Leser zur Gewalt an Schulen: "Die Schüler und Lehrer tun mir echt leid"

Eine neue Studie zur Gewalt an Schulen in NRW entfacht eine hitzige Leserdebatte: Während ein Großteil der Leser Migration und mangelnde Integration als Hauptursachen benennt, sehen andere die Verantwortung bei fehlender Erziehung zu Hause sowie in der Politik und Bildung. Eng damit verbunden sind Forderungen nach härteren Sanktionen und eine breite Kritik an politischer Untätigkeit.

Verteilung der Meinung zu "Schulgewalt spaltet: Migration, Politik und Eltern als Brennpunkte der Community-Debatte"
In den Kommentaren treffen so Integrationsskepsis, Schulkritik und Politikfrust aufeinander. FOCUS Online

Forderung nach Konsequenzen

Viele Leser machen Migration und mangelnde Integration für die wachsende Gewalt an Schulen verantwortlich. Sie fordern strengere Regeln und kritisieren fehlende Eigenverantwortung unter Zugewanderten. Diese Sicht knüpft an aktuelle Zahlen aus Nordrhein-Westfalen an, wonach die Zahl gewalttätiger Schüler deutlich gestiegen ist – besonders unter im Ausland geborenen Kindern. Fachleute warnen jedoch vor einfachen Erklärungen. 

Studienleiter Clemens Kroneberg (Universität Köln) betont, dass familiäre Gewalt, psychische Belastungen und Nachwirkungen der Corona-Zeit entscheidende Faktoren seien. Kinderpsychologe Sebastian Bartoschek erklärt, Gewalt sei oft ein Ventil für Probleme im Elternhaus. Migration könne eine Rolle spielen, sei aber nicht die Hauptursache – die Gründe lägen tiefer, in sozialen Spannungen und fehlender Stabilität im familiären Umfeld.

"Wer versteht das? Wir geben diesen Menschen Schutz, Obdach, Geld, Wohnung und viele Dinge mehr. Man möchte ja nicht mal ein Dankeschön, einfach nur, dass man aus seinem Leben was macht. Warum können die Leute das nicht?"  Zum Originalkommentar

"Auch hier ist das Ergebnis der Studie: Die AfD hatte Recht vor Jahren, denn man hat diese Entwicklung vorausgesagt aufgrund der Migration. Keiner wollte es wahrhaben, und man wurde in die rechte Ecke gesteckt, nur weil man mehr Menschenkenntnis und Ahnung davon hat."  Zum Originalkommentar

Kritik an Bildungspolitik

Viele Leser fordern eine härtere Gangart gegen Gewalt an Schulen. Lehrer hätten zu wenig Autorität, staatliche Maßnahmen seien zahnlos, und gewalttätige Schüler müssten konsequenter sanktioniert werden. Genannt werden Forderungen nach Sonderschulen, nach mehr Disziplin und nach spürbaren Konsequenzen für Eltern.

 Die Kommentare zeigen ein starkes Bedürfnis nach Ordnung und Durchsetzungskraft. In der Bildungsforschung wird jedoch betont, dass autoritäre Ansätze allein keine nachhaltige Lösung bieten. Vielmehr gilt eine Kombination aus klaren Regeln, sozialer Unterstützung und frühzeitiger Prävention als wirksam – ein Ansatz, den viele Schulen bereits praktizieren, der aber in der öffentlichen Wahrnehmung oft untergeht.

"Die Schüler und Schülerinnen und die Lehrer seit 2015 tun mir echt leid. Das hört sich zwar egoistisch an, aber ich bin froh, dass mein Sohn aus der Schulzeit heraus ist."  Zum Originalkommentar

"Schüler müssen verwiesen werden können und Eltern Strafzahlungen zahlen. Erst wenn es an den Geldbeutel geht, merken es die Eltern und können dann vielleicht ihre verzogenen Sprösslinge zur Vernunft bringen."  Zum Originalkommentar

"Ich bin dafür, dass lernunwillige und gewalttätige Schüler in Sonderschulen untergebracht werden, wo speziell ausgebildete Lehrer tätig sind ..."  Zum Originalkommentar

Gesellschaft belügt sich selbst

Zahlreiche Kommentare geben der Politik die Hauptschuld am wachsenden Problem. Die Regierung habe Warnsignale übersehen, Konzepte verschlafen und zu spät reagiert. Migration, Gewalt und gesellschaftliche Spannungen werden als Ergebnis politischen Versagens und bewusster Verdrängung gedeutet. Diese Sicht verbindet sich mit einer generellen Politikverdrossenheit und dem Gefühl, die politische Elite habe den Bezug zur Realität verloren. Tatsächlich haben Bund und Länder in den letzten Jahren mehrfach Maßnahmenpakete zur Schul- und Jugendgewalt aufgelegt, darunter Präventionsprogramme und Sicherheitsinitiativen. Ihre Wirkung bleibt aber schwer messbar, was den Eindruck von Untätigkeit verstärkt.

"In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an die dürftigen und hilflosen Erklärungsversuche zur wachsenden Kinderkriminalität und schweren Gewalttaten des Innenministers. Damals kein Konzept zur Bekämpfung, auch hier kein Konzept, zumindest kein einziges Wort dazu."  Zum Originalkommentar

"Seit 2015 schwindet das Sicherheitsgefühl in diesem Land, steigen die Sozialausgaben ins Unermessliche, gibt es kaum noch bezahlbaren Wohnraum und selbst in den Schulen wird es gefährlich. Das lässt sich nicht wegdiskutieren, relativieren und verharmlosen – es ist traurige Realität."  Zum Originalkommentar


Pessimismus über nächste Generation

Viele Leser äußern tiefe Sorge über die gesellschaftliche Entwicklung. Gewalt, Respektlosigkeit und Werteverfall werden als Symptome eines grundlegenden moralischen Niedergangs gesehen. Häufig überwiegt Resignation – der Glaube, die Probleme seien nicht mehr umkehrbar. Diese Haltung spiegelt ein wachsendes Gefühl gesellschaftlicher Unsicherheit, das weit über das Thema Schule hinausweist. Studien zeigen, dass sich Zukunftspessimismus in Deutschland seit Jahren verfestigt hat: Laut dem Deutschlandtrend fühlen sich über 60 Prozent der Befragten besorgt über den Zustand des Landes. Der Ton in den Kommentaren fügt sich in dieses Stimmungsbild.

"Da kann man sich schon mal darauf einstellen, was da auf uns zukommt, die werden ja älter, aber bestimmt nicht friedlicher."  Zum Originalkommentar

Ablehnung pandemiebezogener Erklärungen

Ein Teil der Leser weist Erklärungen zurück, die Gewalt an Schulen mit den Folgen der Corona-Pandemie in Verbindung bringen. Hinweise auf psychische Belastungen oder Lernrückstände gelten in den Kommentaren als vorgeschobene Ausreden. Stattdessen wird der Pandemiebezug als Versuch gesehen, Verantwortung abzuwälzen. Tatsächlich belegen Studien, dass die Corona-Zeit negative Auswirkungen auf die soziale Entwicklung vieler Kinder hatte – diese wissenschaftliche Erkenntnis widerspricht jedoch der öffentlichen Wahrnehmung vieler Leser, die pauschal jede Entschuldigung für Fehlverhalten ablehnen.

"Immer wieder die Ausrede Corona, noch in 20 Jahren wird das an den Haaren herbeigezogen."  Zum Originalkommentar

"Gut, dass es die Corona-Pandemie gab. Jetzt kennen wir den Grund aller Probleme in Deutschland. Na jetzt, da alles erklärt wurde, können wir ja einfach so weitermachen."  Zum Originalkommentar

Ruf nach Verantwortung der Eltern

Zahlreiche Kommentare fordern, die Verantwortung stärker im Elternhaus zu verankern. Erziehung beginne nicht in der Schule, sondern zu Hause – dieser Gedanke zieht sich durch viele Beiträge. Eltern müssten ihren Kindern Werte, Respekt und Disziplin vermitteln, statt die Verantwortung an Lehrer abzutreten. Diese Forderung trifft einen Kern der Debatte: Pädagogen und Bildungsexperten weisen seit Jahren auf die zentrale Bedeutung des Elternhauses für Sozialverhalten und Lernbereitschaft hin. Die Kritik in den Kommentaren zeigt somit eine verbreitete gesellschaftliche Sehnsucht nach klaren Rollen und verbindlichen Erziehungsnormen.

"Wo beginnt die Erziehung? Natürlich zu Hause, das wissen viele Eltern nicht oder wollen es nicht wissen, sie parken ihre Kinder in der Schule, die Lehrer sind verantwortlich, wenn was schiefläuft, gibt es nur einen Schuldigen."  Zum Originalkommentar

"Wenn das Verhalten der Schüler ein Ventil für die Erfahrungen aus dem Elternhaus ist, dann weiß man ja, wo man ansetzen kann und muss."  Zum Originalkommentar

"Das ist doch seit Jahren so. Endlich wird es mal angesprochen. Die Kinder werden antiautoritär erzogen und die Lehrer machen sich das Leben so leicht, wie es geht."  Zum Originalkommentar

Ironie und Sarkasmus prägen die Nebenstimmen

Die verbleibenden 15 Prozent vereinen ironische, sarkastische und medial-kritische Stimmen.

"Nichts hat mit nichts zu tun! Gehen Sie bitte weiter, es gibt hier nichts zu sehen ..."  Zum Originalkommentar

Einordnung

Auffällig in der Debatte ist die Abwesenheit positiver oder differenzierender Stimmen. Kein Kommentar nimmt eine vermittelnde Position ein oder versucht, Ursachen komplexer zu erklären. Diese Einseitigkeit spiegelt keine repräsentative Meinungsumfrage, sondern die Dynamik vieler Online-Debatten wider: Dort melden sich vor allem enttäuschte oder wütende Leser zu Wort. Zustimmung oder differenzierte Argumente bleiben meist ungehört. Das hier sichtbare Meinungsklima zeigt somit weniger ein vollständiges gesellschaftliches Bild, sondern vor allem den emotional aufgeladenen Teil der öffentlichen Reaktion auf Migration, Bildung und Gewalt.

Diskutieren Sie mit! Was müsste sich Ihrer Meinung nach am dringendsten ändern – Integration, Schulpolitik oder Erziehung zu Hause? Oder greifen aktuelle Maßnahmen sogar zu kurz? Teilen Sie Ihre Perspektive im Kommentarbereich und bringen Sie sich in die Debatte ein.

Hinweis: Die in diesem Artikel zitierten Kommentare geben ausschließlich die Meinungen unserer Leser wieder und wurden inhaltlich nicht verändert. Die Analyse, Auswertung und thematische Gruppierung der Kommentare erfolgt automatisiert mithilfe Künstlicher Intelligenz.
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