Nach dem Urteil zu ARD und ZDF flammt auf FOCUS online die Grundsatzdebatte über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk neu auf. Zahlreiche Leser kritisieren zum Artikel "Urteil zu ARD und ZDF ist Hoffnung für Zuschauer - und eine Ansage an die Sender" Selbstgefälligkeit, politische Schlagseite und hohe Gebühren. Andere hoffen auf Erneuerung und mehr Unabhängigkeit. Die Resonanz fällt eindeutig aus: Der Wunsch nach Veränderung überwiegt – das Vertrauen bleibt angeschlagen.
Kritik an politischer Einflussnahme
Viele Leser sehen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als fest im politischen Einfluss verankert. Besonders häufig werden SPD-nahe oder grün-rote Netzwerke genannt, die in Gremien und Führungspositionen überproportional vertreten seien. Diese Wahrnehmung speist sich aus konkreten Personalien, etwa aus parteipolitischen Hintergründen einzelner Rundfunkratsmitglieder oder Landesrundfunkanstalten.
Tatsächlich ist politische und gesellschaftliche Repräsentanz im Rundfunkstaatsvertrag vorgeschrieben – sie soll Vielfalt sichern, wird aber zunehmend als Instrument parteilicher Einflussnahme kritisiert. Auch hohe Gehälter und Pensionslasten sorgen für Unmut. Während der ÖRR betont, Vergütungen seien transparent und tariflich geregelt, wächst die Skepsis gegenüber einem System, das nach Ansicht vieler Leser zu wenig Kontrolle und zu viel Selbstbestätigung kennt.
"Die Angaben in dem Bericht sind richtig. Noch immer sitzt ein grün/roter Filz in den Öffentlich-Rechtlichen. Oberste Chefin des öffentlich-rechtlichen Rundfunkrates ist beispielsweise immer noch das Marlu Dreyer SPD, was sich den Posten mit jährlich 180.000 Euro „Aufwandsentschädigung“ und einigen anderen Zuckerli versüßen lässt." Zum Originalkommentar
"Mittlerweile sind das nur noch Pensionsvereine mit angeschlossenem Senderbetrieb. Beim RBB gehen schon 80 % der Einnahmen für die Ruhegeldrückstellungen der Führungsklicke drauf. Der Saftladen ist nicht reformierbar. Da muss mal jemand mit der ganz großen Kettensäge ran." Zum Originalkommentar
"Ein Kameraassistent - also ein angelernter Hilfsarbeiter verdient beim ZDF zwischen 3000 und 4500 Euro brutto + 13. Monatsgehalt + Urlaubsgeld + Betriebsrente. Und das bei kuscheliger 35 h Woche. Den Job bekommt man natürlich nur, wenn man in diversen NGOs aktiv ist - ich kann nicht zu viel verraten - aber die Junge Union gehört nicht dazu." Zum Originalkommentar
Forderungen nach Gebühren-Abschaffung
Ein breites Spektrum an Kommentaren fordert die Abschaffung des Rundfunkbeitrags. Kritiker empfinden ihn als nicht mehr zeitgemäß und verweisen darauf, dass der Konsum öffentlich-rechtlicher Angebote längst nicht mehr universell sei.
Rechtlich ist der Beitrag durch das Bundesverfassungsgericht bestätigt – als Gegenleistung für ein Grundversorgungsangebot, das allen Bürgern offensteht. Doch die politische Akzeptanz bröckelt. Selbst innerhalb der Rundfunkkommission wird inzwischen über Modelle diskutiert, die stärker nutzungsabhängig oder digital orientiert sind. Der Wunsch nach Freiwilligkeit zeigt: Das Vertrauen in die Legitimation des Systems steht auf dem Prüfstand.
"Solange alle zwangsweise die Fernsehgebühr zahlen müssen, wird sich beim ÖRR gar nichts ändern." Zum Originalkommentar
"Der Zwangsbeitrag muss weg und das künstlich aufgebaute Konstrukt des Öffentlich-Rechtlichen gehört abgeschafft." Zum Originalkommentar
"Was ich nicht verstehe. Warum werde ich gezwungen, den Beitrag zu bezahlen, obwohl ich mir den Mist nicht anschaue. Dafür ins Gefängnis, was ja schon passiert ist. Sie sollen doch einfach ihr Programm verschlüsseln. Wer es sehen will, zahlt. Was ist daran so schwierig?" Zum Originalkommentar
Vorwurf politischer Einseitigkeit
Leser kritisieren, die Sender berichteten politisch einseitig und spiegelten linksliberale oder moralisch gefärbte Deutungen wider. Diese Kritik an der vermeintlichen Nähe zu progressiven Themen wie Klima, Migration oder Gender ist nicht neu, hat sich aber durch den allgemeinen Vertrauensverlust in Institutionen verschärft.
Die Sender selbst betonen, sie seien zur Ausgewogenheit verpflichtet – ein Anspruch, den die Praxis mit täglichen Programmentscheidungen immer wieder neu unter Beweis stellen muss. Der Vorwurf ideologischer Voreingenommenheit trifft dabei nicht nur die Inhalte, sondern auch den Stil, in dem Themen erzählt werden.
"Das GG müsste bezüglich der Rundfunkgebühren geändert werden. Der Artikel 5 ist längst überholt. Es müsste doch eine 2/3 Mehrheit zu finden sein. Die ÖR berichten seit 20 Jahren nicht mehr neutral und sind zum Handlanger linker Parteien geworden." Zum Originalkommentar
"Welcher Sender berichtet denn noch ausgewogen und unvoreingenommen in politischen Themen? Außer „Welt“ fällt mir da niemand ein. N-tv gehört zur linken RTL-Gruppe und Tagesschau berichtet genau wie das heute-Journal aus Prinzip nur links. Gesinnungs-TV at its best!" Zum Originalkommentar
"ARD und ZDF sind so weit links, dass ich auch nicht zahlen möchte, aber muss." Zum Originalkommentar
Forderungen nach Effizienz
Neben grundsätzlicher Kritik am System wächst der Wunsch nach struktureller Erneuerung. Leser fordern Senderfusionen, weniger Verwaltung, geringere Personalkosten und mehr Konzentration auf Kernaufgaben. Tatsächlich beschäftigen ARD, ZDF und Deutschlandradio zusammen über 40.000 Menschen – mit hohen Tarifverträgen und Zusatzleistungen. Viele Leser sehen darin einen Widerspruch zu Sparappellen an Bürger und Wirtschaft. Reformvorschläge liegen längst auf dem Tisch: von einer Reduktion auf Bildungs-, Informations- und Kulturinhalte bis zu einer Verschlankung der Landesstrukturen. Doch die föderale Verfasstheit macht tiefgreifende Änderungen politisch schwierig – ein Punkt, der in fast allen Kommentaren mitschwingt.
"Wolfgang Herles hat es völlig richtig beschrieben: "Die Anstalten werden weiter mauern und Gutachten in Auftrag geben, die vor Gericht ihren Kurs bestätigen." Hilft nur eine tiefgreifende Strukturreform mit dem Ergebnis: Halbe Senderanzahl = halbe Gebühren - oder eben die ÖRR ganz abschaffen." Zum Originalkommentar
"Wie wär's, einige Spartenkanäle, die keiner braucht, vom Äther zu nehmen. Dazu noch eine Personalreduzierung um mindestens 30 %. In Firmen und Unternehmen muss auch gespart werden, denn diese bekommen keine monatlichen Garantie-Bezüge." Zum Originalkommentar
"In Abwandlung des Mottos eines deutschen Privatsenders, sollte der Slogan von ARD und ZDF längst lauten: "We love to missionize you". Solange nicht endlich mal der Ansatz eines internen Reformwillens (strukturell wie programmatisch) erkennbar ist, müssen sich die Sender nicht wundern, wenn es deutsche Zuschauer gibt, die diese Anstalten ganz abschaffen wollen." Zum Originalkommentar
Skepsis gegenüber echtem Wandel
Trotz wiederkehrender Reformversprechen überwiegt bei vielen Lesern die Resignation. Zu lange habe sich der ÖRR auf seine rechtliche Sonderstellung verlassen. Die Erinnerung an Skandale wie beim RBB oder NDR nährt die Überzeugung, dass interne Kontrollmechanismen versagen. In der Tat gilt das System als träge, da jede Veränderung den Konsens von 16 Landesregierungen erfordert.
"Was wird sich ändern? Genau, nix …" Zum Originalkommentar
"Sorry, aber ich habe null Hoffnung, dass sich irgendetwas ändert. Ich habe die ÖRR-Sender aus der Senderliste gelöscht, zahlen muss ich natürlich, aber ich muss mich nicht mehr belügen lassen." Zum Originalkommentar
"Der Zug ist abgefahren. Unreparabel." Zum Originalkommentar
Unmut über Programmangebot
Ein wiederkehrender Vorwurf lautet, das Programm des ÖRR sei vorhersehbar. Unterhaltung mit moralischer Botschaft, Talkshows mit ähnlicher Besetzung und wenig Reibung – so lauten die zentralen Kritikpunkte. Viele Leser wünschen sich einen klareren Fokus auf Nachrichten, Dokumentationen und Sport.
"Ich bin dafür, die gesamte Unterhaltungssparte des ÖR zu beenden und sich nur noch auf Nachrichten, Sport und Dokumentationen zu beschränken. Es gibt Unterhaltungssender, die diese Aufgabe übernehmen können." Zum Originalkommentar
"Was wird uns geboten? Linksgestrickte Talkshows, Kochsendungen, unzählige Quizshows. Wiederholungen ohne Ende. Die 3 von der Müllabfuhr kennen doch die meisten mittlerweile auswendig. Was das alles mit öffentlichem Auftrag zu tun hat, weiß ich nicht." Zum Originalkommentar
"Wenn man wenigstens bei den Filmen das Erziehungsmuster weglassen könnte. Nachrichten schaue ich in den ÖR schon lange nicht mehr, weil mir das nicht guttut. Diese einseitige Meinungsmache ertrage ich nicht mehr." Zum Originalkommentar
Hoffnung auf Reform und Modernisierung
Zwischen aller Kritik findet sich auch leise Zuversicht. Einzelne Leser erkennen in der wachsenden öffentlichen Debatte ein Zeichen dafür, dass der Reformdruck endlich Wirkung zeigen könnte. Die Diskussion über Auftrag, Struktur und Finanzierung des ÖRR läuft inzwischen auf mehreren Ebenen – in Landesparlamenten, Rundfunkkommissionen und durch den Einfluss neuer Wettbewerber. Selbst innerhalb der Sender gibt es Initiativen, Transparenz zu erhöhen und Kosten zu begrenzen.
"Ich lese: der Reformstau und -druck wächst. Und das ist gut so." Zum Originalkommentar
"Vielleicht wachen die auf, wenn große Werbepartner kündigen! Ich hoffe, es kommt so!" Zum Originalkommentar
"Obwohl Herles jahrzehntelang ein Teil des Systems war, gerade deshalb ist diese Kolumne hervorragend und erschreckend zugleich!" Zum Originalkommentar
Ironie & Seitenhiebe
Mit einem Anteil von 7 Prozent liefern vereinzelte Kommentare ironische oder sarkastische Seitenhiebe.
""Die Sender können sich nicht länger mit arroganter Selbstgefälligkeit, pauschal Ausgewogenheit und Vielfalt bestätigen." Machen sie seit Jahren und es funktioniert, ich behaupte, dass sich gar nichts ändern wird." Zum Originalkommentar
"Die Hürden sind also zu hoch? Eine besonders gute Formulierung, um seine Früchte zu schützen." Zum Originalkommentar
Diskutieren Sie mit! Wie sollte der öffentlich-rechtliche Rundfunk Ihrer Meinung nach reformiert werden? Reichen Strukturveränderungen und Kontrolle durch die Gerichte – oder taugt das aktuelle System trotz aller Kritik weiterhin als Garant für unabhängigen Journalismus? Schreiben Sie Ihre Meinung in die Kommentare!