen.

Auf konkrete Mordpläne deuten seine Internetprofile allerdings nicht hin, ebenso wenig enthält es aussagekräftige Einblicke in sein Familienleben.

Meisner: Gerichtsakte enthüllt Messerangriff auf seine damalige Frau

Die gibt wiederum eine Gerichtsakte, wie "Bild" und RTL berichten. Demnach soll Meisner bereits im Jahr 2011 mit einem Messer auf seine damalige Frau eingestochen haben, nur die beiden Söhne verhinderten Schlimmeres, als sie eingriffen.

Für die Tat wurde er demnach zu fünf Jahren Haft verurteilt. Eine Nachbarin in Elkenroth berichtete zudem, dass sie ihn wegen Belästigung angezeigt habe. Er habe sie gefragt, ob er sie oral befriedigen dürfe; oder sogar mehr.

Auch andere Nachbarn berichten von einem auffälligen Verhalten. „Er braucht nur ein, zwei Triggerpunkte und dann ist Ende. Dann rastet er komplett aus“, sagt die Nachbarin, die gegen Meisner Anzeige erstattet hatte.

Russische Kontakte ahnungslos über Fahndung

Die fünf Jahre Gefängnis erwähnt Meisner selbst in einem der Videos. Dort verharmlost er die Tat, für die er verurteilt wurde, und erzählt davon, wie er in Haft anfing Gedichte zu schreiben.

Kontakte aus seinem russischen Netzwerk wissen offenbar noch nichts von der Fahndung nach ihrem Bekannten. Noch immer schicken sie Meisner Grußkarten oder kleine, digitale Geschenke auf „OK“.

Obwohl auf der Flucht, meldet sich Meisner am Montagmittag hier selbst mit einer Grußkarte an eine Freundin im kasachischen Pawlodar, woher er laut Profilauskunft selbst stammt. „Möge Gott dich beschützen“ steht auf dem animierten Bild, in dem ein junges Engelsmädchen Blumen in den Händen hält und Schneeflocken glitzern.

Dringender Tatverdacht: Polizei sucht 61-Jährigen

Unterdessen sucht die Polizei weiterhin nach dem mutmaßlichen Dreifachmörder, wie eine Sprecherin auf Anfrage von FOCUS online sagt. Die Hinweise zu den Auftritten in den sozialen Medien hätten die Beamten bereits erhalten und überprüft. Im Aufruf beschreiben sie ihn wie folgt:

Personenbeschreibung / Besondere Hinweise

  • männlich
  • 1,74 Meter
  • 74 kg
  • braune Haare
  • blau-graue Augen

Besondere Merkmale

  • Narbe Oberarm rechts
  • Narbe Augenbraue
  • Narbe Unterarm links
  • Tattoo: Handrücken links "Katja" (russische Schreibweise)

Dafür hat die Kriminaldirektion Koblenz ein Hinweistelefon eingerichtet, das unter der Telefonnummer 0261/103 50399 erreichbar ist.

Mitarbeit: Sergey Panashchuk