Sie wollen lange gesund leben? Fragen Sie Ihren Hausarzt nach diesen Checks

Was kann ich tun, um lange gesund zu bleiben und ein hohes Alter zu erreichen? Die Antwort auf diese Frage ist bei jedem Menschen individuell. Trotzdem gibt es einige gemeinsame Grundpfeiler, die das Fundament einer soliden Gesundheit bilden.

Einer davon ist die medizinische Versorgung durch den Hausarzt, sagt Hans-Michael Mühlenfeld, stellvertretender Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Sektion Hausärztliche Praxis (DEGAM), im Gespräch mit FOCUS online. 

Vorsorge beim Hausarzt bringt "Überlebensvorteil"

Demnach gebe es sogar wissenschaftliche Hinweise darauf, "dass Menschen länger leben, wenn sie eine kontinuierliche medizinische Betreuung haben, sprich einen Hausarzt." 

Der Allgemeinmediziner kann durch den Kontakt zum Patienten individuelle Gesundheitsrisiken wie erblich bedingte Risikofaktoren erkennen, einen möglichen gesundheitsgefährdenden Lebensstil feststellen und mit dem Patienten besprechen, Veränderungen anregen und dadurch Krankheiten abwenden.

Dafür stehen dem Patienten beim Hausarzt bestimmte Vorsorgeuntersuchungen zur Verfügung, die Studien zufolge "einen Überlebensvorteil" bringen, sagt Mühlenfeld. 

Gesundheits-Check-up beinhaltet auch Hepatitis-Screening und Blutprobe

"Welche Vorsorgeuntersuchung wann am sinnvollsten ist, hängt vor allem vom Alter, aber auch von Faktoren wie Vorerkrankungen oder familiäre Veranlagung ab", sagt Jens Lassen, Hausarzt in Leck und Vorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Schleswig-Holstein, auf Anfrage von FOCUS online.

In festgelegten Abständen übernehmen die Krankenkassen die Gesundheitsuntersuchungen der Versicherten. "Dazu zählt der einmalige Gesundheits-Check-up zwischen dem 18. und 34. Lebensjahr, der ab einem Alter von 35 alle drei Jahre übernommen wird – bei vielen Hausarztverträgen sogar in kürzeren Intervallen", erklärt Lassen. 

Bei dem Check-up bespricht die Hausärztin oder der Hausarzt die Gesundheitsrisiken und untersucht, ob häufige Erkrankungen wie etwa Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Diabetes vorliegen.

Darüber hinaus ist es seit 2021 in diesem Rahmen einmalig möglich, ein Screening auf Hepatitis B und Hepatitis C vorzunehmen.

"Auch die Blutprobe ist inzwischen differenzierter", sagt Lassen. "So wird statt dem Gesamt-Cholesterin ein vollständiges Lipidprofil untersucht. Das ist medizinisch sinnvoll, da der alleinige Gesamtwert in vielen Fällen nur wenig über das individuelle Risiko aussagt." Gemessen werden also neben dem Gesamt-Cholesterin-Wert auch speziell HDL-Cholesterin, LDL-Cholesterin und Triglyceride.

Versicherte können ihren Hausarzt proaktiv auf den Gesundheits-Check-up ansprechen und diese von den Kassen bezahlte Leistung einfordern – etwa, wenn der Arzt den Check-up nicht von sich aus empfiehlt oder ihn infrage stellt.

Welche Vorsorgeuntersuchungen für Sie wichtig sind

Daneben gibt es weitere sinnvolle Vorsorgeuntersuchungen beim Hausarzt, wie Mühlenfeld erklärt. Diese lassen sich wie folgt aufteilen:

Für beide Geschlechter:

  • Früherkennung von Hypertonie (Bluthochdruck), die das Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko senkt.
  • Messen der Cholesterin-/Lipidwerte (alle fünf Jahre) bei Männern über 35 und bei Frauen über 45 Jahre
  • Früherkennung auf Darmkrebs für Männer und Frauen ab 50 Jahren als immunologischer Stuhltest oder Koloskopie
  • Überprüfen des Impfpasses auf Vollständigkeit: Diphtherie und Tetanus alle zehn Jahre, Gürtelrose-Impfung oder jährliche Grippeimpfung ab 60 Jahren. Schließlich bieten Impfungen den besten Schutz vor bestimmten Infektionskrankheiten, betont Lassen. "Mit der Zeit kann ihre Wirkung jedoch nachlassen oder muss an neue Virusvarianten angepasst werden. Deshalb ist ein aktueller Impfschutz ein zentraler Bestandteil wirksamer Prävention."
  • Ein Blutbild kann nicht nur im Rahmen eines Check Ups gemacht werden, sondern auch bei unspezifischen Symptomen wie z.B. Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Atemnot, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder Schwindelanfällen, die unter anderem auf eine Blutarmut oder gestörte Blutbildung hinweisen können. Ein großes Blutbild wiederum kommt zur Bestimmung von weißen Blutkörperchen zum Einsatz, etwa bei Verdacht auf Infektionen.

Für Männer:

  • Früherkennung auf Bauchaortenaneurysma als einmalige Ultraschalluntersuchung (auch AAA-Screening genannt), ab 65 Jahren. Diese wird nur Männern angeboten, da Aneurysmen bei Frauen deutlich seltener auftreten. Zudem sind die Risiken bei einer vorbeugenden Operation für Frauen höher als ein Riss selbst, erklärt das Portal "Gesundheitsinformation".

"Ob weitere Untersuchungen für eine Patientin oder einen Patienten medizinisch ratsam sind, hängt vor allem vom Lebensstil, von Vorerkrankungen und familiären Veranlagungen ab – ein Gespräch in der Hausarztpraxis bringt hier Klarheit", sagt Lassen.

Ohnehin spiele der persönliche Austausch zwischen Hausärztin oder Hausarzt und der Patientin oder dem Patient eine enorm wichtige Rolle bei der Prävention. "Oft fördert eine vertraute Unterhaltung zwischen Hausarzt und Patient mehr Information über gesundheitliche Risiken zutage als eine körperliche Untersuchung."

Welche Faktoren die Gesundheit positiv beeinflussen

Gesundheitsvorsorge sei allgemein eine Domäne für Hausärzte, sagt Mühlenfeld. Der Grund: "Meistens ist es nicht ein einzelner Faktor, der die Gesundheit beeinflusst, sondern vielmehr verschiedene Aspekte wie die Lebenskonstellation, das Umfeld und die beruflichen und psychosozialen Belastungen", sagt Mühlenfeld. 

Zu den Faktoren, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken, zählen unter anderem:

körperliche Aspekte:

  • ausreichend Schlaf
  • regelmäßige Bewegung
  • gesunde Ernährung

psychische Aspekte:

  • Vermeidung von Stress
  • positive Grundhaltung
  • eine Beschäftigung, die das Gefühl gibt, gebraucht zu werden

soziale Aspekte:

  • regelmäßiger Austausch mit Freunden und Bekannten
  • Unternehmungen