Strafzölle für China-Hersteller: Absatz von Elektroautos in Europa kollabiert
Abseits der Debatte um Strafzölle befinden sich chinesische Elektroautos in Europa auf dem absteigenden Ast. Bei einem Hersteller schwindet der Absatz besonders.
Peking/Brüssel – Europas Automobilindustrie steht vor einer großen Herausforderung: Elektroautos von chinesischen Herstellern könnten in den nächsten Jahren erheblich an Marktanteil gewinnen und den etablierten Konzernen wie Volkswagen das Leben schwer machen. Doch trotz ambitionierter Pläne und Ankündigungen von Autobauern aus der Volksrepublik, ist der Erfolg chinesischer Marken in Europa gebremst.
Chinesische E-Auto-Hersteller verzeichnen – analog zum Gesamtmarkt – einen spürbaren Rückgang bei den Verkaufszahlen. Im August sanken die Neuzulassungen laut Bloomberg im Vergleich zum Vorjahr sogar um fast die Hälfte – ein Minus von 48 Prozent.
China-Hersteller verkaufen weniger E-Autos in Europa - BYD nun Spitze
Die jüngste Auswertung über die Neuzulassungen von August 2024 bedeutet den zweiten Monat in Folge, in dem die Marktanteile chinesischer Automarken rückläufig waren. Laut Zahlen des Marktforschungsunternehmens Dataforce ist vor allem die britische Traditionsmarke MG, die unter dem chinesischen Konzern SAIC zu neuem Leben erblühte, von diesen Entwicklungen betroffen:
Laut JATO, einem weiteren Datendienstleister, hat MG den Spitzenplatz als führender chinesischer Autohersteller in Europa an Konkurrent BYD verloren. Der Branchenriese konnte seine Zulassungen von Modellen aller Antriebsarten in Europa jedoch um 19 Prozent steigern konnte. Der Erfolg von BYD zeigt, dass man trotz schwieriger Marktbedingungen weiterhin auf der Wachstumswelle reiten kann.

Starker Absatzschwund bei Elektroautos von China-Anbieter MG
Im Gegensatz dazu verdeutlicht das Beispiel MG, wie sich das Thema Strafzölle auf Stromer seitens EU auf China-Hersteller auswirken: Denn bis vor kurzem war diese Marke in Europa der erfolgreichste chinesische Autobauer. Doch den Angaben zufolge musste die staatliche Muttergesellschaft SAIC bereits im Juli zusätzliche EU-Abgaben in Höhe von 38 Prozent auf ihre Elektrofahrzeuge erheben.
Wie die Automobilwoche berichtete, wurden die Preise jedoch zunächst nicht weitergereicht. MG legte dennoch im August bei den Elektroautos einen Absatzeinbruch von 65 Prozent im Vergleich zum Vorjahres-Zeitraum hin. Laut JATO-Analyst Felipe Munoz liege das an der unsicheren Lage bezüglich chinesische Elektroauto-Importe. Der Hersteller bietet in Europa neben BEV-Modellen auch Fahrzeuge mit den Antriebsarten Mildhybrid und Plug-in-Hybrid an.
Elektroauto-Absatz: Deutscher Markt zieht ganz Europa runter
Ein weiterer Grund für den schwachen Absatz ist die generell gesunkene Nachfrage nach Elektroautos: In den ersten acht Monaten des Jahres gingen die Neuzulassungen in Europa um 5,5 Prozent zurück, was daran liegt, dass mitunter Deutschland Kaufanreize für Elektroautos gestrichen hat. Alleine die Entwicklung hierzulande ist ausschlaggebend: Nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) vom August war der Elektroauto-Absatz um 68,8 Prozent eingebrochen.
Meine news
Autohersteller* | Neuzulassungen August | gegenüber August 2023 |
BYD | 3329 | + 19 Prozent |
MG | 3037 | - 65 Prozent |
Xpeng | 675 | + 519 Prozent |
Great Wall Motors | 205 | - |
Zeekr | 161 | - |
NIO | 153 | - 71 Prozent |
Alle chinesischen Marken | 14.843 | - 47 Prozent |
* Quelle: JATO Dynamics (enthält nicht die Marken Polestar, Volvo, Smart und Lotus).
Während auf EU-Ebene die Abstimmung über die Einführung von Strafzöllen auf chinesische E-Autos stattfand, kämpfen freilich auch westliche Marken wie BMW, Mercedes-Benz und Renault mit Absatzrückgängen bei Stromern: Diese drei Anbieter verzeichneten allesamt im August in Europa Rückgänge von über 50 Prozent, schildert JATO.
Zwei in China produzierende Hersteller wachsen massiv beim Absatz
Allerdings gibt es auch Hersteller, die trotz Wegnahme der staatlichen Förderung und der Debatte um Strafzölle wachsen: Dazu gehört die schwedische Marke Volvo, die zum Konzern Geely gehört, aber von den Datendienstleistern nicht zu den China-Herstellern gerechnet werden. Volvo konnte die Verkaufszahlen in dem Zeitraum etwa verdoppeln. Tesla, das viele seiner Elektroautos in China produziert und nach Europa exportiert, legte einen Zuwachs von sieben Prozent hin.
Interessant ist, dass die EU-Strafzölle zudem nicht überall greifen: Großbritannien und Norwegen folgen den (möglichen) Zusatzabgaben der EU nicht, hier sind die Verkaufszahlen chinesischer Elektroautos angestiegen. (PF)