Deutschland statt Spanien: Reise-Expertin nennt fünf versteckte Doppelgänger-Orte
Darf’s ein bisschen südländischer Flair sein? Laut Reise-Expertin Laura Mark braucht man dafür nicht mal in den Flieger zu steigen. Denn Spanien-Urlaub geht auch hier.
München – In Barcelona protestieren Einheimische mit Wasserpistolen gegen die Touristenmassen, die sich in ihre Stadt drängen und dadurch den verfügbaren Wohnraum zum knappen Gut machen. Gleichzeitig werden durch Touristenströme Preise örtlich in die Höhe getrieben – über die Touristen dann wieder als Abzocke-Preise schimpfen. Aber sie bringen eben auch das Geld und kurbeln die Wirtschaft der Zielländer an. Wäre da nicht noch der Klimawandel und ein ökologischer Fußabdruck jedes Einzelnen. Ein Dilemma.
Massentourismus wird zum immer größeren Problem – Expertin rät zu Urlaubsorten im eigenen Land
Andere Länder und Städte regeln Touristenströme bereits mit bestimmten Maßnahmen. So muss man in Venedig als Tagestourist inzwischen Eintritt zahlen und Kreuzfahrtschiffe dürfen nicht mehr überall ohne Beschränkung anlegen. Andere Städte setzen auf Hotel-Baustopps oder die Einschränkung von Ferienwohnungen. Erst zuletzt forderte Experte Moritz Lindner bei IPPEN.MEDIA härtere Maßnahmen gegen den Massentourismus. Eine weitere Alternative wäre es aber auch, einfach im eigenen Land zu bleiben und Orte zu besuchen, die weniger bekannt, dafür aber genauso schön sind.
„Indem wir weniger bekannte Reiseziele wählen, können wir dem Massentourismus entgegenwirken und gleichzeitig einzigartige und nachhaltige Reiseerlebnisse genießen“, so Reise- und Tourismus-Expertin Laura Mark von Hapimag. Sie erklärt gegenüber IPPEN.MEDIA: „Man muss nicht immer eine Fernreise unternehmen, um einen abwechslungsreichen Urlaub zu genießen. Vor allem in Deutschland gibt es noch viele versteckte Highlights, die sich in wunderschöner Natur und fernab vom Massentourismus befinden“, sagt sie. Die Reise-Expertin listet einige alternative Urlaubstipps für alle auf, die es in das begehrteste Urlaubsland der Deutschen zieht: Spanien.
1. Naturliebhaber und Schloss-Besichtigung in Königstein statt Montserrat
Wer einen Natur-Urlaub bevorzugt, kommt aber ebenfalls in Deutschland auf seine Kosten: „Das Elbsandsteingebirge, nur eine kurze Fahrt von Dresden entfernt, fasziniert mit seinen eindrucksvollen Felsformationen und spektakulären Ausblicken, die an die Berglandschaft von Montserrat (dt. ‚Gesägter Berg‘) bei Barcelona erinnern“, so Mark.
In beiden Orten gibt es Festungen, die Kulturinteressierte beeindrucken: „Während in Spanien das berühmte Benediktinerkloster Montserrat einen atemberaubenden Panoramablick ins Umland bietet, erhebt sich in der Sächsischen Schweiz die Festung Königstein majestätisch über die Elbe. Mit 240 Metern über dem Fluss ist sie eine der größten Festungen Europas und bietet eine fantastische Aussicht. Beide Regionen sind ein Paradies für Wanderer und Kletterer, die beeindruckende Naturerlebnisse genießen möchten“, erklärt die Reise-Expertin.

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2. Kunsthighlights via Städtetrip nach München statt Madrid
Die spanische Hauptstadt Madrid ist mit ihren Boulevards, Parkanlagen und Museen voller Kunst ein wahres Paradies für Kultur- und Stadtliebhaber. Doch auch hier gehen immer mehr Einheimische auf die Barrikaden und erklären: „Die Stadt hört auf, unsere zu sein“.
Laut Laura Mark steht München Madrid aber in nichts nach: „Die bayerische Metropole begeistert mit opulenten Schlössern, ausgedehnten Grünanlagen und idyllischen Parks sowie einer der beeindruckendsten Kunstsammlungen in der Alten Pinakothek.“ Besonders die vielen Biergärten empfiehlt sie Reisenden, aber auch eine Abkühlung im Fluss der Isar. „Starnberger See, Ammersee und Tegernsee sind ebenfalls nur eine kurze Autofahrt von der City entfernt und bieten herrliche Ausflugsziele und Abkühlung“, so Mark.
3. Liebesurlaub in Heidelberg statt Toledo
„Für Städteliebhaber, die es etwas weniger turbulent mögen, ist Toledo unweit von Madrid ein absolutes Muss“, so Mark. Die Stadt ist als eine der ältesten Städte Spaniens bekannt und wird auch als „Stadt der drei Kulturen“ bezeichnet. Sie vereint christliche, arabische und jüdische Einflüsse. Die Festung Alcázar, das Wahrzeichen Toledos, verwinkelte Gassen und die römische Steinbogenbrücke Puente de Alcántara machen die Stadt zu einem begehrten Ziel.
„Für Romantiker, die eine ähnliche Kulisse in Deutschland suchen, lohnt sich ein Ausflug nach Heidelberg am Neckar“, so Laura Mark. Hier gibt es die sogenannte Alte Brücke, ebenfalls eine imposante Steinbogenbrücke, alte gepflasterten Gassen und viele Einflüsse der deutschen Romantik. Ähnlich wie in Toledo gibt es das Heidelberger Schloss als Wahrzeichen und „ein Panorama, das dem spanischen Pendant Toledo ähnelt“, erklärt Mark.

4. Strandurlaub, Bars und Wanderungen auf Rügen statt Mallorca
Mallorca bleibt zwar die liebste Urlaubsinsel der Deutschen, doch angesichts der jüngsten Proteste gegen den Massentourismus suchen viele Reisende nach Alternativen. Die Empfehlung von Laura Mark: Rügen, Deutschlands größte Insel.
„Mit dem Nationalpark Jasmund, der zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört, und seinen beeindruckenden Kreidefelsen, die einen atemberaubenden Blick auf das türkisfarbene Meer bieten, steht Rügen der Baleareninsel in nichts nach“, erklärt sie. Ihre Tipps vor Ort: „Die ursprünglichen Buchenwälder laden zu ausgedehnten Wanderungen ein. Für Nachtschwärmer bietet die Strandpromenade von Binz mit ihren Cocktailbars und Clubs eine lebendige Ausgehszene.“

5. Kulinarische Weinreise im Rheingau statt nach La Rioja
Das Anbaugebiet La Rioja im Nordwesten Spaniens ist für seinen Wein bekannt und zieht daher viele Touristen zu einer Weinprobe der berühmten Tempranillo-Trauben an. Die Weinhügel liegen außerdem malerisch am Fluss Ebro. Doch auch dafür hat Laura Mark eine passende Alternative: „Auch der Rheingau im Südwesten Hessens kann mithalten und liefert den weißen Doppelgänger-Wein: Seine Riesling-Gewächse gehörten einst zu den teuersten Weinen der Welt. Heute ist das Gebiet eine der beliebtesten Regionen für den Weinanbau in Deutschland“.

Weiter erzählt sie: „Die Kulturlandschaft besticht neben den fruchtbaren Reben vor allem durch ihre Vielseitigkeit: Sie erstreckt sich am Rhein entlang über zahlreiche historische Städte und Denkmäler bis über das Rheingaugebirge und seine bewaldeten Bergrücken.“ (jh)