Özdemir lacht über eigenen Wärmepumpen-Kauf: „Das ärgert einen als Schwaben“
In Deutschland sinkt der Wärmepumpen-Absatz 2024 deutlich. Cem Özdemir hat sich vor Jahren eine Wärmepumpe zugelegt – und bereut das mit einem Augenzwinkern.
Grünen-Minister Cem Özdemir ist auf Sommertour. In Mecklenburg-Vorpommern trifft er auf einen Dachdecker, der sein Unternehmen in den vergangenen Jahren sukzessive energetisch unabhängiger gemacht hat. Der Handwerker setzt auf Photovoltaik und Elektromobilität. Gleichzeitig verkauft er als Gebäudeenergieberater „Leistungen für nachhaltiges Wohnen“ wie ein sogenanntes „Smart Home“, ein intelligentes Zuhause.
Ab 45.000 Euro könne man ein Haus energetisch sanieren, sagt der ebenfalls anwesende Landwirtschaftsminister Mecklenburg-Vorpommerns, Till Backhaus (SPD). Mit Photovoltaik und Wärmepumpe. Und Dachdecker Steffen Huber meint: „Die Fördersätze sind mittlerweile echt gut.“
Özdemirs Wärmepumpen-Kauf: „Das ärgert einen als Schwaben“
Özdemir pflichtet bei und erzählt dann von seinem Wärmepumpenkauf. „Ich gehöre noch zu denen, die sie zu den alten Preisen gekauft haben.“ Von der Seite kontert Landeskollege Backhaus, Özdemir sei ja auch in einer Position, in der er sich das leisten könnte. „Trotzdem ärgert einen das als Schwaben“, meint der Minister mit einem Lachen.
Deutlich weniger Wärmepumpen: Ampel-Ziel in Gefahr
In den vergangenen Jahren ist die Wärmepumpe immer beliebter geworden. Der Bundesverband Wärmepumpe (bwp) verzeichnete zuletzt jedes Jahr einen neuen Absatzrekord (siehe Tabelle). Zumindest bis 2023, wie der Verband auf Anfrage von IPPEN.MEDIA erklärt. „Im Gegensatz zu 2023 startete 2024 mit einem Nachfragerückgang für Wärmepumpen“, heißt es.
Insgesamt setzten die Hersteller bis einschließlich Mai 52 Prozent weniger Wärmepumpen ab als noch im Vorjahreszeitraum. Absolut gesehen sind es nach fünf Monaten sogar nur 76.000 Wärmepumpen. Für die Pläne der Bundesregierung ein Rückschritt. Eigentlich hatte die Ampel für dieses Jahr mindestens 500.000 Wärmepumpen als Ziel ausgerufen. Aktuell scheint das nicht realistisch.
Absatzzahlen für Heizungswärmepumpen
Meine news
Quelle: bwp
Wärmepumpen-Nachfrage sinkt: „große Verunsicherung“ durch Heizungsgesetz
Der Verband sieht mehrere Gründe für diese Entwicklung. „Noch vor zwei Jahren haben sich Endverbraucher große Sorgen über die Preis- und Versorgungssicherheit bei Gas und Öl gemacht. Daher stieg die Nachfrage nach Wärmepumpen an, weil diese bekanntlich die kostenlose Umweltwärme nutzen“, heißt es gegenüber unserer Redaktion. „Diese Sorge bei der Versorgungssicherheit besteht bei vielen derzeit nicht mehr, obwohl Gaspreise zwar gesunken, aber doch abhängig von der Weltlage ziemlich instabil geworden sind.“
Zudem „werden CO₂-Preise weiter ansteigen“, prognostiziert der Verband. „Ab 2027 möglicherweise auch sprunghaft durch den europäischen Zertifikatehandel.“ Einen weiteren Grund sieht die Interessensvertretung im Umgang mit dem Heiz-Gesetz. „Die Diskussion rund um das Gebäudeenergiegesetz und die kommunale Wärmeplanung zusammen mit einigen Falschinformationen in verschiedenen Medien haben zu einer großen Verunsicherung und einer Wartehaltung vieler Hausbesitzer geführt.“
Monatelang hatte sich die Ampel 2023 um das Gebäudeenergiegesetz gestritten. Von „Habecks Heiz-Hammer“ war deutschlandweit die Rede. Zunächst sollten ab 2024 neue Öl- und Gasheizungen verboten werden, was in der Opposition und auch innerhalb der Koalition (FDP) auf massive Kritik traf. Nun soll spätestens ab 2028 jede neu eingebaute Heizung zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Wärmepumpen-Förderung: „Heizungstausch besonders attraktiv“
Trotz des aktuellen Dämpfers geht der Bundesverband Wärmepumpe davon aus, dass sich der Markt erholen und sich Wärmepumpen etablieren werden. „Mit den Fördermaßnahmen des Bundes und auch der Länder ist der Heizungstausch in diesem Jahr besonders attraktiv. Daher gehen wir davon aus, dass die Absatzzahlen langfristig wieder steigen werden.“
Der Bund fördert die Umstellung auf eine Wärmepumpe mit viel Geld aus dem Haushalt. Als Özdemir seine Wärmepumpe kaufte, gab es dieses Modell noch nicht. Grundsätzlich werden 30 Prozent der Kosten übernommen. Wer bis 2028 seine alte Öl- oder Gasheizung austauscht, erhält zusätzlich 20 Prozent. Haben Haushalte weniger als 40.000 Euro zu versteuerndes Einkommen im Jahr, gibt es nochmal 30 Prozent. Die Boni können miteinander kombiniert werden. Die Förderung liegt allerdings maximal bei 70 Prozent der Kosten. Ein Nachteil: Obwohl man die Förderung bereits beantragen kann, dauert es mitunter Monate, bis sie ausgezahlt wird.