Singen im Alter: So viel Spaß haben die Poinger Sonnenjodler

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Die Poinger Senioren trauen sich sogar zu jodeln. © Johannes Dziemballa

Poinger Seniorengruppe hält sich mit dem Singen beliebter Melodien fit. Und das Beste: Sie trauen sich sogar zu jodeln.

Poing - Einer alten Volksweisheit, sich dort nieder zu lassen, wo gesungen wird, folgen Poings ältere Mitmenschen seit kurzem sehr gerne: Denn im Rahmen des Projekts „VitamiNd“ – Vital mit interessanten Netzwerk-Angeboten dabei sein“ bietet die Gemeinde neben wöchentlichen Treffen für Seniorinnen und Senioren nun auch einen neuen Termin an: das Senioren-Singen im Gemeinde-Haus gegenüber der Kirche in Alt-Poing.

Ein gutes Dutzend ältere Damen und Herren haben es sich an zwei Tischen gemütlich gemacht. Vor ihnen stehen ein paar Wasserflaschen, liegen Hefte mit Noten bekannter Lieder, neben ihnen sitzt Peter Vomberg mit seiner Ziehharmonika. Er wartet nur noch auf die Lied-Vorschläge aus der Gruppe, dann greift er in seine Instrumenten-Tasten, stimmt eine Melodie an.

Der Jodler-Spatz zeigt den Anderen, wie‘s geht

Auch Ingrid Hofer, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen „Jodler-Spatz“, ist gekommen, hat ihr großes Keyboard und eine Gitarre mitgebracht. „Früher war ich Sekretärin in verschiedenen Betrieben, doch Singen und Jodeln sind meine wahre Berufung“, gibt sie zu Protokoll. Auch sie ist gespannt, für welches Lied sich die Senioren-Gruppe entscheidet, stimmt danach ihr Instrument ab. Zeremonien-Meisterin im Hintergrund ist dabei Kerstin Bachmann, Poings Seniorenbeauftragte. „Wir haben uns im übertragenen Sinn beim Projekt-Namen deshalb für VitamiNd entschieden, weil es eine Parallelität zum echten Vitamin D darstellen soll, das bekanntermaßen den Menschen Freude und Energie spendet. Daher nennen wir unsere Gesangsgruppe auch die Sonnen-Jodler.“

Bevor es jedoch ans Jodeln geht, jenes laute Singen ganz ohne Text, das einst als Signal in den Bergen diente, werden bekannte Schlager und einstige Gassenhauer intoniert. Da folgt auf „Freut euch des Lebens“ die bekannte Melodie „Kein schöner Land“, auf „Horch, was kommt von draußen rein?“ folgt der unvermeidliche Melancholie-Hit „Wenn bei Capri die Sonne im Meer versinkt“. Nun sind die reiferen Herrschaften zu Anspruchsvollerem bereit, wollen sich beim „Alpenglühn“ an erste Jodel-Versuche wagen. Ingrid Hofer legt stimmlich schon mal vor, sie kann das tatsächlich sehr gut. Danach versucht die Gruppe, ihr es gleichzutun, doch sie ist (noch) nicht zufrieden.

„Ihr müsst beim Jodeln nach außen schreien, nicht nach innen singen, traut euch! Zuhause könnt ihr das übrigens wie ich am besten beim Staubsaugen probieren, da fällt es nicht so auf“. Ihr Ratschlag scheint zu wirken, denn nun geht das singende Dutzend deutlich beherzter an die Sache, probiert sogar, die aufgeschriebene Lautfolge minutiös wiederzugeben. Jetzt hört es sich ein bisschen an wie beim berühmten Jodel-Diplom-Test von Loriot, Ingrid Hofer kommentiert den Gruppen-Versuch immerhin mit einem respektvollen „Da ist schon viel Schönes dabei“.

Das Innsbrucker Lied als Höhepunkt

Und so wagen sie sich sogar an das berühmte Innsbrucker Lied, beliebt und bekannt auch als das Kufstein-Lied, mit einem Jodler-Refrain an jeder Strophe. Das klingt, begleitet von Keyboard- und Ziehharmonika-Untermalung, jetzt schon ganz gut, die Gruppe hat sich eine Kaffee-Pause verdient. Die Gäste sind zufrieden, wie etwa Karin Sanktjohanser aus Poing: „Ich bin jetzt das zweite Mal dabei, seit Juli gibt’s ja dieses Singen als Angebot, auch als so genannte Allianz für Menschen mit Demenz, eine tolle Gelegenheit für Inklusion.“

Ihre Sitz-Nachbarin Ilse Carl ergänzt: „Von Anfang an bin ich dabei, komme fast jede Woche zum Treffen hierher, leider gibt’s das Singen nur einmal im Monat. Aber wir können hier ja auch zwanglos ratschen, es ist ein sehr schöner geselliger Treff.“

Alle wollen sie wiederkommen, zum Singen, Ratschen, Kaffee-Plausch. Und irgendwann werden sie vielleicht sogar gut jodeln können, auch ganz ohne Diplom.

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