Stadtrat bremst Dorfplatz aus – Obwohl Anwohner alles selber machen

Oberndorf wünscht sich eine Neugestaltung seines Dorfplatzes bis zum Kreisfeuerwehrtag 2026. Doch die Pläne stoßen auf Kritik im Ebersberger Stadtrat, der die Kosten und den Verzicht auf Baurecht hinterfragt. Die Dorfbewohner sind überrascht von der heftigen Debatte.
Oberndorf/Ebersberg - Ein schöner Dorfplatz in Oberndorf mit Bäumchen, einem Maibaum, einem Trinkwasserbrunnen und einem kleinen Stüberl zum Ratschen. Das Ganze außerdem begrünt und nur zum Materialpreis, weil alles von der Dorfgemeinschaft in Eigenleistung erstellt wird: Was zuerst aussah wie eine „gmahde Wiesn“, führte im Technischen Ausschuss des Ebersberger Stadtrats schließlich zu einer heftigen Debatte darüber, was sich die Stadt leisten kann und was nicht. Die Oberndorfer Zuhörer verfolgten den Streit mit wachsendem Staunen.
Anfangs sah alles danach aus, als würde es so laufen, wie sich die Oberndorfer das vorgestellt hatten. Hintergrund ist unter anderem, dass am 31. Mai 2026 der Kreisfeuerwehrtag in Oberndorf stattfinden soll. Bis dahin wollte sich der Ort auch auf Wunsch der örtlichen Wehr herausputzen. Jetzt ist die Dorfmitte ein wenig ansehnlicher Parkplatz, auf dem die Autos kreuz und quer stehen.
Dorfgemeinschaft verspricht Gestaltung in Eigenleistung
Ursprünglich vorgesehen war dort einmal sozialer Wohnungsbau auf einer Fläche von etwa 550 Quadratmetern Grundfläche, die der Stadt Ebersberg gehört. Und da beginnt es knifflig zu werden, auch wenn Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) die Debatte mit dem Hinweis zu lenken versuchte, dass der Wohnungsbau an dieser Stelle wegen der geltenden Stellplatzsatzung wohl schwierig werden könnte. Es mangelt vermutlich an ausreichenden Flächen für die Autos. Auch einen Hinweis darauf, dass ihm die Dorfgemeinschaft bei einem Ortstermin versichert habe, die Platzgestaltung selbst in Eigenleistung zu übernehmen, erwähnte der Bürgermeister noch einmal ausdrücklich. „Die Oberndorfer können hinlangen“, bestätigte ihnen Toni Ried (FW).
Ratsmitglied Stefan Mühlfenzl (SPD) nannte das Engagement der Dorfgemeinschaft „vorbildlich”. Das sei ein „großes Angebot der Oberndorfer, wo man hellhörig werden muss“, sagte er. Sowas gebe es nicht oft. Dann aber hagelte es Bedenken.
„Ein Grundstück mit Baurecht bis zum St.-Nimmerleins-Tag zum Platz zu machen, das können wir uns nicht leisten“, warnte Gerd Otter (Pro Ebersberg). Bernhard Spötzl (FDP) war derselben Ansicht. „Es sind 550 Quadratmeter, um die es geht. Wir haben hier erschlossenes Bauland. Das ist in Ebersberg eine halbe Million Euro wert. Da hätte ich Bedenken“, sagte er zu den Oberndorfer Dorfplatzplänen. Jürgen Friederichs (Grüne) griff den Vorschlag von Otter auf, den Oberndorfern den Platz nur temporär zur Verfügung zu stellen, „für fünf Jahre. Wir haben so wenig städtischen Grund“. Christoph Münch (SPD) hingegen verblüffte die Ratskollegen mit einem plastischen Vergleich. „Wir haben hier auch städtischen Grund, den wir nicht bebauen werden, das ist der Marktplatz“, sagte er mit Blick aus dem Rathausfenster. „Brach liegen lassen hilft niemandem“, schob er nach.
Debatte um den wertvollen Baugrund mitten im Ort
Zu den härtesten Kritikern der Oberndorfer Wunschpläne gehörte Martin Schechner (CSU), etwa was den Trinkwasserbrunnen betrifft. „Ich lasse zu Hause auch den Wasserhahn nicht laufen“, schimpfte er. Ein Vereinsheim an dieser Stelle fand er überzogen, er könne sich lediglich einen kleinen „Vereinsraum“ vorstellen. Schechner gehört dem „Konsolidierungsausschuss“ der Stadt an, die sich in erheblichen Finanzschwierigkeiten befindet. Obwohl der Ausschuss nichtöffentlich tagt, war doch zu erkennen, dass die guten Nachrichten dort Mangelware sind. „Wir können uns nicht mal die Pflastersteine leisten“, ließ Schechner durchblicken.
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Ähnlich argumentierte Josef Riedl (CSU): „Ich bringe es nicht übers Herz, einen Baugrund herzugeben.“ Immerhin aber konnte er sich eine befristete Umgestaltung des Dorfplatzes „auf zwei Maibaumperioden“ vorstellen, „mit der Option auf Verlängerung“. Dazu müssten die Oberndorfer aber zuerst einmal eine Skizze vorlegen, forderte Riedl. Außerdem müssten die Kosten ermittelt werden, die bei der Stadt hängen bleiben würden.
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Schließlich einigte sich der Ausschuss: Die Verwaltung wird beauftragt, mit den Beteiligten eine Vorplanung zu erstellen und Fördermittel zu eruieren. Außerdem soll eine grobe Kostenschätzung ermittelt werden. Der Beschluss dazu fiel einstimmig. Dann könne entschieden werden. Die Oberndorfer Zuhörer warteten noch eine Schamfrist ab und verließen dann den Sitzungssaal. Riedl rief ihnen nach: „Wir sind fei noch nicht fertig!“ Die Antwort der Oberndorfer kam prompt: „Mit unserem Punkt aber schon.“