Sind die Liberalen obendrein noch zynisch? Die FDP formuliert in ihrem umstrittenen Strategiepapier martialisch – woher der Begriff „D-Day“ kommt.
Berlin – Die FDP mit Parteichef Christian Lindner muss sich für ihr „D-Day-Papier“ scharfe Kritik gefallen lassen. Viele stören sich dabei auch den Begrifflichkeiten. Denn in dem Schreiben taucht die Formulierung „D-Day“ mehrfach auf. Der Begriff D-Day ist vor allem in Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg bekannt. Am 6. Juni 1944 – dem D-Day – begann die Landung der Alliierten in der Normandie zur Befreiung Europas vom Nationalsozialismus.
Was ist der D-Day? FDP-Generalsekretär bestreitet Verwendung des Wortes zunächst
Aus der FDP war eine Verwendung zuvor bestritten worden. „Das stimmt nicht. Dieser Begriff ist nicht benutzt worden“, sagte der jetzt zurückgetretene FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai am 18. November in einem Interview bei RTL/ntv mit Blick auf damalige Medienberichte. In dem FDP-Papier wird in einer D-Day-„Ablaufpyramide“ auch eine letzte Phase namens „offene Feldschlacht“ aufgeführt.
Die FDP hatte das interne Strategiepapier am Donnerstag (28. November) veröffentlicht, nachdem es an mehrere Medien gelangt war. Darin werden Szenarien zum Koalitionsausstieg durchgespielt.
FDP plante D-Day – Reaktionen von SPD und Grünen: „Mackergehabe“
SPD-Generalsekretär Matthias Miersch kritisierte es als „zynisch“, dass die FDP für den Zeitpunkt des Ampel-Bruchs in ihrem Papier das Wort D-Day benutzt und den nachfolgenden Wahlkampf als „offene Feldschlacht“ bezeichnet. Die Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann schrieb auf der Plattform X, man könne nur noch den Kopf schütteln über „dieses martialische Gerede“ und fügte hinzu: „Wer will das hören, ein solches Mackergehabe.“
D-Day-Papier der FDP: empörte Reaktionen – „geschichtsvergessen“
Auch der Spiegel kommentierte, wer den Begriff D-Day in Deutschland außerhalb des historischen Kontexts verwende, erweise sich als „geschichtsvergessen und zynisch“. In dem FDP-Papier zeige sich „eine geradezu dämonische Lust sowohl an der Destruktion wie an der Manipulation“. Neben der bereits erwähnten „Feldschlacht“ seien auch die Formulierungen „Narrativ verbreiten“, „Bilder der Verkündung“ und „Hoheit über die Kommunikation“ genutzt worden. Setzen die Liberalen auf eine „Wählerschaft für destruktive“ Politik?, fragte das Nachrichtenmagazin deshalb. (frs)