Angst vor neuer Kursk-Offensive: Russland erwägt Abschaltung von AKW

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Der Leiter von Rosatom hat angedeutet, dass der Betrieb des Kernkraftwerks Kursk möglicherweise eingestellt werden könnte.

Moskau – Russland wirft den ukrainischen Truppen seit ihrem Einmarsch im Gebiet Kursk am 6. August immer wieder vor, das Atomkraftwerk Kursk anzugreifen. Nun zieht Russland in Erwägung, das Atomkraftwerk in der Grenzregion aufgrund der anhaltenden Kämpfe mit der Ukraine möglicherweise zu schließen. Diese Überlegungen äußerte Alexei Lichatschow, der Chef der russischen Atomenergiebehörde Rosatom, auf dem Östlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok.

Der IAEA-Chef Rafael Grossi besuchte am Dienstag (27. August) das AKW in Kurchatow in der Region Kursk.
Der IAEA-Chef Rafael Grossi besuchte am Dienstag (27. August) das AKW in Kurtschatow in der Region Kursk. © RUSSIAN STATE NUCLEAR AGENCY ROSATOM/AFP

Ukraine-Krieg: Russland könnte AKW Kursk vorübergehend abgeschalten

Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti erklärte Lichatschow, dass die Möglichkeit einer Abschaltung des Kernkraftwerks Kursk „analysiert“ wurde. Lichatschow fügte hinzu, dass derzeit noch keine Entscheidung über die Stilllegung des Kraftwerks getroffen worden sei. „Das AKW Kursk ist sehr wichtig, es spielt eine wichtige Rolle bei der Energieversorgung der gesamten Region, es ist jetzt extrem wichtig. […]. Von den vier Blöcken ist einer in Betrieb. Bis jetzt sind wir der Meinung, dass die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen ausreichend sind“, sagte der Rosatom-Chef.

Im Moment laufe das AKW aber im Normalbetrieb. „Ein Schlag gegen Kursk wäre ein Schlag gegen die Atomenergie des gesamten Planeten“, meinte Lichatschow. „Es ist wichtig, den technischen Aspekt zu verstehen – schon eine Drohnenattacke kann zu nicht wiedergutzumachenden Folgen führen.“

AKW Kursk: Russland errichtet Verteidigungsanlagen wegen ukrainischer Offensive in Kursk

Das Kraftwerk liegt etwa 40 Kilometer westlich der Stadt Kursk und rund 110 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Laut Berichten der BBC errichtet Russland derzeit zusätzliche Verteidigungsanlagen um das Kraftwerk, um es vor möglichen Angriffen zu schützen. Seit die Ukraine ihre Truppen in die Grenzregion verlegt hat, kam es dort zu schweren Kämpfen. Kiews Streitkräfte haben Teile des Gebiets eingenommen.

Nach Medienberichten vermuten einige russische Militärblogger, darunter auch der Kriegskorrespondent Alexander Sladkov, dass die Ukraine versuchen könnte, das Kraftwerk als Druckmittel zu nutzen, um einen Rückzug russischer Truppen aus dem besetzten Atomkraftwerk Saporischschja zu erzwingen. Diese Spekulationen sind jedoch unbelegt. Das Institute for the Study of War (ISW) erklärte, dass Putin die Auswirkungen des ukrainischen Vormarsches in Kursk herunterspiele.

Ukraine-Krieg: Kreml beschuldigt Ukraine für Angriffe auf Atomkraftwerk Kursk

Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte, dass die IAEA zwar keine Befugnis habe, Schuldige für die Angriffe zu benennen, der Fall aber so eindeutig sei, dass keine Zweifel bestünden. Der Chef der IAEA, Rafael Grossi, hatte am Dienstag das Atomkraftwerk Kursk besucht, das nahe der Front liegt. Er warnte vor möglichen Gefahren durch die Kämpfe in der Region, stellte aber fest, dass der Betrieb der Anlage bislang normal laufe.

Ukraine-Krieg - IAEA-Chef Grossi in Russland
Der Chef der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA), Rafael Grossi, ist besorgt um die Sicherheit von Kernkraftwerken im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. © Uncredited/Rosatom State Atomic Energy Corporation/AP/dpa

Peskow erklärte weiter, dass Grossi die Schäden durch Drohnenangriffe auf das Kraftwerk gesehen und die potenzielle Gefahr bewertet habe, die von solchen Angriffen ausgehen könnte. Grossi hatte von einer „extrem ernsten Lage“ gesprochen, jedoch vor allem betont, dass das Kraftwerk im Gegensatz zu anderen Anlagen keine Schutzhülle habe, was es besonders verwundbar mache.

Die Lage um das ukrainische AKW Saporischschja gilt als noch schwieriger. Ukrainische und russische Truppen machen sich immer wieder gegenseitig für den Beschuss der Anlagen verantwortlich. Zuletzt hatte es dort auch einen Brand in einem Kühlturm gegeben. Bei einem Besuch diese Woche sagte Grossi, dass der Kühlturm wohl abgerissen werden müsse wegen der Schäden. (jal mit dpa)

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