Tesla-Talfahrt immer schlimmer: Musk will Unternehmen mit „Masterplan“ retten
Teslas Zahlen sinken weiter – Elon Musk setzt nun auf große Robotaxi-Versprechen, um Anleger zu halten. Experten zweifeln an der Zukunftsvision.
Austin – Das Geschäft von Tesla befindet sich seit Monaten im Abschwung. Unternehmenschef Elon Musk versucht, mit ambitionierten Ankündigungen rund um das autonome Fahren gegenzusteuern. Nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen 2025 versprach der Tech-Milliardär, dass autonome Fahrzeuge spätestens bis Ende des kommenden Jahres spürbar zur Verbesserung der Tesla-Bilanz beitragen sollen. Zugleich räumte er ein, dass bis dahin noch einige „harte Quartale“ bevorstehen könnten.
„Masterplan“ gegen sinkende Zahlen: Musk verspricht autonomes Fahren
Musk verkündete, dass er an einem neuen „Masterplan“ für Tesla arbeite. Im Juni startete ein Pilotprojekt mit Robotaxis im Zentrum von Austin, Texas. Derzeit sind jedoch nur wenige Fahrzeuge des Typs Model Y im Einsatz, die ausschließlich von ausgewählten Tesla-Kunden gebucht werden können. Zwar bleibt der Fahrersitz leer, doch zur Absicherung sitzt ein Tesla-Mitarbeiter auf dem Beifahrersitz.
Noch in diesem Jahr soll der Robotaxi-Service auf weitere Regionen ausgeweitet werden, so Musk. Er sei zuversichtlich, dass Tesla „zum Jahresende voraussichtlich für die Hälfte der US-Bevölkerung autonome Fahrten anbieten“ könne – „die Zustimmung der Behörden vorausgesetzt.“ Für das kommende Jahr stellte er in Aussicht, dass Tesla-Besitzer ihre Fahrzeuge in bestimmten US-Städten als Robotaxis betreiben und damit Geld verdienen könnten. Sobald Teslas neueste „Autopilot“-Versionen in Europa zugelassen seien, werde sich laut Musk auch der dort schwächelnde Absatz wieder erholen.
Musks Robotaxis: Noch keine Genehmigungen beantragt
Langjährige Branchenexperten äußern jedoch Zweifel an Musks Zeitplan. Gene Munster, ein erfahrener Analyst, erklärte, man könne darauf „nicht groß bauen.“ In den USA sei für jedes Bundesland eine gesonderte Genehmigung für autonomes Fahren erforderlich.
Paul Miller, Analyst bei Forrester, erklärte gegenüber dem Handelsblatt, bislang lägen „keinerlei Belege vor, dass entsprechende Genehmigungen beantragt wurden“. Gleichzeitig schreitet die Konkurrenz voran: Waymo, das von Googles Muttergesellschaft Alphabet unterstützt wird, betreibt bereits in mehreren US-Städten vollständig fahrerlose, kostenpflichtige Dienste. Chinesische Anbieter wiederum wollen ihren Erfolg im Heimatmarkt nutzen, um in naher Zukunft Robotaxi-Angebote im Nahen Osten zu starten.
Tesla-Zahlen auf Talfahrt: Umsätze und Gewinne sinken weiter
Der anhaltende Rückgang bei den Auslieferungen von Tesla-Fahrzeugen hat im zweiten Quartal in Folge zu sinkenden Umsätzen und Gewinnen geführt. Im jüngsten Quartal verzeichnete Tesla einen Gewinn von 1,17 Milliarden US-Dollar (etwa eine Milliarde Euro), was einem Minus von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Auch der Umsatz fiel – um zwölf Prozent auf rund 22,5 Milliarden Dollar. Damit enttäuschte das Unternehmen erneut die Erwartungen von Analysten.
Die Zahl ausgelieferter Fahrzeuge sank im Vergleich zum Vorquartal um 13,5 Prozent auf 384.122 Stück. Selbst die Einführung einer neuen Variante des beliebten Model Y, die seit März erhältlich ist, konnte keine neue Kaufdynamik erzeugen.
Neben kritischen Debatten über Musks politisches Engagement wurde auch die Einführung der neuen Model-Y-Version als ein möglicher Faktor für die Absatzschwäche im ersten Quartal genannt, in dem der Rückgang 13 Prozent betrug. Darüber hinaus bekommt Tesla zunehmend Konkurrenz – insbesondere außerhalb der Vereinigten Staaten, wo chinesische Hersteller mit wachsendem Einfluss auftreten. In Europa, wo Tesla sein Werk in Grünheide bei Berlin betreibt, sind die Verkaufszahlen seit Monaten rückläufig.

Förderfrist endet: Tesla hofft auf Kaufimpuls
Kurzfristige Impulse könnte Tesla durch die US-Politik erhalten. Zum Ende September laufen die staatlichen Zuschüsse von 7.500 Dollar für Elektroautos aus – was potenzielle Käufer zu einem schnellen Kauf bewegen könnte.
Ob Tesla diesen Vorteil tatsächlich voll ausschöpfen kann, ist jedoch unklar. Finanzvorstand Vaibhav Taneja warnte, dass die Produktion möglicherweise nicht ausreiche, um die Nachfrage vor Ablauf der Förderfrist vollständig zu bedienen. Im Anschluss plant Tesla, ein kostengünstigeres Modell auf den Markt zu bringen. Musk bestätigte, dass dieses dem Model Y optisch ähneln werde. Der günstigere Preis dürfte allerdings mit Abstrichen bei der Ausstattung verbunden sein. Analyst Gene Munster warnte bereits, dass dies die Nachfrage nach dem margenstärkeren Model Y beeinträchtigen könnte. (dpa/hk)